Begeistert fuhr ich mit den Fingern über den weichen Stoff des Kleides, bevor ich es vorsichtig aus der Verpackung hob. Es war lang und in den Farben Silber und Beige gehalten. Der silberne, leicht glitzernde Teil lag am Oberkörper, wobei die rechte Schulter frei war und nur die linke von demselben Stoff bedeckt wurde. Um den Bereich der Taille war der beige Stoff waagrecht gebunden worden und schuf somit eine breite Trennung zwischen Oberteil und dem elegant fallenden Unterteil.
Mit einem breiten Lächeln legte ich das Kleid über die Couch und sah auf die Uhr. Es waren noch fast zwei Stunden bis zum Beginn des Balls, also hatte ich noch genug Zeit, um einmal geschwind zu duschen, meine Haare zu richten und mich zu schminken. Ohne noch länger zu warten, ging ich ins Bad und hüpfte unter die Dusche.
Sobald ich fertig abgetrocknet in Unterwäsche vor dem großen Badezimmerspiegel stand, öffnete ich den Turban, den ich um meine Haare gewickelt hatte, wodurch mir die nassen Strähnen über die Schulter fielen. Dann öffnete ich einen großen Schrank, auf der Suche nach einem Föhn oder so, und griff das Erstbeste, das nach einem aussah. Allerdings stellte ich ziemlich schnell fest, dass es sich dabei um keinen normalen Föhn handelte, wie wir ihn beim Widerstand hatten, sondern um einen mit allen möglichen Extras. Da ein trocknender Lockenwickler ebenfalls integriert war, packte ich die Gelegenheit beim Schopfe und eine halbe Stunde später stand ich mit den perfektesten Locken da, die ich meinem ganzen Leben gehabt hatte. Da mein nächstes Ziel ein halbwegs akzeptables Make-Up war, kramte ich aus einer Schublade Dinge wie Wimperntusche, Concealer oder Lipgloss raus und begann mit der Prozedur. Da ich auch hier stark aus der Übung war – beim Widerstand hatte es nie einen Grund für ein überdurchschnittliches Make-Up gegeben – brauchte es ein wenig, bis ich endlich so aussah, dass ich zufrieden war. Tatsächlich war ich letztendlich SEHR zufrieden, vor allem mit dem roten Lipgloss, den ich nach dem vierten Versuch endlich perfekt hinbekommen hatte.
Da jetzt nur noch das Kleid fehlte, eilte ich zurück ins Wohnzimmer. Dabei warf ich allerdings einen prüfenden Blick zu den Gardinen, die vor den Balkontüren hingen, nur um sicher zu gehen, dass man von draußen nicht hereinschauen konnte. Oder besser gesagt, dass Hux von draußen nicht hereinschauen konnte, schließlich spazierte ich gerade in Unterwäsche durch die Gegend.
Da ich aber blickgeschützt war, wandte ich meine Aufmerksamkeit wieder dem wunderschönen Kleid zu, das auf meiner Couch lag, und hob es vorsichtig hoch, um es mit mir ins Bad zu nehmen. Bevor ich das allerdings tat, fiel mir das blinkende Pad auf dem Tisch auf, weshalb ich das Kleid nochmal kurz zur Seite legte, um einen Blick auf den Bildschirm zu werfen. Anscheinend hatte ich eine Nachricht von Don bekommen:
„Ich hoffe, Ihnen gefällt Ihr Kleid Miss Kiath. Wie bereits gesagt, falls Sie doch ein Problem haben sollten, melden Sie sich bitte. Falls nicht wird Mister Hux Sie nachher wie besprochen abholen und in den Ballsaal bringen."
Verdutzt sah ich das Pad noch einen Moment an: wie besprochen? Also mit mir hatten weder Don noch Hux auch nur irgendetwas dergleichen besprochen! Wahrscheinlich hatten die Beiden es schlichtweg ohne meine Zustimmung getan, aber na ja, was war schon dabei. Ich würde den ganzen Abend wahrscheinlich sowieso an Hux gekoppelt sein, deshalb machte ich mir nicht einmal die Mühe, mich darüber aufzuregen, schließlich konnte ich es nicht mehr ändern. Stattdessen legte ich das Pad weg, griff wieder nach meinem Kleid und ging diesmal wirklich ins Bad. Da es einen Reißverschluss am Rücken besaß, machte ich diesen ganz langsam auf, damit ich das Kleid auf keinen Fall irgendwie beschädigte. Anschließend schlüpfte ich hinein und im selben Moment, in dem ich den Reißverschluss wieder hochfahren wollte, klopfte es an meiner Tür. Hux.
Augenblicklich schoss die Hektik in mir hoch und ich rief:
„Einen Moment noch!"
„Sie klingen nicht so, als hätten sie alles im Griff.", entgegnete Hux von draußen.
