29 - responses

1.6K 232 604
                                    

Den restlichen Freitag und auch den Samstagvormittag verbrachte ich damit, die restlichen Briefe zu beantworten, die seit Montag auf mich warteten. Da ich seit der Prügelei am Mittwoch mit den Gedanken nur bei Louis gewesen war, hatte ich mich auf die Briefe kaum konzentrieren können und dabei war es mir wichtig, dass die Antworten meine vollkommene Aufmerksamkeit erhielten. Liam, Niall, Ashton und Luke waren heute Morgen direkt in die Stadt aufgebrochen, da Luke sich nun unbedingt neuen Nagellack kaufen wollte, der zum Herbst passte und ich hatte dadurch vollkommene Ruhe. Auch wenn meine Gedanken manchmal abschweiften und sich überlegten, was Louis und ich wohl noch unternehmen könnten, außer den Spieleabenden, schließlich hatte er dem gestern mehr oder weniger zugestimmt, versuchte ich meine Konzentration dann schnell wieder auf die Briefe zu lenken. Auch wenn Louis und ich einen Neustart hatten, wollte ich ihm und Zayn natürlich nicht die ganze Zeit über auf die Nerven gehen, denn sonst hätte sich das mit der Chance sicher ganz schnell wieder erledigt.

Insgesamt waren es achtundzwanzig Briefe, die ich bekommen hatte, vier waren anonym, sodass ich darauf keine Antwort zurückschreiben konnte. Diese Briefe hatten es dafür aber auch wirklich in sich und beinhalteten ziemlich traurige Geschichten, die kein Kind jemals erleben sollte und die wohl für immer einige Narben hinterlassen würden. Ich hoffte aber auch diesen Absendern eine schöne Zeit bereiten zu können und wollte dafür auch bald Frau Clarke aufsuchen, damit das gelingen und ein familiäres Gefühl durch viele gemeinsame Aktivitäten entstehen würde. Nachdem ich die anderen vierundzwanzig Briefe vollständig beantwortet hatte, las ich mir noch einmal alles durch, um ganz sicher zu gehen, dass meine Worte gut gewählt waren, sie Trost und Hoffnung spenden konnten, vielleicht sogar eine Umarmung für die Seele waren, ehe ich meine Briefe in Umschlägen verstaute.

Ich versuchte das mulmige Gefühl in meinem Bauch zu ignorieren, dass meine Briefaktion Schuld an der Prügelei zwischen Louis und Simon war und versuchte mich stattdessen auf die positiven Dinge daran zu konzentrieren. Die Briefe hatten dafür gesorgt, dass mir mehr Vertrauen entgegengebracht wurde, einige mich dementsprechend nun als Vertrauensperson sahen und viele, darunter auch langsam Louis, gemerkt hatten, dass mein Interesse ernst gemeint war. Außerdem hatten einige, darunter auch Niall, mal wieder Kontakt zu ihrer Familie aufgebaut, der für viele hier so selten und darum noch umso kostbarer war.

Sobald der letzte Brief in einen Umschlag gesteckt war und ich den Empfänger darauf geschrieben hatte, nahm ich mir alle Briefe zur Hand und verließ dann mein Zimmer, um sie zu verteilen. Niall hatte mir von jedem, der mir einen Brief geschrieben hatte, die Zimmernummer aufgeschrieben, sodass ich zum Glück wusste, wo ich hin musste und sollte ich sie dort nicht antreffen, würde ich ihnen hoffentlich irgendwo auf den Fluren begegnen, da ich mit den Namen und den dazugehörigen Gesichtern auch nicht allzu schlecht war. Ich begann, da ich mich dort befand, im zweiten Stock bei den Jungs und teilte insgesamt elf Briefe hier aus. Ich begegnete dabei strahlenden Augen, großer Dankbarkeit und verteilte auch die ein oder andere Umarmung, führte teilweise wirklich sehr ausführliche Gespräche und versicherte, dass das selbstverständlich war und sollten sie noch etwas loswerden wollen, könnten sie mir gerne jederzeit wieder einen Brief schreiben oder das Gespräch mit mir suchen.

Danach ging ich über in den ersten Stock, wo sich die Schlafzimmer der Mädchen befanden und klopfte auch hier an den Türen, wo ich einen Brief abzugeben hatte. Es erfolgten ähnliche Reaktionen wie bei den Jungs und ich freute mich unheimlich, dass ich die Briefaktion doch überwiegend als Erfolg verbuchen konnte, ich so viel daraus mitgenommen hatte, was möglicherweise helfen könnte und ich mit meinen Antworten aber auch den Kindern neuen Mut geben konnte, um durchzuhalten und stark zu bleiben. Ich konnte ihnen das Gefühl geben, dass sie gemocht wurden, das sie wichtig waren, gebraucht wurden, jemanden hatten, dem sie vertrauen konnten und das war mir unendlich viel wert. Auch wenn ich festgestellt hatte, selbst nicht allzu viel Ahnung vom Leben zu haben, wenn ich eins unter dem Dach von meinem Vater gelernt hatte, dann durchzuhalten, egal wie schwer und einsam es sein mag.

Stranger To Love - Larry StylinsonWo Geschichten leben. Entdecke jetzt