Dinner (L)

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Mein Dad hat mich am Arm gepackt und zieht mich unbarmherzig zu Katsuki und seiner Tante hin. Noch hat er mich nicht gesehen und ich versuche mich hinter meinem Dad zu verstecken. Ich würde gerne jetzt aufwachen, BITTE!

"Misuzu! Wie schön, dich wieder einmal zu sehen!", rief mein Vater der Frau zu. Hä? Kennen die sich so gut, dass sie per du sind?
Der Frau schleicht ein Lächeln ins Gesicht. Ich habe Sie noch nie lächeln gesehen. "Oh, Hallo Jiro! Schon eine viel zu lange Ewigkeit her!"
Ich stehe hinter Ihm und versuche den Schock zu verdauen. Sie nennt Ihn Jiro! Ein Spitzname? Er heisst doch Benjiro! Nur meine Mum hat Ihn früher so genannt? Ich muss mühsam schlucken.

Nun schiebt er mich nach vorne, und Bakugou sieht mich. Ich sehe seinem Blick an, dass er mich bisher noch nicht bemerkt hat.
"Darf ich dir meine liebe Tochter vorstellen? Ich glaube, da hast Laahs das letzte Mal gesehen, als Sie noch ein Kind war!"

Obwohl ich gerade am liebsten schreiend davon rennen würde, setze ich mein bezauberndstes Lächeln auf und mache eine kleine Verbeugung.
Frau Bakugou schaut mich wohlwollend an: "Ja, ich kann mich noch an Sie erinnern. Eine Schande, was Maya euch angetan hat. Aber wie ich sehe ist Sie zu einer hübschen jungen Frau herangewachsen. Apropos, da kommt mir in den Sinn, ich habe euch Katsuki noch gar nicht vorgestellt! Er ist der Sohn meines Bruders und eine Weile bei mir. Das ist auch der Grund, dass ich wieder hierher gezogen bin!"

Sie dreht sich zu Bakugou um und er tritt vor, verneigt sich ebenfalls vor meinem Vater und mir: "Freut mich sehr, eure Bekanntschaft zu machen, Herr Benzki. Laahs."
"Oh, Ihr kennt euch schon!", fragt seine Tante.
"Wir gehen in dieselbe Klasse.", antworte ich schnell.
"Das trifft sich ja wundervoll! Katsuki, dann kann ich ja deine Tante kurz entführen und dir meine Laahs in Obhut geben! Misu, darf ich bitten?", und er hält Ihr den Arm hin, in welchen sie einhängt und sich von Ihm wegführen lässt. 

Bakugou und ich stehen verloren voreinander. Fuck, was mach ich nun!
"Würdest du mir bitte zeigen, wo ich was zu trinken bekomme? Ich brauch etwas Schampus, um den Abend hier zu überleben...", wendet er sich an mich. Ich merke, dass er sich auf die Zähne beisst. Natürlich, bloss nicht die Etikette verlieren. 
"Natürlich, die Gläser sind dort drüben", bringe ich mit einem gefakten Lächeln eine Antwort zustande und geleite Ihn zu den Flöten.

Er nimmt sich eine mit Alkohol, doch ich trau mich nicht, was zu sagen. Ich muss mich verdammt zusammenreissen. Fuck, wird dieser Abend anstrengend. Heimlich schaue ich um, doch überall haben sich bereits Grüppchen gebildet, und ich kann zu keiner dazustossen da Sie alle geschlossen stehen. 
Scheisse, nun bin ich an Bakugou gebunden.

Wir stehen einfach eine Weile nebeneinander, dann plötzlich wendet er sich an mich und fragt künstlich freundlich: "Wer ist dein Vater, dass er sich so gut mit meiner Tante versteht?"
"Nun, er ist der Oberarzt der Klinik und der Chefchirurg. Woher er deine Tante kennt weiss ich aber nicht. Das kannst du selbst nachfragen. Schliesslich sind wir Nachbarn.", erwidere ich genauso künstlich freundlich.

"Was meinte Sie mit, was euch Maya angetan hat?", er lächelte ein falsches Lächeln, er ist ein verdammt guter Schauspieler!
Ich bemühe mich ebenfalls mein Lächeln aufrecht zu behalten und presse mit zusammengebissenen Zähnen hervor: "Nun, das geht dich nichts an."

*Ding ding ding* 

Jemand klopft mit dem Messer an sein Glas, hält eine kurze Ansprache und deutet uns, an die Tische zu sitzen, da angerichtet wird. Mein Vater setzt sich ausgerechnet Via-a-vis von Frau Bakugou, und da ich neben ihm sitze, muss ich beim Essen in Katsukis Gesicht schauen. 

Während sich unsere Vormunde angeregt unterhalten, versuchen Bakugou und ich so scheissfreundlich miteinander zu sein, dass niemandem unser angespanntes Verhältnis auffällt. Übertrieben freundlich reichen wir einander das Salz, Brot, unterhalten uns über die Schule.

Das Essen zieht sich wie Kaugummi, ich habe das Gefühl, die Zeit will einfach nicht vorwärts, um mich in dieser Situation so lange wie möglich zu halten. Endlich ist das Essen vorbei, und es gibt eine Grosse Pause, ehe dann das Dessert gereicht werden wird. 