Daraufhin erwiderte ich nichts, da ich mühsam den Reißverschluss an meinem Rücken schließen wollte, allerdings bekam ich ihn nicht komplett hoch, da ich mir dafür meine Arme hätte ausrenken müssen. Unschlüssig betrachtete ich mich im Spiegel. Meine schulterlangen, braunen Haare fielen in beinahe perfekten Locken herab und mein Gesicht sah dank dem Make-Up ebenfalls makellos aus. Und auch das Kleid war perfekt, wenn es denn nur komplett anliegen würde, doch das tat es wegen dem nicht ganz geschlossenen Reißverschluss nicht. Also blieb mir nichts anderes übrig, als mich in Bewegung zu setzen und zur Tür zu gehen. Nach einem kurzen Zögern öffnete ich sie und stand dann vor dem General. Der wollte etwas sagen, doch als er mich sah, hielt er sofort inne. Seine grünen Augen huschten erst für ein paar Sekunden über mein Gesicht, dann musterten sie das Kleid näher. Nur mit Mühe konnte ich ein Lächeln unterdrücken, denn offensichtlich gefiel Hux das, was er gerade sah, was bei mir wiederrum einen erhöhten Herzschlag verursachte. Doch auch er sah gut aus: Der schwarze Anzug, denn er trug, schmeichelte seiner trainierten und eleganten Figur und seine Haare waren wie gewohnt streng zu Seite frisiert.
Dann kam auf einmal Bewegung in uns beide, da wir realisierten, was wir hier gerade taten.
„Ich bräuchte Ihre Hilfe.", sagte ich eilig, weshalb er erstaunt eine Augenbraue hob:
„Wie bitte?"
„Sie haben schon richtig gehört. Es wäre äußerst freundlich von Ihnen, wenn Sie mir bei diesem blöden Reißverschluss helfen würden."
Eilig drehte ich mich um, damit er das Problem selbst sehen konnte.
„Das ist also Ihre Masche.", sagte Hux ein wenig amüsiert und ich wollte schon etwas entgegnen, doch im selben Moment berührte seine Hand meinen Rücken und ich zuckte erschrocken zusammen.
„Ihnen ist doch wohl klar, dass Sie still halten müssen.", murmelte Hux und hielt mich fest, indem er seine andere Hand an meine Taille legt. Sofort durchfuhr mich ein angenehmer Schauer und ich spürte, wie er vorsichtig den Reißverschluss nach oben zog. Sobald er dies getan hatte und seine Hände sich von mir lösten, fühlten sich die Stellen, an denen sie gerade noch gelegen hatten, merkwürdig kalt an. Für ein paar Sekunden rang ich um Fassung, dann sagte ich leise:
„Dankeschön, ich bin gleich wieder da."
Schnell huschte ich, ohne mich zum General zu drehen, in mein Wohnzimmer, wo der Karton mit den Schuhen und der Tasche zum Kleid lag. Vorsichtig nahm ich sie raus – beide waren in Silber gehalten – und streifte mir die Schuhe über. Sie hatten zum Glück nicht allzu hohe Absätze, aber in weniger als einer halben Stunde würde ich die Dinger hassen, auch wenn sie wunderschön waren. Dann warf ich mir die Tasche über und atmete einmal tief durch, nur um mich daraufhin mit einem Lächeln auf den Lippen zu Hux zu drehen. Der wiederrum hatte mich anscheinend für keine Sekunde aus den Augen gelassen, was ein Kribbeln in meinem Bauch auslöste.
„Wären Sie dann soweit?", fragte er und obwohl er so klingen wollte wie immer, merkte ich, dass er etwas verbergen wollte. Während ich auf ihn zuging, versuchte auch ich meine Sorgen zu verstecken und antwortete:
„Ja, wir können los."
Unerwarteterweise hielt mir Hux seinen linken Arm hin und bevor ich es verhindern konnte, legte ich meine Hand auf seinen Unterarm. Während wir losliefen, kochte der Drang, auch noch meinen Kopf an seine Schulter zu lehnen, so schnell auf wie er auch wieder verschwand, doch zurück ließ er die Angst. Die Angst vor dem, was an diesem Abend passieren könnte. Und ich sprach hier nicht nur vor dem Ball an sich, sondern auch von Hux und mir. Wir waren eine brodelndes Pulverfass, das bei der kleinsten Reizung in die Luft fliegen konnte. Und das war sowohl mir, als auch ihm bewusst.
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Veröffentlicht am: 04.06.2021 ; Wörter: 1281
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Luck ~ a General Hux Fanfiction
FanfictionDer Widerstand, angeführt von Leia Organa, versucht, der Ersten Ordnung die Stirn zu bieten, doch ohne wirklich große Erfolge. An vorderste Front des Feindes befindet sich General Hux, der als einer der obersten Köpfe die Organisation leitet, die ei...