Kapitel 37

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Harry POV

Es tat mir so unendlich leid, dass ich meine Hand weggezogen hatte und Louis somit das Gefühl gegeben, dass ich von ihm nicht berührt werden wollte.

Das es eigentlich nicht an ihm lag, sondern an der Berührung an sich, die ich zur Zeit nicht erdulden konnte, hatte ich ihm nicht mehr sagen können.

„Paul, schaust du nach ihm?", fragte ich leise und dieser nickte. „Ich kümmere mich um ihn. Kommst du allein klar, oder soll ich dir Liam schicken?"

Ich überlegte einen Moment, ehe ich nickte. „Ja bitte. Vielleicht kann ich ihm erklären wie ich mich fühle und er kann dann mit dem Wissen Louis unterstützen."

Der Bodyguard lächelte mich traurig an, bevor er die Tür leise hinter sich zu zog und ich wieder allein war.

Ich blickte auf die wunderschön tapezierte Wand, mir gegenüber. Meine erste Nacht in unserem neuen Zuhause hatte ich mir definitiv anders vorgestellt, aber ich konnte die Situation leider nicht ändern.

Nachdem mich die Spezialeinheit aus dem Haus bei Nijiro befreit hatte, war ich sowohl emotional als auch körperlich komplett zusammengebrochen.

Die gerufenen Ärzte hatten mich gut versorgt, hatten mir Beruhigungsmittel gegeben, sodass ich erstmal zur Ruhe kam, doch immer, wenn die Wirkung langsam verblasste, kehrten die schrecklichen Erinnerungen wieder.

Die Gefangenschaft, die Vergewaltigung und zuletzt die sprichwörtliche Hinrichtung von Nijiro tauchten immer wieder vor meinen Augen auf.

„Harry?", ich hatte gar nicht mitbekommen, wie sich die Tür geöffnet hatte. Liam stand jetzt im Zimmer und sah mich mit seinen braunen Teddyaugen unsicher an.

„Hey Liam.", gab ich zurück, versuchte meine Stimme so stabil wie möglich klingen zu lassen.

„Wie geht es dir? Brauchst du was? Kann ich etwas für dich tun?", fragte der ehemalige Banddaddy sanft und bewegte sich langsam aufs Bett zu, deutete auf die Kante am Fußende.

„Ja, du kannst dich gern setzten.", ich nickte ihm zu und er ließ sich mit einem Lächeln darauf sinken.

„Und nein, ich, ich brauche nichts, außer Zeit um zu heilen.", wieder merkte ich, wie die Emotionen mich zu übermannen drohten, doch ich ballte die Hände fest, versuchte dagegen zu atmen und fixierte Louis besten Freund.

„In Ordnung. Wenn es anders ist, sag es mir bitte sofort, ja? Wir sind alle für dich da, Hazza.", er kramte nach einem Taschentuchpäckchen und reichte es mir vorsichtig herüber.

Für einen Moment war ich irritiert, was das sollte, bis ich merkte, dass mir schon wieder Tränen über die Wangen flossen.

„Ich, ich habe Louis abgewiesen.", nuschelte ich irgendwann in die Stille des Raumes, nachdem ich mir die Nase geschnäuzt hatte.

„Berührungen ertrage ich einfach nicht. Egal von wem.", fügte ich an und sah Liam verständnisvoll nicken.

„Das ist doch vollkommen verständlich, Hazza. Mach dir keine Gedanken, mit viel Zeit und Geduld wird das alles wieder. Du bist einer der stärksten Menschen, die ich kenne."

Auch wenn ich es in dem Moment selbst nicht glaubte, nickte ich nur bestätigend, als die Tür aufflog.

„Liam, kommst du bitte mal schnell mit runter?", Pauls Gesicht war rot angelaufen und sofort geriet ich in Panik.

„Ist was mit Louis?", fragte ich und merkte, wie mein kompletter Körper zu beben begann.

„Nein, alles gut.", Paul sah mir nicht in die Augen, als er mir antwortete und das verstärkte das schlechte Gefühl noch einmal um Längen.

Copy of a Copy of a Copy (L.S.). 1. Teil der HeptalogieWo Geschichten leben. Entdecke jetzt