Es war seltsam wie schnell sich etwas ändern konnte. Ins Positive, sowie ins Negative. Doch dieses Mal war es durchaus etwas absolut Gutes! Nach dem Vorfall hatte ich gedacht, ich würde sterben. Ich wollte es sogar. Ich wollte einfach, dass es aufhört! Diese Schmerzen in meiner Brust, diese Leere und meine Einsamkeit. Es war einfach unerträglich und niemand konnte mir helfen und mich retten. Sie hatten einfach zugesehen und mich machen lassen. Mich abrutschen lassen. Als ich hierherkam, dachte ich, dass ich diesen ewigen Kreislauf niemals überwinden könnte. Doch jetzt, nachdem Embry in mein Leben kam und mir wieder ein ehrliches Lächeln aufs Gesicht zaubern konnte, war ich mir sicher, dass ich meine Medizin gefunden hatte. Er würde mir helfen und für immer bei mir sein. Er war das Heilmittel und ich wusste, dass ich die verfluchten Tabletten nicht mehr brauchte. Verdammte Antidepressiva wollte man mir aufzwingen. Als wäre dann alles wieder gut und man konnte seinen Alltag weiterleben.
Nun war ich dankbar. Dankbar gegenüber Andrey. Ich war mir am Anfang wirklich sicher, dass ich es ihm niemals verzeihen könnte. Es war schwer genug, auf einmal allein zu sein und dann auch noch meine Schule, mein Zuhause, meine Freunde und alles was mir noch geblieben war zu verlieren, war die Hölle. Doch ich hatte gemerkt, dass es nötig war. Ein Neuanfang war nötig und ich würde versuchen, Andreys Hilfe anzunehmen und diesem Leben eine Chance zu geben. Es würde nicht einfach werden, meine Familie, die Erinnerungen und den Schmerz hinter mir zu lassen, aber wenn es mir dadurch besser ging, dann würde ich verdammt nochmal diese Hürden überwinden!
Ich straffte meine Schultern und ging mit unregelmäßigem Atem in Richtung von Andreys Arbeitszimmer. Er arbeitete von Zuhause aus und verbrachte auch sonst viel Zeit dort drin. Unschlüssig stand ich schließlich vor der verschlossenen Türe. Ich war ein ziemlich sturer Esel und dieser Schritt war schwerer als ich dachte. Bevor ich mich dazu entschließen konnte entweder die Pobacken zusammenzukneifen oder feige davonzulaufen, öffnete sich die Tür und Andrey rannte fast in mich hinein. Erschrocken quietschte ich kurz auf und wich einen Schritt zurück. „Oh, wolltest du zu mir?", fragte er vorsichtig und konnte anscheinend nicht fassen, dass ich von mir aus freiwillig mit ihm sprechen wollte. Sachte nickte ich und knetete nervös meine Hände. Sie waren schwitzig vor Nervosität. „Alles okay?", fragte er auf einmal besorgt, als er mich leicht an den Schultern packte und mich betrachtete. Mein Nicken veränderte sich zu einem Kopfschütteln und dann wieder zurück. Ich fuhr mit meinen Händen über mein Gesicht, zu meinen Haaren, bis sie schließlich im Nacken verweilten. „Ich... es... tut mir leid", meinte ich und ärgerte mich, dass mir meine Worte im Hals stecken blieben und ich keinen vernünftigen Satz herausbekam.
Verwirrt musterte er mich. Er wusste nicht ganz was er sagen sollte, geschweige denn wie er damit umgehen sollte. „Mein Verhalten war daneben und ich bin dir keinen Schritt entgegengekommen, dabei... wolltest du mir doch nur helfen und jetzt für mich da sein, weil du keine Chance hattest an meinem vorherigen Leben teilzuhaben", ich redete mich aufgelöst in Rage, doch Andrey fing an zu lächeln. Er strich leicht mit seinem Daumen über meinen Wangenknochen. Ich hatte gar nicht gemerkt, dass die Tränen es raus geschafft hatten. Meine Schuldgefühle waren auf einmal so groß, weil ich nun verstand was Andreys Absicht war und ich ihn nur in den Wahnsinn getrieben hatte. „Alles in Ordnung, Kleine. Du hattest Recht, als du sagtest ich hätte keine Ahnung was du durchmachst. Ich habe Verständnis für deine Wut und deinem Widerwillen! Aber deine Schuldgefühle sind unnötig. Mach dir keinen Kopf", sprach er und ich lachte erleichtert auf. Ich war so froh, dass er mich verstand und mich nicht wegschubste. Ich war so froh, dass er mich stattdessen fest in die Arme schloss und mich seine Schwester nannte.
Andrey schlug vor etwas essen zu gehen, was wir schließlich auch taten. Eigentlich musste er noch arbeiten, aber er verschob es einfach auf später. Wir fuhren nicht nach Port Angeles, sondern gingen in eins der wenigen Restaurants hier in Forks. Das war das erste Mal, dass wir etwas zusammen unternahmen. Es war nicht ganz so langweilig, wie ich es mir vorgestellt hatte und Andrey war auch nicht so nervig, wie ich sonst empfunden hatte. Wir machten uns über andere Gäste lustig, stalkten sie und spekulierten über ihr Leben. Es war einfach nur geil, was manchmal dabei rauskam. Einmal spukte ich nicht sogar nicht nur durch meinen Mund meine Cola aus, sondern auch durch die Nase. Wir mussten uns manchmal gegenseitig zurückhalten nicht zu laut zu lachen. Es war schon eine tolle Sache, dass wir nun anfingen uns kennenzulernen und gegenseitig zu verstehen.
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𝐕𝐞𝐫𝐠𝐚̈𝐧𝐠𝐥𝐢𝐜𝐡 - twilight FF
FanfictionElvana Wayne hatte schon in ihren jungen Jahren viel durchmachen müssen. Aus zunächst unbekannten Gründen zog sie urplötzlich mitten im Jahr mit ihrem Bruder Andrey nach Forks. Die aufmüpfige und lockere Elvana freundet sich daraufhin mit einem depr...