Dianthuskraut

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Harry kam mit einem Rucksack am Rücken zurück. Wortlos folgte ich ihm die Treppen hinunter in die Eingangshalle.

In einer dunklen Ecke bevor wir die Schule verließen, blieb Harry stehen. Ohne nachzufragen, sah ich Harry zu, wie er einen Tarnumhang aus dem Rucksack zog und ihn mir und sich über den Kopf zog. Bevor wir weitergingen, sah mir Harry kurze Zeit in die Augen, dann schlang er einen Arm um meine Taille und führte mich hinaus aus dem Schloss.

Ich hatte zwar nichts gesagt, aber ich erkannte genau, dass dieser Tarnumhang um meine Schultern etwas Besonderes war. Normale Tarnumhänge sahen anders aus und fühlten sich auch anders an. Ich vermutete, dass dieser Umhang sehr teuer und einmalig sein musste. Woher Harry ihn wohl haben mochte?

Es brannten keine Lichter in den Gewächshäusern, dafür aber schien der Mond durch das Glas vor uns auf die Wege. Harry und ich bahnten uns zusammen einen Weg an den Gewächshäusern mit Pilzen und Blumen vorbei und gelangten schließlich zu denen mit Kräutern.

"Alohomora", flüsterte Harry und hielt seinen Zauberstab auf das goldene Schloss gerichtet. Es rührte sich nichts. "Mist", fluchte Harry, "ich habe gar nicht daran gedacht, dass Sprout einen Schutzzauber anbringen könnte."

"Lass mich mal", flüsterte ich und schob den Tarnumhang so zur Seite, dass mein Zauberstab nicht mehr vom Stoff verdeckt wurde. Fast ganz ohne die Lippen zu bewegen, murmelte ich einige Zaubersprüche. Nach ungefähr einer Minute hatte ich alle Schutzzauber gelöst und das Schloss sprang klappernd auf. Harry starrte mich gleichzeitig beeindruckt und überglücklich an. Ich zog Harry schmunzelnd hinter mir ins Gewächshaus, zog die Tür zu und brachte meinerseits einige einfache Schutzzauber an, die neben Eindringlingen auch Licht und Geräusche unterdrücken konnten.

Nach etwa einer halben Stunde beschlossen Harry und ich, eine Pause zu machen. Wir hatten bereits ein ganzes Gewächshaus von oben bis unten abgesucht, waren aber trotzdem erfolglos gewesen. Wir setzten uns genervt auf den Boden zwischen einem großen Blumentopf und einem Tisch.

"Ich glaube schon langsam, dass es dieses Kiemenkraut gar nicht hier gibt."

"Ja, ich auch, aber wir müssen weiter suchen."

Harry drehte sich plötzlich zu mir um. Seine Brille rutschte ihm dabei auf die Nasenspitze. Ohne dies zu bemerken, sagte er: "Ich habe eine Idee! Snape hat bestimmt ein Kiemenkraut in seinem Büro."

"Und du glaubst, dass wir bei ihm so einfach einbrechen können?"

"Nein stimmt, der ist bestimmt sogar im Schlaf wachsam."

Harrys Schultern sackten zusammen und er lehnte seinen Kopf mit einem Stöhnen zurück an die Wand. Noch immer saß seine Brille auf der Nasenspitze und fiel beinahe hinunter.

"Harry?", fragte ich und stupste ihn an. Harry drehte seinen Kopf zu mir. "Du wirst das morgen schaffen. Wir finden heute noch dieses Kraut."

Mit zusammengedrückten Lippen versuchte Harry mich dankbar anzulächeln, aber dabei verrutschte nun seine Brille so sehr, dass sie ihm auf den Schoß fiel. Anstatt sie wieder aufzusetzen, starrte Harry sie wütend an.

"Harry?" Er sah wieder zu mir. Es war das erste Mal, dass ich ihn ohne Brille sah, weswegen ich kurz in der Bewegung inne hielt. Während diesen kurzen Sekunden realisierte ich, dass seine Augen sogar im Mondlicht funkelten.

"Ja Alecto?"

Ich riss mich von Harry Augen los und starrte an ihm vorbei zu der Topfpflanze hinter ihm. "Wollen wir uns in den Sommerferien einmal treffen?" Die Idee war so spontan gekommen, dass ich sie ausgesprochen hatte, bevor ich überhaupt nachgedacht hatte.

Die Tochter des dunklen Lords (Harry Potter Fanfiction)Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt