Kapitel 49

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Ruby by LuanaWhite

Seit diesem Date, konnte ich nur noch an Noah denken und hatte permanent ein Lächeln auf dem Gesicht. Meine Tante wollte mich zu ihm ausfragen, aber ich schwieg wie ein Grab. Um nichts in der Welt, wollte ich zulassen dass sie mir irgend etwas schlecht redete.

Jedoch war ich ein wenig enttäuscht, als Noah mir schrieb, dass er wohl die kommenden Tage keine Zeit haben würde, damit wir uns wieder sehen konnten, aber er wollte es wieder gut machen. Aber hey, er sollte immerhin nicht sein Leben wegen mir umkrempeln.

Auch hatte er mir mitgeteilt, dass er wohl am Abend nach unserem Date sein Handy verloren hätte, aber dass wie und warum blieb ein Rätsel. Und sonst blieb er auch relativ wage, was seine Pläne für die kommenden Tage betraf und irgendwie hatte ich ein merkwürdiges Gefühl. Ich hoffte einfach nur, dass er sich nicht anders entschied, was mich betraf. Immerhin hatten wir uns doch gegenseitig gestanden das wir uns verliebt hatten, das konnte man sich doch nicht anders überlegen, oder doch? Nein, Noah wäre bestimmt nicht so ein Typ. Ganz bestimmt nicht.

Ich blieb heute etwas länger in der Uni-Bibliothek, da ich wegen der Hybridennachforschungen mein Studium die letzten Wochen etwas schleifen gelassen hatte und das wollte ich nachholen.

Als ich das Gebäude verließ, war die Sonne bereits untergegangen. Der Himmel war dunkel und Sterne und Mond wurden von den vielen Wolken verdeckt. Ich musste mich beeilen, damit ich noch den letzten Bus nach Hause erwischte. Doch ich schien wahrlich kein Glück zu haben, denn der Bus fuhr mir vor der Nase davon.

So ein Mist!

Jetzt blieb mir nichts anderes übrig als zu Fuß nach Hause zu laufen, und das dauerte bestimmt vierzig Minuten. Und das gefiel mir ganz und gar nicht, denn als Hexe wusste ich welche Gestalten bei Dunkelheit ihr Unwesen in Broken Hills trieben.

Ich ging also die fast menschenleeren Straßen entlang, denn in dieser Gegend war nichts los, nachdem die Studenten alle bereits gegangen waren. Unsicher sah ich mich immer wieder um und nach einer Weile bildete ich mir ein, eine dunkle Aura zu spüren. Aber vermutlich war das einfach nur Paranoia, wegen all der Geschichten die ich gehört hatte.

Ich hatte bereits den halben Weg hinter mir, als ich das Gefühl hatte, mich beobachtete irgendwer. Konnte das sein?

Ich hielt mich bereit. Sollte es wirklich ein Vampir wagen mich anzugreifen, würde er gleich einen gewaltigen Sonnenball abbekommen.

Doch plötzlich wurde ich gepackt und in eine Gasse gezerrt. Ich erschrak mich so, dass mir meine Magie verwehrt blieb und schrie laut auf.
"Kleines, hübsches Ding. Du kommst genau richtig." raunte dieser Mann auf, der mich gegen die Mauer drückte. Ich versuchte mich zu konzentrieren um meine Kräfte herauf zu beschwören, aber als ich diese roten Augen und die spitzen Zähne sah, war ich starr vor Schreck. Ein Vampir!

Er riss sein Maul auf und biss mich gewaltvoll in meinen Hals. Es tat so schrecklich weh dass mir sofort die Tränen in die Augen stiegen. Ich wollte nach Hilfe schreien, doch ich bekam keinen Ton mehr aus mir raus. Wer sollte mir auch schon gegen einen Vampir helfen können?

Doch dann spürte ich ganz deutlich eine andere Aura, aber ich konnte nicht sagen was es war. Die Aura war weder dunkel noch hell, irgendwie vertraut aber irgendwie auch nicht. Und dann wurde der Vampir plötzlich von mir weg gezerrt wodurch mein Hals noch mehr aufgerissen wurde.

Ich hörte es knurren.

"Finger weg von Ruby!"

Meine Sicht war vernebelt von meinen Tränen, dadurch konnte ich denjenigen nicht gleich erkennen der mir zur Hilfe geeilt war, aber diese Stimme...

Nein, das konnte nicht er sein. Oder?

Ich hielt mir die Wunde an meinen Hals mit meiner Hand zu, doch die Blutung konnte ich nicht stillen. Es tat so unglaublich weh, und das Blut floss weiter aus meinen Körper raus. Mit der anderen Hand wischte ich meine Tränen zur Seite, damit meine Sicht klarer wurde.

Noah? Er sah aus wie Noah, aber irgendwie auch nicht. Sein Gesicht... Seine Hände... Er sah aus wie das Wesen dass er mir beschrieben hatte. Ein Hybrid. Aber das konnte doch gar nicht wahr sein, oder?

