12 - Zitronenbonbon

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Zuhause telefonierte ich mit Embry. Er hatte heute leider keine Zeit gehabt, denn nach der Schule war er noch mit seinem Rudel lange unterwegs gewesen. Er hatte mir noch gar nicht erzählt, was er eigentlich machten, wenn sie zusammen auf Achse waren. Doch ich hielt mich am besten aus der Angelegenheit raus, denn ich fand, dass seine Offenbarung schon gereicht hatte. Es ging mich schließlich nichts an. „Ich war eben noch mit Andrey was essen, aber ansonsten war es ziemlich langweilig und unspektakulär", antwortete ich auf Embrys Frage, was ich den Tag so getrieben hatte. „Ich dachte du kannst ihn nicht leiden", meinte dieser nur verwirrt und ich seufzte. „Jaa, anscheinend ist er doch nicht so nervig und kacke", erklärte ich und stopfte mich weiter mit Schokolade voll, ,,Sag mal, kann man bei euch Wölfen vom Knutschen schwanger werden?". Er fing an zu lachen. „Wieso fragst du denn sowas?". Es war eine dumme Frage, aber ich stopfte mich schon den ganzen Tag mit Schokolade und sonstigen nicht zusammenpassenden Lebensmitteln voll. „Also ich hab mega nen Fressflash", meinte ich und musste bedauernd feststellen, dass mein Vorrat an Süßigkeiten leer war, ,,Oh Gott! Nein". Gespielt heulend ließ ich mich in mein Kissen sinken und seufzte. „Was ist denn?", fragte er hektisch und erschrocken, seufzte jedoch als er von dem Grund erfuhr. Es klang erleichternd und belustigt.

„Ich könnte kommen und dir Nachschub mitbringen?", fragte Embry mit einem koketten Unterton. Mit einem Lächeln bemerkte ich, dass er anfing mit mir zu flirten. Es gefiel mir, aber es erstaunte mich auch. So hatte ich ihn nicht eingeschätzt und das ließ meine Gefühle für ihn irgendwie ankurbeln. Ich musste zugeben, dass ich ihn anfangs ein wenig für eine Lusche hielt. Jetzt tat mir der Gedanke leid, aber das war nicht weiter von Bedeutung. Ich hatte ihn kennengelernt und erfahren, dass er es nicht war. Obwohl Embry zu Beginn unserer Freundschaft ziemlich schmächtig war, war er vom Charakter keinesfalls etwas wie eine Lusche. „Das könntest du, aber dann muss dir im Klaren sein, dass du, wenn du über meine Türschwelle trittst, meine Geisel sein wirst", antwortete ich und machte mir nicht die Mühe, meinen ungenierten Beiklang zu verstecken. Er lachte kurz amüsiert. „Und wie willst du das Anstellen?", fragte er und bekam zunächst einen überlegten Laut von mir. „Ich könnte dich mit meinem Kung Fu unschädlich machen oder ich könnte dich ganz einfach verführen. Such dir eins aus" „Was für eine schwere Entscheidung". Ich gluckste kurz erheiternd auf. „Tut mir leid Schätzelein, aber ich muss jetzt leider auflegen. Da gibts noch eine Wohnung, die auf der Suche nach Naschereien umgekrempelt werden muss".

Das war eine unnötige Aktion, denn ich hatte nichts gefunden. Andrey war entweder eine ziemliche Naschkatze oder er war ein überaus gesund lebender Mensch. Frustriert schmiss ich mich auf die Couch und entschied mein Buch weiterzulesen. Letztes Mal wurde ich dabei ja unterbrochen. Ein Kapitel später schreckte ich auf. Ein Klingeln an der Tür ließ mich genervt stöhnen. Nicht schon wieder! Ich pfefferte das Buch regelrecht auf den Tisch und stakste zur Tür. Doch meine schlechte Laune verschwand schnell. „Was machst du denn hier?", lachte ich überrascht. Embry stand dort, breit grinsend mit einer Tüte in der Hand. „Ich dachte mir ich begebe mich in Gefangenschaft", antwortete er und hauchte mir einen kurzen Kuss auf den Mund, ehe ich ihn hereinbat und in mein Zimmer führte. Ich versuchte meine Neugier über die mitgebrachte Tüte zu verbergen, doch ich hatte das Gefühl, dass Embry es sehr wohl wusste. „Ich hab dir, wie versprochen, etwas mitgebracht", sagte er und hielt mir das dicke Päckchen entgegen. Ich schaute ihn ungläubig an, als ich die ganze Schokolade, Karamellbonbons und die Gummibärchen entdeckte. „Du hättest mir wirklich nichts bringen müssen", meinte ich und schob mir ein Zitronenbonbon in den Mund. „Aber damit hab ich dich zum Lächeln gebracht. Das war es mir wert", meinte er und legte seine Hände an meine Taille, um mich an sich heranzuziehen. Das Grinsen konnte ich mir nicht verkneifen und es wollte mir auch gar nicht aus dem Gesicht weichen. Es war wie Zwang. „Krieg ich auch ein Bonbon?", fragte er mich leise. „Mhm, ich glaube es war das einzige. Ein anderes hab ich nicht gesehen", antwortete ich verschmitzt und warf die Tüte aufs Bett, um meine Arme um seinen Nacken zu legen. „Krieg ich deins?" „Hols dir doch". Ein kurzer belustigter Blick und schon legte er seine warmen und weichen Lippen auf meine. Dies war mein erster Zungenkuss und ich wusste, dass ich ihn nicht gerne wiederholen wollen würde. Es lag nicht an ihm. Embry war toll. Doch mir war es einfach zu feucht. Binnen weniger Minuten löste er sich von mir und grinste mich an. Seine Wangen waren leicht errötet. Das beruhigte mich, weil auch ich meinen leichten Scham nicht verstecken konnte. Mein Bonbon war ich los, doch ich hatte eine weitere Erfahrung und Zeit mit Embry dazu gewonnen. Ich schätzte dies sehr, denn er war oft mit seinen Kollegen im Rudel unterwegs. Er meinte es sei etwas Wichtiges und deshalb nahm ich es ihm nicht übel. Ich fand es einfach nur schade, dass er meist in der Nacht bei mir erschien. Zu dieser Zeit war ich meist müde und deshalb tobten wir nicht wie sonst herum. Wir lagen einfach im Bett, kuschelten und sprachen miteinander, während im Hintergrund leise Musik spielte. Es war entspannend und von Sekunde zur Sekunde fühlte ich mich immer wohler.

𝐕𝐞𝐫𝐠𝐚̈𝐧𝐠𝐥𝐢𝐜𝐡 - twilight FFWo Geschichten leben. Entdecke jetzt