2: Unerträglich und so weiter

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Zwei Stunden später ließ ich müde den Stift sinken. Ich schaute auf die Uhr. 5.30 pm. Ich stöhnte und lehnte mich zurück. Zwei Stunden hatte ich nun für diese dumme Mathe Klausur gelernt und es fühlte sich an, als wüsste ich exakt null Sachen mehr über Prozentrechnungen, als ich es vor zwei Stunden bereits getan hatte. Wenigstens eines hatte ich gelernt: dass ich den Anblick meines Zac Efron Posters nicht mehr ertragen konnte. Dieses hang nämlich genau über meinem Schreibtisch an der Wand und während ich alle Matheformeln xy n AM u W F gebüffelt hatte, hatte ich es unentwegt angestarrt, fast so, als ob ich mit meinen Augen Löcher hineinbrennen konnte. Ich hatte das Poster aufgehängt, als ich auf der Junior High war und irgendwie vergessen, es wieder abzuhängen. Nun konnte ich es wirklich nicht mehr sehen und war sicher: bei der nächsten Gelegenheit würde es abkommen! Stöhnend stand ich auf und rieb mir meinen Hintern. Mein Steißbein hatte die letzten Stunden wirklich gelitten, schließlich hatte ich mich kaum bewegen können. Ächzend erhob ich mich und streckte meine Gliedmaßen aus. Ein letzter verächtlicher Blick und dann war Mathe für diesen Tag abgeschrieben. Ich ließ mich auf mein Bett fallen und schnappte mir ein Buch, was ich gerade las. Until I die. Mein absoluted Lieblingsbuch, schon jetzt. Obwohl ich erst auf Seite 207 war, fühlte es sich so an, als sei ich Mittendrin. Dabei war es gerademal die Hälfte.
'Ich sah auf, unsere Blicke trafen sich. Seine Augen waren hohl. Leer. "Es tut mir Leid, dass ich dir so viele Sorgen bereitet habe", flüsterte er und ließ seine Hand sinken. Ich wandte mich von ihm ab und ging, solange ich dazu noch die Kraft aufbringen konnte. Als das Tor hinter mir ins Schloss fiel, rannte ich los.'
Nein. Nein! Sie durfte ihn nicht verlassen! Hektisch blätterte ich in den Seiten herum und suchte nach irgendwelchen Anzeichen, dass sie es nicht ernst meinte. Doch ich fand keine. "Das ist scheiße!", rief ich und verfluchte innerlich die Autorin des Buches, Amy Plum. Manche gehässigen Leute würden jetzt vielleicht sagen 'Mädchen, beruhig dich. Es ist nur ein Buch'. Doch für mich waren Bücher nicht einfach nur Bücher. Das war mein Leben. Ich hatte das Gefühl, dass, egal wie scheiße das Leben gerade zu einem ist, oder egal wie allein man sich gerade fühlt, es gibt immernoch eine Welt, in die du flüchten kannst und dort wird es inmer gleich bleiben, egal was du tust oder getan hast. Die Welt der Bücher bedeutete alles für mich. Und ein Stückchen dieser Welt zerbrach gerade. "Das kann doch nicht ihr Ernst sein!", motzte ich und warf das Buch auf mein Bett. Ich war aufgesprungen und lief zornig durch mein Zimmer. Okay, ich wahr schon ein wenig eigenartig und wahrscheinlich die Einzige, die sich dermaßen über dieses Kapitel aufregte, aber so war ich nunmal.
Mein Handyklingeln stoppte meine Aggressivität vorrübergehend. Genervt warf ich einen Blick auf das Display. JOSH stand dort in Großbuchstaben. Ich nahm ab. "Was?", meldete ich mich. "Wow, hey hey Kleine.", meldete sich die Stimme meines besten Freundes auf der anderen Seite der Leitung. "Kein Grund, zickig zu werden, ich bins, Josh, die erhellende Sonne an deinem traurigen Regenhimmel!" Okay, das war mal wieder typisch Josh. "Und bei dir, kein Grund sarkastisch zu werden!", kicherte ich zurück. Ich hörte Josh leise lachen. "Hey, sie kichert wieder, der wunderbare und einzigartige Josh Mayfield hat es mal wieder geschafft.", tönte er euphorisch. Ich lachte laut auf. Das hätte er wohl gerne. "Hey, mal Spaß beiseite.", sagte er plötzlich wieder ernst. "Der Grund warum ich anrufe ist; du hast doch die Nummer von diesem scharfen California-Baby, oder?" Ich runzelte die Stirn. "Scharfes California-Baby?", wiederholte ich. "Und wer bitteschön soll das sein?"
"Na, du weißt schon. Die aus deinem Biokurs. Lucy, Luna, irgendwie so."
Ich hatte eine Erleuchtung. "Du meinst Larissa!", rief ich. "Genau, sag ich doch.", kam es zurück. "Ja, die Nummer hab ich, wieso?" Ich hörte Josh schon fast grinsen. "Wieso bloß? Ich will die anschreiben. So 'ne scharfe Braut sieht man nicht alle Tage." Ich rümpfte die Nase.Larissa Owen war so ziemlich das begehrteste Mädchen des Jahrgangs, wenn nicht noch mehr. Natürlich war sie hübsch, sie war klug und nett und klar besaß ihr Dad das große Owen-Einkaufzentrum in der Nähe, aber hallo? Das war noch lange kein Grund, so beliebt zu sein! Und jetzt wollte auch noch Josh, mein bester Freund, ihre Nummer haben.

"May? Hallo?", drang eine Stimme an mein Ohr. "Mayline Evelyn Thompsen! Hörst du mir überhaupt zu?" Ich schreckte hoch. Ich hasste meinen vollen Namen. Kein Mensch heißt Mayline. Und das auch noch Mailien ausgesprochen! Was hatten sich meine Eltern sich dabei gedacht? "Jaja, ich hör zu.", murmelte ich. "Kann ich dir die Nummer morgen geben?" Josh kicherte. "Klar. Du bist ein Schatz, Mayline. Bis morgen dann!" Ich nickte, doch das konnte Josh natürlich nicht sehen. "Jaja.", sagte ich also. "Bis morgen. Und bitte nenn mich nicht immer Mayline." Doch er hatte schon aufgelegt.

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⏰ Letzte Aktualisierung: Mar 03, 2015 ⏰

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