Kapitel 1

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Du kotzt mich an! Ich kann dein Gesicht nicht mehr sehen! Ich verlasse dich und diese beschissene Stadt!

Das waren meine letzten Worte, die ich meinem Dad sagte, ehe ich mich umdrehte und mit nur einem alten Koffer ihn und Monroe verließ.

Ich ließ ihn und die Stadt, in der ich aufgewachsen war, hinter mir. Mit erhobenem Haupt ging ich zu meiner Mutter nach New York. Ich dachte, die Großstadt und meine Mutter würden mich glücklich machen und ich würde mir ein neues Leben aufbauen.

Wie dumm ich doch war!

Nicht ohne Grund hatte sie mich als Säugling bei meinem Dad einfach zurückgelassen und sich nur zum Geburtstag mit einer beschissenen Karte gemeldet.

New York hat mich wie der Teufel empfangen und mit seinen schwarzen Flügeln umarmt. Ehe ich es realisieren konnte, war ich so tief in Schwierigkeiten, dass ich keinen Ausweg mehr sah, als nach Monroe und meinem Dad zurückzukehren.

Wie ein Straßenköter mit eingezogenem Schwanz komme ich zurück.

Mit gesenktem Haupt!

„Kann ich dir helfen?", fragt mich der junge Kerl in ölverschmierten Jeans. Er wischt sich seine dreckigen Hände an einem noch dreckigeren Tuch ab, während er mich mit einem anzüglichen Lächeln mustert. Er ist nicht sonderlich groß und von dünner Statur. Seine blonden Haare sind leicht gelockt und sein Gesicht wirkt sehr jung, obwohl er wahrscheinlich in meinem Alter zu sein scheint.

„Ich will zu Frank", antworte ich mit belegter Stimme.

Das Taxi hat mich bis zur Einfahrt gefahren und nun stehe ich hier mit zwei Koffern wie eine armselige Hündin. Das Herz klopft mir bis zum Hals und mir ist schlecht vor Aufregung.

Als der Typ sich mein Gesicht genauer betrachtet, erlischt sein Lächeln sofort.

Ja, er hat es gesehen und sofort erkannt. Ich habe zwei verschiedenfarbige Augen. Das eine ist hellblau und das andere braun. Genau wie bei meinem Dad.

Wir beide haben verschiedenfarbige Augenfarben, genannt auch Iris-Heterochromie. Deutliche Farbunterschiede sind selten, geringe sind die Regel. Wir beide sind von der Seltenheit betroffen.

Der Typ kratzt sich am Hinterkopf und ruft laut, ohne den Blick von mir zu lösen: „Frank, Kundschaft für dich."

Ich atme tief ein und straffe meine Schultern, als ich meinen Dad aus der Werkstatt herausspazieren sehe. Seine Stirn ist gerunzelt und er scheint in Gedanken vertieft zu sein, da er auf den Boden schaut, während er sich uns nähert.

Je näher er kommt, desto mehr schlägt mein Herz gegen meine Brust. Schmerzhaft zieht es sich zusammen und ich bereue, was damals passiert ist und wie ich ihn verlassen habe.

Dad hat mich großgezogen und war Vater und Mutter für mich. Er führt die Werkstatt von meinem Großvater, während mein Onkel Mike einen Motorradclub führt.

Als Kind habe ich es hier geliebt. Die Werkstatt und den Club, der gleich um die Ecke ist. Mein Dad hat mich schon früh auf die Harley gesetzt und Ausflüge mit mir gemacht. Ich bin praktisch in der Werkstatt aufgewachsen und es hat mich absolut nicht gestört. Im Gegenteil, ich hatte hier immer sehr viel Spaß.

Die Pubertät war schwer. Für ihn und für mich. Ich habe rebelliert und das vom Feinsten. Ich war ein richtiger Wildfang und habe Probleme gemacht, mehr als jeder Junge in der gesamten Stadt. Trotz alledem hat sich mein Dad liebevoll um mich gekümmert und mir nie Vorwürfe gemacht. Obwohl ich oft abgehauen bin und mir die Nächte um die Ohren geschlagen habe, war er immer geduldig und hat mich nie richtig bestraft.

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⏰ Letzte Aktualisierung: Jun 09, 2021 ⏰

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