10 - Die Wahrheit

258 16 0
                                    

„Also, willst du mir nun sagen was los ist?", fragte ich und verschränkte meine Arme vor der Brust, als ich vor Embry zum Stehen kam. Am liebsten wäre ich auf ihn gesprungen und hätte ihn umarmt. Er sah gequält aus. „Also, ich weiß nicht ganz wie ich es dir erklären soll", fing er an und trat nervös von einem auf den anderen Fuß, ,,Die Quileute sind die Nachfahren von Wölfen und...", er stoppte, wusste nicht ganz was er weiter sagen sollte. „Ach, scheiß drauf". Ich hob meine Augenbrauen, als er anfing sich auszuziehen. „Embry... Was?", fragte ich und starrte auf seine Bauchmuskeln. Krank! Ich konnte schwören, dass er noch nicht so aussah, als ich ihn kennenlernte. „Tut mir leid, aber anders kann ich es dir nicht beibringen", meinte er, als er meinen verwirrten Blick sah. Er brachte großen Abstand zwischen uns, bevor er die Knöpfe seiner Hose öffnete und sie sich zu den Füßen runterzog. Peinlich berührt wendete ich meinen Blick ab. Doch als ich eine Art Knurren hören konnte, richtete sich mein Blick wieder automatisch zu ihm.

Seine Haut glühte, man konnte sogar einen Dampf erkennen, der von seiner Haut empor stieg. Doch als er auf einmal nach vorne sprang und aus seiner Haut Fell spross, wich ich einige Schritte erschrocken zurück. „Woah!", stieß ich aus und landete auf meinem Hintern. Vor mir stand nicht mehr Embry, sondern ein riesiger grau-weißer Wolf. Er war wunderschön und er fletschte kurz die Zähne, doch dann legte er sich mit einem winseln hin und rutschte sachte auf mich zu. „Embry?", fragte ich fassungslos und ich hatte Probleme zu atmen. Ich konnte nicht fassen was gerade passiert war. Er neigte seinen Kopf kurz nach unten, was anscheinend ein Nicken sein sollte. Vorsichtig streckte ich meine Hand nach ihm aus, zuckte jedoch ein wenig zitternd zurück. Als meine Hand durch sein weiches Fell strich, brachte ich sogar ein kleines Lächeln zustande. Ein Brummen drang aus seinem Hals, welches man mit dem Schnurren einer Katze vergleichen konnte. „Krass", wisperte ich und kicherte als er sich auf den Rücken legte, um am Bauch gekrault werden zu können. Wie ein Hund.

Ich saß noch lange mit ihm draußen. Er hatte irgendwann seinen Kopf auf meinen Schoß gelegt und ließ sich verwöhnen. Wir hatten bestimmt schon nach zwölf. Nachdenklich betrachtete ich seine Kleidung. Wenn er sich jetzt zurückverwandeln würde, wäre er dann nackt? Das Blut schoss mir in den Kopf, als ich anfing es mir vorzustellen. Er folgte meinem Blick und richtete sich dann auf. Er legte seinen Kopf schief und zeigte mir seine Zähne. Das hätte man als bedrohliche Geste sehen können, wenn seine Zunge an der Seite nicht raushängen würde. Ich fing an zu lachen. Es sah so ulkig aus. Er stand auf und stapfte auf seine Klamotten zu. Sofort wusste ich was er machen wollte. Als sein Fell anfing zu verschwinden, drehte ich mich beschämt um. Das Rascheln seiner Kleidung war zu hören. Das Herz pochte mir bis zum Hals.

