Kapitel II: Utopia

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Jung Wooyoung

Es war früher Abend des nächsten Tages, als die vier Freunde den sogenannten Innenstadtbereich von Incheon erreichten. Wooyoung und Mingi befanden sich auf der Ladefläche des Pick-ups, beide auf jeweils einer anderen Seite und mit den Long-Range-Gewehren im Anschlag. Wer konnte schon wissen, was sie hier erwarten würde. Hongjoong saß wie immer am Steuer, während sich Yeosang auf dem Beifahrersitz befand und mit seinem Fernglas die Gegend checkte.

Erschöpft ließ Wooyoung seinen Blick über die hohen Wolkenkratzer wandern. Die Sonne ging langsam hinter den Gebäuden unter und tauchte die Fassaden teilweise in gelb-orangenes Licht, während der Himmel sich von einem aufgeregten Orange in ein klares Dunkelblau wandelte. Es wirkte alles so trügerisch ruhig, nur der Motor des Pick-ups war zu hören. Monoton brummte dieser und beruhigte Wooyoung ungemein, wodurch er sich in seine eigenen Gedanken vertiefte. Natürlich geisterte San durch seinen Kopf und machte Wooyoung dadurch erneut sehr bedrückt. Er vermisste ihn sehr und-

„Stopp!"

Yeosang's Stimme schnitt durch die Ruhe wie ein scharfes Messer. Erschrocken hatte Hongjoong seinen rechten Fuß auf die Bremse gedrückt und eine Vollbremsung durchgeführt. Mingi und Wooyoung hatten die Aktion selbstverständlich nicht erwartet und wurden durch den Schwung auf den Boden der Ladefläche befördert. Mingi fluchte ungeniert und zog sich langsam hoch. Wooyoung stöhnte gequält auf. Das hatte wirklich wehgetan, insbesondere weil er überrascht wurde.

„Yeosang, spinnst du? Willst du uns alle vor den Zombies umbringen?", nörgelte Mingi empört, während der Angesprochene augenrollend Hongjoong das Fernglas reichte.

„Dort hinten in dem Wohnhaus sind Leute.", begann Yeosang und zeigte mit seinem Zeigefinger in die richtige Richtung, „Die stehen an den Fenstern mit Gewehren. Es wirkt recht organisiert."

„Worauf warten wir dann noch? Auf geht's, Joongie.", gab Mingi motiviert von sich. Der Leader musterte noch eine kurze Weile das Szenario durch das Fernglas.

„Okay, sieht nach unserem gesuchten Ziel aus.", meinte der Ältere und rechte Yeosang das Fernglas, bloß um anschließend den Gang wieder einzulegen. Der Wagen setzte sich erneut in Bewegung, um den hohen Wohnblock anzusteuern. Mit neuer Motivation schienen die vier Freunde Hoffnung zu schöpfen, um zumindest etwas Sicherheit und weitere Menschen finden zu können.

Wooyoung beäugte misstrauisch ihr Ziel, welchem sie sich langsam näherten. War es nicht alles viel zu einfach? Dieser Gedanke kam ihm sofort in den Sinn. Natürlich konnte nicht alles reibungslos ablaufen, dafür hatten sie viel zu viel Pech.

Kaum kamen sie vor dem Gebäude langsam und vorsichtig an, ergriff Wooyoung ein ungutes Gefühl. Zwar merkten sie sofort, dass die Gewehrläufe von den Schützen aus den oberen Stockwerken auf sie gerichtet wurden, jedoch geschah nichts Weiteres. Es schien eine bloße Sicherheitsmaßnahme zu sein. Die Eingänge, die sich an dem Gebäude befanden, waren verbarrikadiert. Selbst in den kleinen Supermarkt und die Apotheke, welche sich im Erdgeschoss befanden, konnte man nicht hineinschauen. Die Fläche vor dem Wohnhaus glich einem Schlachtfeld. Sowohl Leichen als auch andere Wesen lagen leblos auf dem Boden und verwesten langsam. Der Geruch in der Umgebung drückte Tod und Verderben aus. Man schien sich hier wirklich gut verteidigen zu können.

Ruhig blieb der Pick-up vor dem Gebäude stehen. Hongjoong stellte den Motor ab, während Wooyoung seine Augen nicht von den seltsamen toten Wesen lassen konnte. Was war das bloß? Mingi blickte entsetzt um sich. Auch er schien sich zu fragen, was hier geschehen war, bis plötzlich eine Stimme laut schrie.

„VORSICHT!"

Wären sie nicht in Gefahr gewesen, hätte sich Wooyoung wahrscheinlich sogar gefreut, Eric's Stimme zu erkennen. Jedoch ging auf einmal alles sehr schnell. Hongjoong und Yeosang verließen fluchtartig den Wagen und hatten bereits ihre Waffen gezogen und gegebenenfalls entsichert. Mingi schrie in Horror auf und sprang hastig von der Ladefläche. Er rief Wooyoung noch panisch etwas entgegen, doch dieser drehte sich mit seiner Waffe im Anschlag um, eher er bereits auf den Boden der Ladefläche geworfen wurde. Schmerzhaft zischte Wooyoung auf und hielt reflexartig sein Gewehr längs vor sich. Vor Schreck hatte er kurz seine Augen geschlossen, bloß um sie anschließend ungläubig zu weiten. Das war kein Zombie!

Contagious Pt. 2: AfterlifeWo Geschichten leben. Entdecke jetzt