Noah kämpfte mit den Vampir. Mein Noah. Ich wusste gar nicht dass er kämpfen konnte. Doch dann schaffte er es tatsächlich, dass der Vampir der mich angegriffen hatte, die Flucht ergriff. Und dann kam Noah mit diesen Dämonengesicht auf mich zu. Ich war wie erstarrt. Ich blutete. Das musste ein Alptraum sein.

Ich hatte Angst. So viel Angst wie noch niemals zuvor in meinen Leben. Da sah ich wie sich sein Gesicht auf einmal wieder veränderte. Auch die Krallen an seinen Händen bildeten sich wieder zurück. Er sah wieder wie mein Noah aus.

Er ging langsam weiter auf mich zu, doch mir war das zuviel und im Reflex wich ich panisch vor ihm zurück.
"Ruby, bitte ich bin es. Du brauchst vor mir keine Angst haben. Ich bin immer noch der Alte." sagte er mit ruhiger Stimme, aber ich musste das erstmal begreifen. Deshalb schüttelte ich meinen Kopf. Er sollte mir nicht zu nahe kommen. Noch nicht. Immer mehr Tränen flossen meine Wangen hinab.

"Ich kann dir mein Blut geben, damit deine Wunden heilen?"versuchte er mir anzubieten, aber das drang erst gar nicht bis zu mir durch. Ich starrte ihn einfach nur voller Schrecken an. Was war denn hier passiert? Ich konnte keinen klaren Gedanken fassen und meine Wunde tat so schrecklich weh. Ich sank zu Boden.

Noah entfernte sich von mir und sank nun ebenfalls auf den Boden. Ich konnte ihn auch schluchzen hören. Er weinte.

Ich konnte das einfach nicht begreifen. Das konnte doch einfach nicht Real sein.
"Noah, bist das wirklich du? Seit wann? Wie? Warum?" stammelte ich vor mich hin. War er wirklich zu einem Hybriden geworden? Oder war er schon die ganze Zeit einer? Nein, das konnte nicht sein, ich hätte es doch bemerkt. Bei unseren Date war er noch ein Mensch gewesen! Wann war er gestorben? Mein Noah war gestorben?

Ich weinte unerbitterlich weiter. Ich fühlte mich als würde ich in ein tiefes Loch fallen.
"Noah?" fragte ich noch mal, um sicherzugehen.

Nun drehte Noah seinen Kopf zu mir und nickte.
"Ja, ich bin es immer noch." wollte er mir versichern.
"An dem Abend nach unserem Date wurde ich in meiner Wohnung von diesem Constantin, dem ehemaligen Clananführer der Vampire angegriffen und verschleppt. Er hatte mich benutzt, um meine Freunde in eine Falle zu locken. Als sie dann kamen, hat er mich so schwer verletzt, dass ich gestorben bin, aber Lucas hatte mir davor sein Blut gegeben und versucht mich zu heilen. Ich bin mit seinem Blut im Körper gestorben und kam als Hybrid zurück. Der Clan wurde von den Werwölfen und naja Lucas vernichtet und jetzt bin ich auch ein Hybrid."

Ich schluckte und musste das erst mal verarbeiten, aber dann sprach er auch schon weiter.
"Deshalb hatte ich auch mein Handy nicht mehr. Constantin hatte es mir abgenommen und mich mit Kontrolle gezwungen meine Freunde in eine Falle zu locken. Es war einfach schrecklich. Ich hatte dir geschrieben, dass ich erstmal ein paar Tage keine Zeit hatte, weil ich mich erstmal an dieses neue Leben gewöhnen wollte. Es tut mir leid, falls ich dich damit verletzt habe. Ich wollte dich erst sehen, wenn ich mir sicher war, dass ich dir nichts tue. Aber ich bin immer noch genau der Alte." erzählte er und senkte wieder seinen Kopf.

Das, was Noah mir da erzählte, war einfach schrecklich. Ich konnte das einfach nicht begreifen.
"Du bist gestorben? Und du... Noah... Ich..."

Ich spürte deutlich wie mein Körper schwächer wurde. Ich verlor zu viel Blut. Dieser Vampir hatte mich übel erwischt. Ich wusste, bald würde ich in Ohnmacht fallen. Aber das war mir gerade egal.

Noah war ein Hybrid geworden, aber er ging trotz des vielen Blutes nicht auf mich los.

"Das ist zu viel. Ich... Du bist wirklich noch immer der selbe? Ich kann dich nicht verlieren, Noah. Das ertrage ich nicht." wimmerte ich leise. Ja, wir hatten uns erst kennen gelernt, aber ich hatte diese besondere Verbindung zwischen uns gespürt, und ich spürte sie immer noch.

Cursed Beings - Lost SoulsWo Geschichten leben. Entdecke jetzt