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Nachdem sie mir Lilly gegeben hatten, hatte Dr. Frank gemeint, dass ich eine Pause bräuchte und sie hatten alle mein Zimmer verlassen.

Ich war froh darüber, denn so hatte ich Zeit mit Lilly alleine. Es überforderte mich, dass sie sie alle sehen konnten. Und sie war viel kleiner als sonst. Aber ich konnte sie anfassen und das war wunderschön. Noch immer drückte ich sie an meine Brust und hoffte, dass ich sie nie wieder würde hergeben müssen.

„Ich bin so froh, dass du wieder bei mir bist", flüsterte ich ihr zu.

Ihr Geruch. Er war mir so vertraut. Normalerweise hatte sie keinen Geruch, doch das, was ich wahrnahm, berührte etwas tief in mir, ohne dass ich sagen konnte, was es war. Aber ich dachte nicht weiter darüber nach, denn dazu war ich viel zu erschöpft.

Der Besuch von den Menschen und meinem neuen Vater war sehr anstrengend gewesen. Ich hatte versucht, mir meine Angst nicht allzu sehr anmerken zu lassen, weil ich Vater hatte beeindrucken wollen, doch in Wirklichkeit war meine Angst riesengroß gewesen. Es war mir einfach so wichtig gewesen, dass er stolz auf mich sein konnte. Nur leider wusste ich nun nicht, ob er das war.

Er hatte mich nicht bestraft, was ein gutes Zeichen war, aber das musste nichts bedeuten. Vielleicht kam er ja zurück und tat es doch noch. Seiner Aussage nach würde mir zwar niemand wehtun. Niemals wieder. Aber Vater hatte nicht gesagt, dass er mir nicht wehtun würde. Ich wusste einfach nicht, was ich denken sollte. Alles, was passiert war, verwirrte mich und brachte mich schrecklich durcheinander.

„Oh Lilly, ich hoffe, er war zufrieden mit mir", flüsterte ich noch einmal, doch ich war eigentlich schon zu müde zum Sprechen. Vater hätte mich dafür geschimpft, dass ich zu leise gesprochen hatte. Niemand außer Lilly hätte meine Worte verstanden. Aber sie verstand mich immer.

Meine Augen fielen zu, ohne dass ich etwas dagegen tun konnte. Ich war einfach zu erschöpft.

Plötzlich hörte ich, wie die Tür aufging. Erschrocken zuckte ich zusammen und starrte in die Richtung, aus der sie immer kamen. Wer war auf dem Weg zu mir? Kam nun Vater, um mich zu sich zu holen?

Mein Herz klopfte wie verrückt, während ich voller Bangen auf die Schritte lauschte.

Und da erschien er: mein neuer Vater.

Mein Herz rutschte mir in die Hose und ich schluckte.

„Du warst kein gehorsames Mädchen, du kleine Schlampe! Du hast es nicht einmal geschafft, für mich aufzustehen! Und die anderen haben mir alles erzählt. Hast du ernsthaft geglaubt, du würdest damit davonkommen? Oh du hast dermaßen versagt. Du hast so viele Fehler gemacht und dich nicht an deine Regeln gehalten. Dafür musst du bezahlen."

Panisch sah ich ihn an.

„Vater, sie haben mich nicht gelassen. Ich –"

„Halt dein verdammtes, freches Maul! Du hast hier nichts mehr zu melden!"

Mit einem großen Schritt war er bei mir und verpasste mir eine Ohrfeige, die es in sich hatte. Sofort war ich mucksmäuschenstill. Ich wusste, dass ich nun keinen Laut mehr von mir geben durfte, denn sonst würde ich alles nur noch schlimmer machen.

Mit wild schlagendem Herzen und erfüllt von Angst beobachtete ich, wie Vater in die Mitte des Zimmers trat. Dann streckte er sich zur Decke und – mir wurde heiß. Der Haken. Er machte den Haken an die Decke, so wie es auch einen in meinem alten Zimmer gab.

Ich wollte protestieren, wollte ihn anflehen, gnädig zu sein. Ich konnte doch überhaupt nichts dafür, dass ich mich nicht an die Regeln gehalten hatte. Sie hatten mich nicht gelassen. Sie hatten von mir verlangt, liegenzubleiben und sie hatten von mir verlangt, durch Türen zu gehen. Ich konnte nichts dafür!

Lost GirlWo Geschichten leben. Entdecke jetzt