WarriorCats-Das Geheimnis der Sonne

13. Kapitel

Mit zitternden Pfoten näherte sich Schmutzjunges dem Anführerbau.

"Geh in den Anführerbau und frag ihn einfach. Er ist nur eine Katze. Er ist nur eine Katze", sagte sich die Tigerkätzin vor, wie ein Gebet. Sie konnte es einfach nicht mehr länger hinauszögern, sie war nun fast fünf Monde alt und ihre Zeremonie würde ihn den nächsten Tagen stattfinden, wenn nicht sogar schon heute. Die Aufregung über den kommenden Wendepunkt prickelte in ihrem ganzen Körper, zugleich angenehm und zwickend, als wäre sie in einen Ameisenhaufen getreten.

Es war in letzter Zeit viel zu laut in der Kinderstube geworden. Fuchsblütes Junge waren nun schon vier Monde alt und füllten beinahe das ganze Nest ihrer Mutter aus. Sie waren auch niemals still und sie zum Schlafen zu bringen war so gut wie unmöglich. Besonders Rabenjunges hatte sich zu einem frechen, jungen Kater entwickelt, ganz anders als sein zurückhaltender Bruder Möwenjunges.

Um es genau zu nehmen, war Schmutzjunges froh, dass sie bald aus der Kinderstube raus sein würde, langsam wurde es ihr dort zu voll. Zudem trug Fuchsblüte ihr und ihren Schwestern so gut wie täglich auf, auf Jubeljunges und Schreckjunges aufzupassen, seit Schwalbenpfote es nicht mehr tat. Die rauchblaue Kätzin hatte sich, seit der verpatzten Kriegerprüfung zurückgezogen. Sie kam nicht mehr in die Kinderstube um Spiele zu spielen oder Geschichten zu erzählen und Schmutzjunges wusste nicht einmal mehr, ob sie Schwalbenpfote noch richtig kannte.

"Schmutzjunges? Wo willst du hin?", erklang auf einmal eine dünne Stimme hinter ihr. Erschrocken wandte sie sich um und blickte in ein paar hellblauer Augen. Vor ihr stand Schreckjunges, dessen dunkelbraunes Fell von seinem Körper abstand, wie Igelstacheln.

"Ich...ich will nur zu Ameisenstern und...was für meine Schülerzeremonie besprechen." Die Worte fühlten sich auf ihrer Zunge wie eine Lüge an, dabei war es nicht einmal eine. Zumindest keine ganze.

Schreckjunges senkte den kleinen Kopf und blickte auf seine Pfoten.

"Aber wer passt denn dann auf uns auf, wenn du nicht mehr da bist?", fragte er leise, Schmutzjunges hörte seinen Schweif enttäuscht auf den Boden schlagen.

"Du tust ja so, als würde ich den Clan verlassen. Ich werde immer noch hier sein, im Lager und wir können immer noch spielen", versichte Schmutzjunges dem kleinen Kater und tätschelte ihn tröstend. Wenn sie eines in dem letzten Mond gelernt hatte, dann, dass Schreckjunges sehr anhänglich war. "Ich muss jetzt mit Ameisenstern reden."

Schmutzjunges wandte sich ab und ließ das Junge auf der Lichtung, sie nahm sich aber vor, später noch mit ihm zu spielen. Sie konnte einfach nicht zulassen, dass seine Augen so traurig blieben, wie jetzt, als er ihr nachblickte, während sie in den Schatten des Anführerbaues trat. Vor lauter Ablenkung hatte sie nicht einmal um Erlaubnis gebeten, eintreten zu dürfen.

"Ha...Hallo? Ameisenstern?"

Dunkelheit umfing sie, die Höhle hatte eine stickige Atmosphäre und roch nach altem Moos. Einige glatte Felsen warfen ihr Spiegelbild zurück, als sie hinsah, sie waren feucht vom letzten Regen.

Auf einmal blitzten in der Finsternis zwei gelbe Augen auf.

"Schmutzjunges? Wie kann ich dir helfen?", Ameisenstern tiefe Stimme tönte vom hinteren Teil der Höhle und kurz darauf erkannte Schmutzjunges die Konturen seiner spitzen Ohren im schwachen Licht, das es vom Eingang bis hier her schaffte.

Schmutzjunges schluckte. Jetzt gab es kein zurück mehr.

"Ich...ich wollte dich etwas fragen", brachte sie mühsam heraus, ihr Nackenfell sträubte sich leicht, die Dunkelheit im Anführerbau machte sie nervös.

"Dann frag ruhig, ich beiße schon nicht", antwortete der schlanke, braune Kater und schmunzelte, in seinen sonnengelben Augen blitzte Belustigung auf.