Schnell fliehe ich nach draussen auf die Terrasse und atme tief durch. Mein Kopf schwirrt, und ich kann kaum noch einen richtigen Gedanken fassen, ich habe das Gefühl, als hätte ich ebenfalls was getrunken, so sehr strengt mich dieser Abend an. Drinnen höre ich nun eine Band aufspielen und einige Paare beginnen zu tanzen. 

Ich lehne meinen Rücken an die kalte Hausmauer im Dunkeln, als ich Bakugou an mir vorbei laufen sehe. Er geht bis zum Steingeländer und zückt sein Handy. Erst schreibt er einige Nachrichten, dann klingelt es, und er geht gleich ran.

Er beginnt ziemlich schnell auf Englisch mit dem Gegenüber zu quatschen, und was ich zu hören bekomme, hätte ich lieber nicht gehört. Wieso muss ich so gut Englisch können?
Ich traue mich nicht zu bewegen. Er soll nicht denken, dass ich Ihn belauscht habe, und drücke mich noch etwas mehr in den Schatten. So bemerkt er mich hoffentlich nicht. 

Als er das Telefon endlich beendet hat geht er wieder rein, und da er auf sein Display starrt, statt nach vorne, hat er mich wirklich nicht gesehen. Puh. Er soll nicht wissen, dass ich alles gehört habe, auch wenn er sehr leise gesprochen hat. Das tut verdammt weh...

Dann warte ich noch einige Minuten, ehe ich wieder rein gehe und mich an meinen Platz setze. Ich setze wieder mein künstliches Lächeln auf und geniesse das Schokoladenmousse, das gereicht wird. Ich liebe Schokomousse, ich könnte das Kiloweise essen, doch da ich als Ballerina auf meine Figur achten muss esse ich es nie. 

"Misu, darf ich dich zum Tanz auffordern!", fragt da plötzlich mein Vater und hält Ihr die Hand hin. Wieder huscht ein Lächeln über Ihr Gesicht und sie nimmt die Aufforderung an. Damit sind wir allein am Tisch und verfallen in tiefes Schweigen. Ich beobachte meinen Dad, der ausgelassen tanzt. 

Nach zwei Songs kommen Sie zurück.
"Katsuki, wo sind denn deine Manieren!", zickt die Frau ihn an, und als er sie erstaunt anschaut fährt sie fort: "Fordere Laahs gefälligst auch zum Tanz auf!"

NEIN!!! Neinneinneinneinnein!!

"Ah, Miss Bakugou, ich tanze nicht so gerne, das ist schon gu...", versuche ich unser Verhalten zu rechtfertigen, doch mein Vater unterbricht mich: "Blödsinn! Du liebst das tanzen, wir haben dafür extra einen Raum eingerichtet! Los, geht tanzen!"
Die beiden sehen uns streng an, und widerwillig stehen wir auf und begeben uns zur Tanzfläche.

"Kannst du überhaupt führen?", zicke ich Bakugou mit einem falschen Lächeln auf dem Weg an.
"Kann unsere Primadonna folgen? Oder will Sie selbst die Führungsrolle übernehmen?"; faucht er  ebenfalls falsch lachend zurück.
"Ich kann bestimmt besser tanzen als du, du kannst ja nur dieses Möchtegern rumgehopse, das sich Hiphop nennt!"

Ich drehe mich zu Ihm und nehme seine Hand. Er zieht mich herrisch in Startposition und lässt mir keinen Millimeter Platz: "Hast du überhaupt schon mal was anderes als Pirouetten gemacht? Tanzen ist das ja nicht, Ballett ist was für eingebildete Tussies."

Dann beginnt er. Wir tanzen wohl beide schon ziemlich lange, denn seine Art zu führen ist klar und präzise, es fiel mir noch nie so leicht, mich auf einen neuen Partner einzulassen wie auf Ihn, und das obwohl sich jede Faser in meinem Körper dagegen sträubt. Mit der Zeit wird er immer mutiger, er will mich wohl testen. Doch den Gefallen zu failen tu ich ihm nicht, und tanze weiter.

Mein Kleid schwingt immer weiter, wir bemerken erst, dass fast die ganze Tanzfläche uns Platz gemacht hat, als wir aus unserer Wutblase wieder raus kommen als das Stück endet und wir einige klatschen hören. Wir sind beide weder ins schwitzen noch ins schwer atmen gekommen, was darauf hindeutet, dass er sowie ich eine ausgezeichnete Kondition haben. 

Schweigend gehen wir zurück an unseren Tisch, wo wir bereits erwartet wurden: "Wow, Süsse, ich hätte wohl auch einige der Tanzstunden mitmachen sollen, wenn ich sehe, wie gut du tanzen kannst!", komplimentiert mich mein Vater. "Weisst du was, Misu hat mir erzählt, dass Bakugou nach einem Fitnessstudio und Platz zum üben sucht, ich habe Angeboten, unser privates Studio zu nutzen. Dann nutzen es wenigstens zwei."

Er plappert weiter, doch ich versuche nur noch mit aller Gewalt, mich unter Kontrolle zu halten.

Schlimmster. Abend. Ever.

Bakugou SuperstarWo Geschichten leben. Entdecke jetzt