...da für dich

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„...hab ich nicht Recht?", fragte er spielerisch und grinste Shoto provozierend an. Dieser starrte emotionslos zurück und redete sich immer wieder ein, sich zurückzuhalten. Seit Wochen versuchte sein Gegenüber ihn zu reizen, Stück für Stück stürzte er die Mauern, die der Schüler um sich erbaut hatte. Seitdem Dabi von seiner Schwachstelle erfahren hatte, was nicht lange gedauert hatte, zog er ihn damit auf, provozierte ihn, streute Salz in die Wunde.

Seitdem er hier war konnte der Junge sich beherrschen, redete nicht viel, versuchte wegzuhören. Er hatte sich selbst gut versteckt gehalten, zumindest dachte er das. Aber nach und nach wurde ihm bewusst, dass der Ältere jede noch so kleine Regung wahrnahm, ihn genauestens beobachtete und alles daran setzte, eine bestimmte Reaktion zu erhalten. Und dieses Mal war es zu viel für Shoto.

Zu viel Druck, schlechte Erinnerungen, Schmerz. Fast reflexartig blickte er nach unten, als er spürte, wie seine Augen zu brennen begannen. Natürlich, er kannte das Gefühl, in den letzten Wochen war er oft an diesem Punkt gewesen, aber nie darüber hinaus. Auch jetzt versuchte er, es zu bekämpfen, die Tränen hinunterzuschlucken und hoffte, dass er so schnell wie möglich wieder gehen würde.

Er musste jämmerlich aussehen, wie er versuchte, die einsame Träne, die über seine Wange lief, zu verstecken. Gebeugt saß er da, ganz ruhig, und fand sich langsam damit ab, dass sich eine zweite Träne dazugesellte. Eine Dritte und eine Vierte, bis man sie nicht mehr voneinander unterscheiden konnte.

„Aww, weint der kleine Shoto etwa?", spottete der Ältere und fuhr durch des Anderen Haare. Touya hob seinen Kopf an, sodass er ihn ansehen musste und wischte die Tränen sanft weg. Vergeblich, aber er tat es. In den Augen des Jungen sah er deutlich, wie sehr er sich dagegen sträubte, auch wenn er sich nichts anmerken ließ.

Ohne viel Mühe wurde der Jüngere hochgehoben, als würde er nicht mehr wiegen als eine Feder. Man könnte es fast als Beleidigung auffassen. Touya setzte sich auf die Couch und platzierte ihn auf seinem Schoß, umarmte ihn und strich beruhigend über seinen Rücken. Er spürte die kleinen Hände, die sich an seinen eigenen Rücken gelegt hatte, spürte, wie sie Druck ausübten.

Vermutlich etwas peinlich berührt hatte Shoto das Gesicht von seinem Bruder abgewendet an dessen Schulter gelegt und ließ endlich los. Ließ den Druck der Vergangenen Wochen von sich abfallen und weinte an der Schulter seines verlorenen Bruders.

„Shh, es ist alles gut, großer Bruder ist da für dich..."


408 Wörter

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A/N:

Okay, das ist die erste Geschichte, die ich jemals hochgeladen habe, falls das hier irgendjemand liest, lasst doch ein paar Wörtchen da, ich würd mich freuen. 

Zur Erklärung: Dieser sehr kurze Oneshot hat keine Hintergrundgeschichte, es ist einfach nur ein Ausschnitt, der in meinen Gedanken aufgetaucht ist und ich wollte ihn veröffentlichen. Vielleicht schreibe ich irgendwann noch etwas dazu, mal schauen.

Ach ja, das hier soll übrigens keine DabixShoto Fanfiction darstellen, es geht um brüderliche, rein platonische Liebe.

Danke fürs Lesen!


04.06.2021

Da für dich [ger/de] OneshotWo Geschichten leben. Entdecke jetzt