Kapitel 70

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Ich starrte auf den dunklen Tisch und hörte Voldemort kaum zu, als er uns über seine neuen Pläne in Kenntnis setzte. Draco neben mir hatte seinen Blick auch zu Boden gerichtet und wirkte genauso vertieft in seine eigenen Gedanken, wie auch ich selbst. Immer noch fragte ich mich, wo Harry, Hermine und Ron waren. Seit der Hochzeit hatte keiner mehr von ihnen gehört. Und auch zwei Todesser waren verwirrt und zerstreut zurück gekehrt. Natürlich hatte ich gleich vermutet, dass sie irgendetwas von Harry und den beiden anderen gehört haben mussten, denn es war offensichtlich, dass man ihre Gedanken ausradiert hatte. Blöd hier herum sitzend, fühlte ich mich unnützlich. Nichts konnte ich bis jetzt hin tun, was irgendetwas geändert hätte, denn noch immer lebte Voldemort und zog kreuz und quer durchs Land, um einen Jungen zu finden, Anhänger an Land zu ziehen, Angst und Schrecken zu verbreiten und einen Krieg an zu zetteln. Die schwere Last, die ich mir selbst aufertragen hatte, lag auf mir und erdrückte mich. Ich fühlte mich, als hätte ich völlig versagt und das Schicksal in keine andere Richtung gelenkt.
"Ihr zieht in Richtung Hogwarts. Vielleicht ist der Junge dort." , hörte ich Voldemort sprechen. "Grace, Draco, ihr begleitet sie." Verwundert hob ich meinen Blick  und auch Draco zeigte zum ersetn Mal eine Reaktion. Dann wurden alle Stühle nach hinten geschoben, die Todesser erhoben sich und die Umhänge wehten ihnen hinter her. Schnell standen auch wir auf, denn lieber verließ ich freiwillig dieses Haus und suchte nach Harry als nichts zu tun. Mit einer kleinen Gruppe, die nur aus Männern bestand, stiegen wir auf unsere Besen und erhoben uns in die Lüfte. Unter uns sah ich, wie das Meer aus grünem Grass immer kleiner wurde und auch das große Anwesen der Malfoys zu einem winzig kleinen Schandfleck in dieser großen weiten Welt wurde. Am Himmel waren einige Wolken und glücklich, endlich aus diesem Gemäuer gekommen zu sein, flog ich geradewegs hindurch und die kühlen, feuchten Tropfen strichen über meine Haut. Das Wasser kühlte mich ab,an diesem doch warmen Tag und erfrischte mich mit neuem Mut. Wieder hinter den anderen nahm diese neu gewonnene Energie ein wenig ab, weshalb ich meinen Blick durch die Lüfte streifen ließ, anstatt auf die schwarzen Rücken der anderen zu schauen. Wir flogen tiefer, um die Umgebung besser im Blick zu haben. Unter uns tauchten Städte auf und Vögel flogen zwitschernd an uns vorbei. Zum ersten Mal seit langem fühlte ich mich frei, ausgelassen und schöpfte neue Kraft.
Wir flogen noch einige Stunden, ehe wir an Hogwarts vorbei flogen. Das riesige Schloss ragte mit den rauen Felsen aus dem See hinaus und ich verspührte mit einem Male solchen Heimweh, dass es mir fast das Herz zerriss. So viele wunderbare Momente hatte ich hier erlebt und das alles war von einem auf den anderen Moment verloren gegangen. Eulen flogen um die Türme herum und am liebsten wollte ich zu ihnen und mich mit ihnen freuen. Ich machte einen kleinen Schlenker, näherte mich dem wunderbaren Schloss, doch Mr Crabbe packte mich plötzlich am Arm. "Nicht. Dort ist ein Schutzbann. Du würdest dich bloß verletzten, wenn du ihn berührst." Schockiert, dass er mich gewarnt und sogar aufgehalten hatte, entfernte ich mich von dem Schloss und flog nun neben Draco her. Dieser streckte seine Hand aus und sofort ergriff ich sie. Die Wärme, die diese winzige Berührung in mir auslöste , beflügelte meine Sinne und ich konnte nicht anders, als übers ganze Gesicht zu strahlen. Auch Draco lächelte vor sich hin und ich beschleunigte mit meinem Besen. Auch Draco beschleunigte und wir kamen den anderen gefährlich nahe. Beide schauten wir uns an und dann flogen wir wie die Bekloppten los. Wir schlängelten uns durch die anderen, die uns bedrohlich beschimpften. Haarscharf konnte ich einem der Todesser gerade noch ausweichen, bevor ich mit ihm zusammen geprallt wäre. Draco hatte dadurch einen enormen Vorsprung und schnell musste ich beschleunigen um näher an ihn heran zu kommen. Dann stoppte er und drehte sich zu mir um. "Gewonnen!"