„Kannst dich ruhig wieder umdrehen", vernahm ich seine Stimme und er setzte sich wieder neben mich. „Also, damit hab ich nicht gerechnet", sagte ich und lachte lautlos auf. Sein dickes Grinsen war ansteckend und er nahm sachte meine Hand. „Bist du mir noch böse?", fragte er und ich schüttelte mit dem Kopf. „Ich verstehe warum du es geheim halten wolltest, aber ich verstehe nicht wieso du ganz auf Abstand gegangen bist". Er seufzte. „Am Anfang haben wir uns noch nicht unter Kontrolle und wenn ich meine Wut nicht kontrollieren kann, dann kann es gefährlich für dich werden", erklärte er und ich nickte verstehend, ,,Sam, die anderen und ich sind ein Rudel. Wir können uns über Gedanken verständigen. Das kann schon echt nervig sein. Man hat einfach keine Geheimnisse, die anderen wissen über alles Bescheid". Ich war froh, dass ich nicht dazu gehörte. Wie peinlich wäre das denn bitte? „Wieso erzählst du mir es trotzdem?", fragte ich sichtlich verwirrt. Immerhin hatte er sich so bemüht es vor mir geheim zu halten. „Nun ja, das hat auch was mit der ganzen Sache zu tun. Bei uns vom Quileute Stamm können uns auf jemanden Prägen und diejenigen dürfen wir in unser Geheimnis einweihen", erklärte er kurz und wandte seinen Blick ab. Ahnungslos schaute ich ihn an. „Was ist eine Prägung?", fragte ich ihn und streckte mich nach vorn, um in sein Gesicht sehen zu können. „Das ist wie eine Liebe auf den ersten Blick. Man wird nur noch von ihr angezogen und alles dreht sich um sie. Man würde alles für sie tun und sein, ein Freund, ein Bruder oder...", er stockte und strich mir sachte über meinen Handrücken. Mir wurde heiß und das Blut schoss mir in die Wangen. Hieß das etwa, dass er mich liebte? Es klang einfach absurd. „Oh", machte ich nur und sah stumm dabei zu, wie er langsam unsere Finger ineinander verschränkte. Es fühlte sich keinesfalls schlecht an, sondern eher als wäre es genau das richtige. Es war seltsam, dabei kannten wir uns erst seit ungefähr zwei Monaten. „Wir können es uns nicht aussuchen, es passiert einfach. Ich hatte ehrlich gesagt, richtig Glück", meinte er und sah mir nun mit einem festen Blick ins Gesicht, bevor er weitersprach. „Es ist nicht so, dass ich nun durch die Prägung gezwungen werden, dir gegenüber so zu fühlen. Meine Gefühle für dich waren schon seit unserer ersten Begegnung vorhanden". Mir blieb der Atem im Hals stecken. Mein Herz klopfte wild und das einzige was ich wollte, waren seine warmen und weichen Lippen auf meinen zu spüren. Er lächelte und ich hatte auf einmal Angst, dass er es hören konnte.

Ich lächelte ihn nun auch leicht an. „Weißt du, ich bin ziemlich froh darüber, dass Bella mich vor ein paar Wochen zu Jacob eingeladen hat", gestand ich leise und konnte im nächsten Moment nicht fassen, dass ich es tatsächlich gesagt hatte. Aber das war ich ihm doch auch irgendwie schuldig, nachdem er sich mir anvertraut hatte. Er legte seine freie Hand an meine Wange und kam mir langsam näher. Seine Unsicherheit ließ ihn aber ein bisschen zurückfahren, aber ich legte nun auch meine Hand in seinen Nacken und strich ihm über seine kurzen Haare. Ein überraschter Ausdruck erschien auf seinem Gesicht, bevor sich mir wieder lächelnd annäherte. Sanft legten sich schließlich seine Lippen auf meine. In mir explodierte ein Feuerwerk und die Schmetterlinge fühlten sich an, als hätten sie an einem Joint gezogen. Ich schloss meine Augen und gab mich dem Kuss vollends hin. Er befreite sich von unseren verschränkten Händen, nur um sie an meine Taille zu legen und mich näher an sich zu ziehen. Noch nie hatte sich etwas so richtig angefühlt wie dieser Kuss. Er wurde immer inniger und fordernder. Ich spürte seinen heißen Atem auf meiner Haut und fuhr mit meiner freien Hand über seine Brustmuskeln, während sich die andere in seinen Haaren verkrallten. Wie in Trance setzte ich mich auf seinen Schoß, ohne den Kuss zu unterbrechen. Doch kurz darauf löste er sich von mir schaute mir liebevoll in die Augen. Obwohl wir uns nicht mehr küssten, hielten wir uns noch immer fest umklammert und keiner von uns wollte etwas daran ändern. „Von mir aus, könnte es die ganze Nacht so weiter gehen", wisperte er und legte seine Lippen ein weiteres kurzes Mal auf meine, dieses Mal küsste er viel leidenschaftlicher und vor allem sanfter. Ich würde davon nie genug bekommen!

𝐕𝐞𝐫𝐠𝐚̈𝐧𝐠𝐥𝐢𝐜𝐡 - twilight FFWo Geschichten leben. Entdecke jetzt