1. Uno

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Mit einem tiefen Atemzug stieß ich den Qualm aus meinen Nüstern. Dieser bildete Wolken und schwebte nach oben. Ich seufzte und ließ meinen Kopf wieder auf meine Vorderbeine sinken. Dabei landete mein Blick auf meinen langen Rücken. Weiße Schuppen, ein machtvoller großer Körper und doch gab es da eine Sache die unperfekt war. Die zwei Stummel, die die Narben zeigten, wo mir meine Flügel abgeschnitten worden waren. Unglücklich ließ ich meinen Blick wieder weggleiten und schlug mit meinem Schwanz gegen das Eis.

Ich war nicht mutiert oder so, ich hatte mich nur in einen Drachen verwandelt. Seit...ich hatte jegliches Zeitgefühl verloren, aber bestimmt seit einem Jahr saß ich nun hier fest. In den tiefsten der tiefsten am Nordpolarkreis. Im tiefsten Berg, der ein hoch gesichertes Gefängnis für Schwerverbrecher und Psychopathen abgab. Die Götter hatten dieses Gefängnis errichtet, um die größten üblen Monster festzuhalten. Tja und nun saß ich in meiner eigenen Zelle. Sie war groß. Sie war vermutlich so groß wie ein halbes Fußballfeld, aber sie machte alles nur noch einsam. Anfangs hatte ich versucht der Folter und der Kette um meinen Fuß zu umgehen, doch das hatte mir nur mehr schmerz eingebracht. Als wäre ich eine Schwerverbrecherin. Ganz ehrlich, ich wusste immer noch nicht wieso ich hier gelandet war. In einem Moment segelte ich noch über die Meere, im nächsten wurde ich von Götterboten abgeschleppt wie eine Schwerverbrecherin. Anfangs hatten sie mich verhört, aber ich hatte ihnen nichts sagen könne, daraufhin folgten Folter. Wie mir über meinen Körper kochend heißes Wasser zu schütten. Ich war zwar Kälteresistent, aber dieses kochende Wasser, das hatte ich genau gespürt. Irgendwann hatte ich mich in der Zelle zurückgezogen und Stormy (mein innerer Drache) hatte die Kontrolle übernommen. Doof nur, dass die Kette sich meiner Drachengestalt anpasste. Ich hatte mir ein eigenes Reich aus Eis und Schnee mitten in meine Zelle gebaut um mich zurückziehen zu können, die lange Kette lies das zum Glück zu.

Ich starb fast vor Langeweile und fühlte mich wie ein Tier im Zoo dem ab und zu Futter zugeworfen wurde.

Die Zelle ähnelte einer Höhle, anstatt einer richtigen Gefängniszelle. Es war ein geschlossener Raum mit einer Hochsicherheitstür. Von der Decke hingen Tropfsteine, die Wände waren aus schwarzem Gestein. Ich wusste nicht wie viele Meter unter der Erde ich mich befand, aber es war tief. Ich stieß noch mal den Qualm aus und schloss dann meine Augen und kuschelte ich mich in der Eisgrube, ganz oben meines Eisbauwerkes, ein. Hier hatte ich ein kleines Versteck errichtet um meine Ruhe zu haben.
Doch da ging ein dröhnen durch den Berg und die Hochsicherheitstür meiner Zelle öffnete sich. „Drache!" hörte ich wie immer einen der Wachen schreien, mein Zeichen aufzustehen, ansonsten gab es kein essen und Folter. Ich stieß ein gefährliches Knurren aus, das durch die ganze Zelle widerhallte.
„Ich sagte ja, sie ist eine Gefahr..." hörte ich den Wachen sagen. Und ich spitze meine Ohren.

Eine weitere Stimme redete mit ihm. Leiser und nicht verständlich für mich.

Misstrauisch stand ich auf und kam hinter meinen Platz hervor. Einen Moment erstarrte ich, als ich neben dem Wachen eine braunhaarige vertraute Person stand. Wenn ich in Menschengestalt gewesen wäre, hätten wir uns sehr ähnlich gesehen. Sie hatte den gleichen südländischen Teint, die selben Grübchen und Stupsnase. Nur ihre Augen waren nicht braun, sondern braun mit einem silbernen Ring drum herum. Ihre Haare waren auch einen ticken dunkler als meine. Aurora, meine Schwester.
Sie sah zu mir hoch und wirkte überrascht.

„Wir sollten nicht so nah hier stehen, sie ist gefährlich. Eine Hochsicherheitsgefangene." sagte der Wache ihr.

Ich sprang eine Stufe tiefer und kam langsam auf die beiden zu, ohne auch nur Aurora aus den Augen zu lassen.

Der Wache hinter ihr trat einen Schritt zurück, doch sie blieb genau an der selben Stelle stehen und verschränkte die Arme vor der Brust. Während ich den Eisberg herunter kletterte und mich mit den Krallen vorm wegschlittern retteten. Ich sprang ein letztes Mal herunter und ragte dann vor ihnen auf. Aurora sah merklich klein aus, aber ich war ja auch gut über zehn Meter groß.

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