"Wir haben gar kein Ziel ausgemacht", erwiderte ich ihm lachend und war nun mit ihm auf einer Höhe. Gerade wollt er mir antworten, als Avery neben uns auftauchte. "Ihr unvorsichtigen Plagegeister! Wollt ihr, dass alle wissen, dass wir da sind? Sucht lieber Hogsmeade und den blöden Zug, anstatt wie irre die Mission zu sabotieren. Ich erklär dem dunklen Lord sicher nichts, wenn wir entdeckt werden!", beschimpfte er uns. Wir reihten uns wieder hinter die Todesser ein, doch ich musste aufpassen nicht laut los zu lachen. Auch Draco neben mir, stütze sich auf seinem Besen ab und unterdrückte ein Lachen. Mein Herz schlug höher, als ich das Lächeln auf seinen Lippen sah. Schon lange hatte er nicht mehr so ausgiebig und taktlos gehandelt. Ein Stück des alten Dracos war zurück gekehrt, was mich glücklicher den jeh machte.
Wir waren schon längst über Hogsmeade hinweg geflogen, was mich ebenfalls in meiner Laune betrübt hatte, als wir plötzlich ein Rauschen und zischen vernahmen. Auch das laute Surren und poltern der Eisenbahnschienen war deutlich zu hören. Dampf stieg in den Himmel empor und wir alle wussten, dass wir dem Hogwarts-Express ganz nahe waren. Da tauchte er auch schon vor uns auf. Scharlachrot und mit der goldenen Schrift Hogwarts-Express rauschte der Zug auf den Schienen. Schnell holte ich meine Maske aus meinem Umhang und auch Draco suchte hektisch nach ihr. Beide hatte wir uns abgesprochen, dass es besser sei, sie zu tragen, denn auf keinen Fall wollten wir in eines der vielen Gesichter schauen und ihre Angst, Wut oder Enttäuschung sehen. Die anderen Todesser bemühten sich nicht all zu hektisch wie wir die Masken hinaus zu kramen. Einige der Männer ließen es sogar bleiben. Avery und Mr Crabbe flogen schneller als wir und öffneten die Tür zur Lokomotive. Man vernahm ein lautes quietschen und die lange Eisenbahn wurde immer langsamer, bis sie schließlich zum stehen kam. Von außen hörte man schon das laute Gemurmel durch die offenen Fenster und ich glaubte sogar in einem Cormac McLaggen zu erkennen. Der Rest von uns kam ebenfalls durch die Tür und alle gingen wir nun durch die einzelnen Abteile. Das Gemurmel verstummte sofort, wenn wir das Abteil betraten und die kleinen winzigen Erstklässer schauten uns mit riesigen Augen an und hielten sich an den Händen. Auch die etwas größeren Kinder wussten nicht was sie tun sollten und ängstlich saßen sie alle da. Wir erreichten die letzen Abteile. Avery schob die Tür auf und sofort erhoben sich einige der größeren.
"Das werde ich meinem Vater berichten.", kam es von Cormac McLaggen.Leicht musste ich lächeln, denn es brachte absolut nichts. Dann erblickte ich Neville, Ginny und Luna. Betrübt und beschähmt schaute ich zu Boden. "Ihr Idioten, er ist nicht hier.", sagte Neville, dessen Stimme fest und voller Mut war. Avery ließ sich nicht davon aufhalten und so gingen wir weiter. Wir gingen durch die letzte Abteil Tür, als ich plötzlich Alice sah. Abrupt blieb ich stehen, doch Mr Crabbe schupste mich weiter. Sie alle sahen uns an. Ich sah die Wut in ihren Augen, die Enttäusschung, ich hörte ihre Stimmen in meinem Kopf, wie sie mich belehrten, sich von mir abwandten und mich alleine zurück ließen. Dies alles bildete ich mir bestimmt ein, aber es fühlte sich so real an, dass ich drohte zu ersticken.
Harry war nicht zu sehen und so verließen wir wieder den Zug, doch die Blicke der anderen ließen mich keines Falls los.

𝖂𝖆𝖗 𝖔𝖋 𝖍𝖊𝖆𝖗𝖙𝖘Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt