Der Schock

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Ich drehe mich um und will gerade hoch gehen, um Sascha neue Kleidung zu holen, als Oma mich anspricht.

> Wo willst du hin? Du kannst mich mit dem Wolf doch nicht allein lassen? < fragt Oma ängstlich.

> Oma, Sascha tut dir nichts, versprochen. Ich bin gleich wieder da. < versuche ich Oma zu beruhigen.

> Ich gehe hoch und hole seine Kleidung, bis du mit den Krücken wieder da bist, bin ich gefressen worden. < sagt Oma und quetscht sich zwischen Sascha und dem Tisch vorbei.

Sascha grinst, lässt aber den Kopf auf seinen Pfoten liegen und bewegt sich nicht.

> Na gut Oma. < antworte ich belustigt.

Oma geht schnell hoch und holt Sascha Klamotten, gibt sie mir und geht ins Wohnzimmer, damit Sascha sich verwandeln kann.

Als Sascha wieder ein Mensch und angezogen ist, gehen wir auch ins Wohnzimmer. Oma sitzt Käseweiß in ihrem Sessel.

> Alles ok Oma? < frage ich nun besorgt.

> Nichts ist ok Mara. Du willst bei einem Wolf wohnen, der dich mit einem Happen essen kann? < fragt Oma immer noch ängstlich.

> Aber Oma, Sascha würde mir nie etwas antun. < versuche ich Oma zu beruhigen.

> Genau Hildegard, Mara ist bei mir absolut sicher, das kannst du mir glauben. < versucht auch Sascha sein Glück, um Oma zu beruhigen.

> Lasst mich allein, ich brauch Zeit für mich. < gibt Oma erschöpft von sich.

Ich schaue sie traurig an und will noch was erwidern, doch Sascha legt sanft seine Hand auf meine Schulter und gibt mir zu verstehen, dass wir meine Oma besser erstmal in Ruhe lassen.

* Gib ihr Zeit. * lässt Sascha mich wissen.

Ich nicke stumm und gehe in mein Zimmer, Sascha folgt mir.

Ich lasse mich seufzend auf mein Bett fallen. Sascha steht vor dem Bett und mustert mich eindringlich.

> Es tut mir leid. < sagt er dann wie aus dem nichts.

Ich blicke zu ihm auf. Meint er das Ernst? Er kann doch nichts dafür.

> Ist schon in Ordnung. < gebe ich Sascha zu verstehen.

> Nein, nichts ist in Ordnung, ich habe deine Oma erschreckt, und jetzt hat Sie Angst. < sagt Sascha traurig.

Ich klopfe neben mich auf mein Bett und gebe Sascha zu verstehen, dass er sich zu mir legen soll. Er kommt meiner stummen Bitte nach. Ich kuschel mich an ihn ran und er nimmt mich in den Arm.

> Weißt du, manchmal muss man etwas auf die radikale Art machen, um zu verstehen. Manchmal dauert es auch länger, um es zu begreifen. Schau mich an. < ich blicke Sascha tief in die Augen, er nickt stumm als Antwort.

Wir bleiben eine Weile stumm so liegen und ich merke, wie ich in einen Schlaf abdrifte.

Als ich wach werde, steht die Sonne hoch am Himmel. Sascha schaut mich verträumt an und grinst.

> Na Prinzessin? Ausgeschlafen? < sagt er frech.

Ich kneife ihn in die Seite und er knurrt leicht. Ich liebe es, sein knurren zu hören und grinse frech zurück.

> So ich werde jetzt aber Mal nach meiner Oma schauen. < sage ich und strecke mich dabei.

> Soll ich mitkommen? < fragt Sascha besorgt.

> Ich glaube es ist besser, wenn ich erstmal allein mit ihr spreche. < sage ich und nehme sein Gesicht in die Hand und gebe ihm einen sanften Kuss.

> Ok, aber wenn was ist, ruf mich. < bestätigt er mir.

Ich nicke und gehe aus dem Zimmer raus. Im Wohnzimmer angekommen, sehe ich Oma im Sessel sitzen. Sie hat vor sich ein Fotoalbum liegen und starrt auf ein Foto. Von Weitem kann ich nicht erkennen, welches Foto es ist, ich vermute aber Mal, dass es Opa ist.

Ich trete näher an Ihren Sessel ran. Durch die Krücken bin ich nicht gerade leise und Sie blickt zu mir auf. In Ihren Augen liegt Trauer, Angst und Schmerz. Ich lehne meine Krücken an den Sessel und nehme Oma in den Arm.

> Ich habe Angst. < flüstert Sie mir ins Ohr.

> Warum? < flüster ich zurück.

> Der Wolf... < mehr bringt Oma nicht raus.

Ich gebe Oma aus der Umarmung frei und nehme mir den Hocker, um mich vor Sie zu setzen. Ich schaue Ihr tief in die Augen.

> Oma, du brauchst keine Angst haben. Sascha würde mir nie etwas antun, weder als Mensch noch als Wolf. < gebe ich Ihr mit fester Stimme zurück.

> Aber er ist so groß. < Oma hat immer noch Angst in Ihren Augen.

> Ja an seine Größe musste ich mich auch erst einmal gewöhnen. < lache ich.

Mein Lachen erreicht Omas Augen. Sie wirkt mit einem Mal nicht mehr ganz so voller Angst.

> Oma, mir wird schon nichts passieren, das verspreche ich dir. Sascha wird gut auf mich aufpassen, schließlich ist er der Alpha und ein Ranghoher Alpha noch dazu. < sage ich stolz.

> Der Alpha? < fragt Oma irritiert.

Ich muss schmunzeln und erkläre Oma die Rangordnung der Wölfe. Da Sascha ein silbergrauer Wolf mit goldenen Augen ist, ist er in Europa einer der stärksten Alphas überhaupt. Ein normaler Alpha mit normaler Rudelgröße ist eher schwarz.

Wenn der Alpha aber ein starker Alpha ist, und das Rudel dadurch wächst, wird sein Fell silbergrau. Wenn er dann nicht nur auf der körperlichen Ebene stark ist, sondern auch auf der geistigen Ebene, dann werden die Augen golden.

Und das sind nur wenige Alphas, da diese Alphas nur ungerne angegriffen werden. Da sie nicht nur ein starkes Kampfteam haben, sondern auch mental stark sind und strategisch sehr gut aufgestellt sind.

> Also ist er so etwas wie ein Bundeskanzler oder ein Chef unter den Wölfen? < fragt Oma.

> Genau, nur dass die Wölfe untereinander viel intensiver miteinander interagieren als wir Menschen und meistens nicht so habgierig und hinterhältig sind. < bestätige ich noch einmal.

> Ok, also scheint Er oder Es gar nicht so schlimm zu sein? < Oma ist noch etwas unsicher, aber die Haupte Angst konnte ich Ihr nehmen.

Oma und ich unterhalten uns noch eine Weile und merken gar nicht, dass es schon Abend wird und wir langsam, aber sicher mal etwas Essen sollten. Als mein Magen anfängt zu knurren, schaut meine Oma mich an und wir beide fangen herzhaft an zu lachen.

> Ich glaube, da hat jemand Hunger. < stellt Oma fest.

> Und wie. < lache ich.

> Das Essen ist serviert. < ruft Sascha plötzlich aus der Küche.

Oma schaut mich an, ich zucke mit den Schultern und schenke Ihr ein Lächeln. Wir stehen auf und gehen in die Küche, wo Sascha uns leckere Häppchen zubereitet hat und uns angrinst.


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Das Mädchen und der Alpha (Band 1)Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt