Ein paar Wochen später läutet mein Handy. Hä? Wer könnte das sein? Ich habe Lilly gerade in die Schule geführt und bin heute zuhause. Hoffentlich ist nichts bei Lilly passiert oder bei Ellie in der Praxis. Schnell laufe ich los, da mein Handy noch in der Küche liegt. Michi? Was will der denn? Ah, wahrscheinlich ist es wegen des Antrags. „Ja?" „Hey, hast du heute frei und gerade Zeit?" „Ja, warum?" „Zum Glück, ich habe hier eine richtig ängstliche Patientin, die einen Katheter braucht und total Angst davor hat. Ich möchte ihr nicht weh tun und weiß, wie toll du den Katheter damals bei Jackie gelegt hast. Normalerweise würde ich dich nicht wegen sowas fragen, aber sie tut mir leid und erinnert mich irgendwie an Jackie. Ich habe schon öfter einen gelegt, aber du kannst das viel vorsichtiger als ich – mir fehlt da einfach die nötige Erfahrung und außerdem bist du der fähigste Urologe der Stadt. Wäre es vielleicht möglich, dass du spontan vorbeikommst und mir hilfst?" „Ja klar, ich mache mich auf den Weg und bin ca. in einer viertel Stunde da, ok?" „Super, vielen Dank – bis dann." „Bis dann."Als ich im Krankenhaus ankomme, erwartet mich Michi schon am Eingang und informiert mich über den Zustand der Patientin. Sie hat anscheinend eine sehr weit fortgeschrittene Blasenentzündung und schafft es nicht, Wasser zu lassen. Aber einen Katheter wollte sie anscheinend auf keinen Fall. „Warum ist sie damit denn nicht gleich zu einem Urologen gegangen?" „Sie dachte, es sei ein gynäkologisches Problem." „Ok, dann schaue ich sie mir mal an." „Sie mag übrigens das Wort Scheide nicht, also versuche, das zu vermeiden." „Alles klar." Es passiert öfter, dass uns PatientInnen sagen, das sie bestimmte Wörter nicht mögen, deshalb habe ich mich schon daran gewöhnt. Es hat ja jeder Wörter, die er nicht gerne hört, daher vermeidet man die Wörter einfach und gut ist.
Als wir ins Zimmer kommen, sieht mich die Patientin ganz panisch an. Sie hat eindeutig eine Tachypnoe und ist tachycard. „Guten Tag, mein Name ist Dr. Steiner. Ist es ok, wenn ich dich duze? Du kannst mich auch sehr gerne Felix nennen, wenn das angenehmer für dich ist." „Ja, ist ok. Mein Name ist Alexandra.", sagt sie sehr zittrig. Normalerweise ist es nicht meine Art, mich von PatientInnen duzen zu lassen und sie zu duzen, aber wenn es AngstpatientInnen sind, dann kann das oft sehr zur Beruhigung beitragen. „Gut, ich habe gehört, du brauchst einen Katheter – keine Sorge, ich bin sehr erfahren und weiß, wie ich es so schmerzlos wie nur möglich machen kann. Es muss nur leider jetzt gemacht werden, weil es zu einem Stau kommen kann, wenn der Urin da nicht bald rauskommt. Ich bin ganz vorsichtig und nehme einen Kinderkatheter – du brauchst wirklich keine Angst zu haben." Michi hält sich betont zurück und lässt mich einfach mal machen.
„Aber ich will das nicht. Ich wusste schon bevor ich hierherkam, dass ich keinen Katheter möchte." „Warum denn nicht?" „Weil die weh tun." „Hast du schon mal einen gehabt?" „Ja, ich hatte schon zwei Mal einen und das hat so weh getan." „Wurdest du da vorher betäubt auf der Stelle?" „Nein, ich glaube nicht?" „Ok, ich würde nämlich ein betäubendes und beruhigendes Gel auftragen, was das Einführen deutlich angenehmer macht. Damit solltest du wirklich wenig spüren." „Ist er gut in sowas, Michi?" Oh ok, anscheinend hat sie schon viel Vertrauen zu Michi – das ist auf jeden Fall ein Vorteil. „Er ist der Beste, den ich kenne, Alex. Ich weiß, es ist nicht angenehm, hier so vor uns zu liegen, aber wenn du Felix das jetzt machen lässt, dann ist es gleich vorbei. Wenn du möchtest, dann kannst du währenddessen auch meine Hand halten und so fest drücken, wie du nur kannst.", bietet er ihr an und zwinkert ihr zu. „Ich weiß nicht..." „Schau mal, ich habe das schon bei so vielen Patientinnen, die Angst davor hatten gemacht und alle haben mir nachher gesagt, dass es gar nicht so schlimm war. Es wird nicht so schrecklich sein, wie du es dir gerade vorstellst. Ja, es kann unangenehm sein, aber mehr dann auch nicht. Ich schaue es mir gleich noch genauer an, aber ich gehe davon aus, dass dein Harnröhrenausgang weder eingerissen ist, noch, dass deine Harnröhre irgendwie gequetscht ist. Daher wird es auch nicht wirklich weh tun. Vielleicht war das und auch der Fakt, dass du vorher nicht betäubt wurdest, ausschlaggebend dafür, dass du solche Schmerzen hattest. Ich verspreche dir, es wird halb so schlimm." „Felix hat meiner Freundin, die fürchterliche Angst davor hatte, auch mal einen Katheter gelegt und sie fand es nicht so schlimm und hat nicht mal wirklich groß gezuckt. Wir schaffen das gemeinsam, hm?" „Na g...gut...i...ich kann e...es ja m...al versuchen.", stottert sie. Ich merke, dass sie immer noch sehr angespannt ist, aber es ist zumindest ein Anfang.
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Ich hoffe, das Kapitel hat euch gefallen. Yay, endlich ist Michi mal wieder da!!! Ich muss sagen, auch wenn ich die manchmal dominantere Art von Felix liebe, hat mir Michis sanfte und sehr einfühlsame Art echt etwas gefehlt ^^ Wie seht ihr das? (Ich weiß übrigens nicht, ob ich irgendwo schon mal den Nachnamen von Jackie, Felix und ihrem Vater erwähnt habe. Falls ja und ihr euch noch erinnern könnt, dann sagt mir das gerne und ich bessere es aus : ) Sonst heißen sie jetzt einfach Steiner ^^)
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Warum ausgerechnet dominant? (Teil 2)
RomanceIn der Fortsetzung von "Warum ausgerechnet Arzt?" geht es um die charakterstarke Hebamme Ellie und um ihren Freund den Urologen Felix. Wie werden sie damit umgehen, dass Felix immer seinen Willen durchsetzen will und was passiert, wenn die beiden au...