Es erschreckt mich immer wieder, wie viel Platz Leere einnehmen kann. Es ist, als seien all meine Knochen gelähmt, als könne ich mich nicht mehr bewegen, aus Angst davor, dass sie mich in 1000 Stücke zerfetzt.
"Es hat dich stark gemacht", höre ich immer wieder, wenn ich von meinem Leben erzähle.
"Ich weiß", sage ich, denn ich weiß, dass sie es nicht besser Wissen. Sie wissen nicht, wie es ist, keine Perspektive zu haben. Sie können nicht erahnen , wie es ist, wenn man Jahrelang versucht, richtig zu sein , nur um zu merken, dass man nie genug sein wird. Sie wissen nichts von Hunger, Leid und Sucht. Sie kennen das Gefühl nicht, wenn alles, was dich auf dieser Erde hält aus deinen Händen gleitet. Sie wissen nicht wie es ist, zu verschwinden; langsam, schleichend. Wissen nichts von all den Nächten, in denen ich panisch versuchte, seine Hände von meinem Körper zu waschen oder von jenen Nächten, die ich blutend und flehend verbrachte. Sie wissen nicht wie es ist, nichts zu sein. "Ich hätte nicht stark sein müssen dürfen, ich war ein Kind. Sie hätten mich beschützen müssen. Sie hätten sich um mich kümmern müssen. Ich hätte niemals diese Verantwortung haben dürfen, mich um sie zu kümmern. Das war ihre Aufgabe. Meine Aufgabe war es, ein Kind zu sein", denke ich und fühle mich schuldig, so denken zu müssen. "Ohne all das wärst du nie die Person geworden, die du heute bist."
"Du hast Recht", sage ich, und merke, dass sie nicht verstehen. Sie verstehen nichts von nicht-Essen oder viel zu kalten Bädern. Sie verstehen das Gefühl nicht, das man hat, wenn die Klinge langsam über die Haut streift und für einen kurzen Moment alle Ängste mitnimmt, während sie deinen Körper deformiert. Von dem Frieden, der in all dem Schmerz innewohnt.
Sie verstehen nichts von langen Ärmeln und Hosen im Sommer. Sie verstehen nicht, und für einen kurzen Moment Frage ich mich, ob ich glücklich oder neidisch bin, dass sie nicht verstehen. Ja, es hat mich zu der Person gemacht, die ich heute bin, doch die wollte ich nie sein. Ich wollte nie Nachts im Dunkeln stundenlang in die leere starren. Ich wollte nie von all den Erinnerungen geweckt werden. Ich wollte nie fünf Dinge, die ich sehe und 4 die ich höre finden müssen. Ich wollte nie kalt und hemmungslos sein.Denn es hat mich nie stark gemacht oder geformt. Es hat mich traumatisiert, doch davon werden sie nie etwas verstehen.
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Gefüllt mit Leere
PoesíaDies ist keineswegs eine Geschichte. Dies ist keineswegs meine Geschichte. Viel mehr ist es ein innerer Monolog, der niemals enden will. Aus dem es kein entrinnen gibt.