„Unsere Eltern haben sich da ja einen ganz tollen Scherz erlaubt. Ein Schwuler, der seinem Ex hinterhertrauert und eine Ausreißerin, die sich weigert, mit neunzehn Jahren nach potenziellen Heiratskandidaten Ausschau zu halten", lachte Alyssa. Sie war ganz anders, als ich erwartet hatte. Überhaupt nicht wie das Bild des schüchternen, zurückhaltenden Mädchens, das ich im Kopf hatte. Stattdessen trug sie ein rückenfreies Kleid, das ihr von den Männern im Mona's, einem schicken Restaurant, bereits so manche eindeutige Blicke eingebracht hatte. Ihr Haar war braun, gelockt und auf Schulterhöhe gestutzt. Und ihre Hand zierte das Tattoo eines bunt schillernden Schmetterlings, dessen Fühler sich über ihre Finger erstreckten.
Ich lachte unsicher und nickte als Antwort.
Als ich hereingekommen war, hatte Alyssa bereits Getränke kommen lassen und wusste auch schon, was sie bestellen wollte. Sie wusste generell ziemlich viel und hatte ihre eigenen Vorstellungen, wie ihr Leben verlaufen würde. Einen Ehemann sollte es nicht beinhalten, hatte ich bereits erfahren. Dafür umso mehr Backpacking und Abenteuer. Sie war das komplette Gegenteil von mir. Was vielleicht auch der Grund war, warum ich, als der Kellner unsere Bestellung brachte, so weit aufgetaut war, dass ich ehrlich über ihre Weltreiseanekdoten lachen konnte.
„... und dann kam diese Schlange aus dem Wasser und hat nach Finns Badehose geschnappt! Wir dachten wirklich alle, sie wäre giftig gewesen und Scott stand sogar kurz davor, zu heulen. Am Ende hat sich herausgestellt, dass es eine ganz einfache Ringelnatter war", erzählte sie. Wir schauten uns an und brachen dann in Gelächter aus. Jepp, ich hatte gerade den besten Abend seit langem.
„Hey", Ally legte ihren Arm auf meinen Arm, sowie wir das Restaurant schließlich verließen, „ich treffe mich gleich noch mit einem Freund. Eigentlich hatten wir vor, über mein grauenhaftes Date zu lästern. Aber ich hatte tatsächlich viel Spaß heute Abend. Du bist längst nicht so spießig und kleinkariert, wie ich gedacht habe. Vielleicht möchtest du mitkommen? Es ist auch nichts Großes, versprochen." Sie grinste mich ermutigend an. Ich musste nicht lange überlegen. Entweder konnte ich eine weitere Nacht alleine in meinem Bett verbringen und alte Bilder von Alec und mir auf meinem Handy anschauen. Oder ich konnte einen sorgenfreien Abend mit Alyssa und ihren Freunden haben.
„Gerne. Lass mich nur noch schnell meiner Mutter eine Nachricht schreiben."
So kam es, dass ich 20 Minuten später vor einer kleinen Wohnung am anderen Ende Washington Countys parkte. Ich war Ally in meinem Auto hinterhergefahren und hatte immer wieder aufpassen müssen, bei dem Tempo, das sie drauf hatte, nicht abgeschüttelt zu werden.
„Du fährst wie eine Geisteskranke", beschwerte ich mich und versuchte, mein klopfendes Herz zu beruhigen. Sie lachte nur, bevor sie die Klingel neben der roten Tür, bei welcher der Lack schon abblätterte, drückte. Wir mussten nicht einmal fünf Sekunden warten, da wurde sie auch schon aufgerissen.
„Willkommen, Babe! War dein Date so einschläfernd, wie du dachtest? Sieht er gut aus? Hast du ein ein Foto gemacht? Und wenn er gut aussieht, darf ich ihn dann haben?"
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The World Against Us
RomantikWATTYS GEWINNER 21 »Ich wusste nicht, wann es passiert war. Ich wusste nur, dass es passiert war. Ich, Joshua Collins, war in meinen besten Freund Alec verliebt.« Joshua und Alec - Freunde seit Kindestagen. Nichts und niemand kann sie auseinander br...