Kapitel 75

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Ungedulig saß ich draußen auf den Stufen des großen Anwesens und wartete darauf,dass Draco endlich wieder auftauchte. Heute war er es, der los gezogen war im Auftrag von Voldemort. Ich lauschte dem Wind doch nichts war zu hören,  welches mir die Ankunft von ihm berichten würde. Widerwillig erhob ich mich und ging die Stufen hinunter.  An Sträuchern und Bäumen entlang, die allesamt vertrocknet und leblos wirkten, hörte ich das leise Winseln aus den Kerkern der Malfoys. Wieder einmal wurde mir bewusst, wie schlecht die Lage doch um den Kobold aus Gringotts und Ollivander stand. Draco und ich hatten nächtelang da gesessen und versucht einen Plan zu entwickeln um die beiden dort raus zulassen , doch alles endete damit,dass entweder sie oder wir den Zorn Voldemorts auf uns zogen und am Ende, wenn es ganz schlimm kommt,starben. Ich vernahm ein Scharren der Kieselsteine und ein Quietschen  des Tores. Schon bald darauf konnte ich die Umrisse Dracos erkennen. Mein Herz schlug augenblicklich schneller und wie von selbst setzen sich meine Beine in Bewegung und rannten dem großen Jungen entgegen. Ich kam der kleinen Gruppe immer näher, konnte aber schon von hier sehen, dass Dracos Anzug zerrissen war und Blutspritzer sein Gesicht befleckten. Augenblicklich blieb ich stehen, doch Dracos trüber Blick brachte mich wieder dazu zu ihm zu laufen.  Bei ihm angekommen nahm ich ihn sofort in die Arme.
"Was ist passiert. " Mit meinen Händen strich ich ihm übers Gesicht und versuchte das Blut weg zu wischen. Draco antwortete mir nicht.  Die anderen Todesser waren schon längst an uns vorbei gelaufen und Draco schaute seinen Vater hinterher. "Draco...was ist passiert?", fragte ich nochmal vorsichtig nach. "Ich will nicht darüber reden. " Dann stieß er mich von sich und ging einfach weiter . Einige Minuten blieb ich einfach an Ort und Stelle stehen. Solch ein Verhalten war ich nicht von ihm gewohnt. Aber anstatt wütend auf ihn zu sein, war ich einfach nur besorgt und höchst ängstlich, denn ich wusste, wie sehr es ihn doch von innen zerstörte.
Langsam als zuvor ging ich nun zurück zum Haus. Innen kam mir der Geruch nach Essen entgegen. Schnurstracks wollte ich zu Draco doch schon im nächsten Moment kam mir Benjamin Wilson entgegen. Sofort tauchte das Ebenbild von Hannah in meinem Kopf auf. Wie sehr ich sie doch vermisste. Sie alle.
"Der dunkle Lord wünscht dich zu sprechen." Trotzig schaute ich ihn an. Ich hatte wichtigeres zu tun. "Jetzt." ,fügte er noch mit Nachdruck hinzu.
Voldemort stand am Fenster und schaute in die Ferne. Auf seiner Schläfe hatten sich Falten gebildet und eine Ader lugte streng heraus. Er wirkte angespannt und war tief in Gedanken, denn erst als ich mich räusperte, wandte er sich mir zu.
"Greyback hat mir von deinem Handeln berichtet. Außerordentlich erstaunlich muss ich zugeben."
"Ich finde nicht, dass es etwas erstaunliches an sich hat. Stolz sollte man meiner Meinung nicht drauf sein. " ,teilte ich ihm mit. Voldemort lächelte leicht.
"Es geht hier nicht um Stolz. Er hängt zwar damit zusammen, aber im Grunde geht es doch darum, dass du die Macht verspührst. Die Macht über Leben und Tod. "
"Leben und Tod. Eine sehr große Verantwortung die man mir sich trägt, oder nicht? "
Voldemort lächelte wieder leicht und kam nun zu mir rüber. "Allerdings. "
Er schaute mich einfach nur an, doch dann zückte er plötzlich seinen Zauberstab.
"Um dies zu begreifen, musst du selbst nach dem Tod betteln, denn nur dann entdeckst du wie wertvoll die Macht ist und wie du sie einsetzten kannst. Entfachen kannst um genau zu sein. "
Ich verstand ihn nicht recht,  aber im selben Augenblick schon konnte ich nicht mehr nachfragen.  "Crucio"
Es war ein Schmerz,  der alles übertraf, was ich je erlitten hatte. Meine Knochen standen buchstäblich in Flammen;  mein Kopf, so fürchtete ich,  würde jeden Moment aufplatzen; meine Augen überschlagen sich in meinem Kopf. Ich wollte, dass es aufhörte...ohnmächtig werden...sterben...
Und dann war es vorbei. Ich sank erschöpft zu Boden und atmete in harten Stößen. "Der Schmerz zeigt uns, wie hilflos wir sind, nicht wahr Grace. " Es war eine rhetorische Frage,das wusste ich. Wieder hob Voldemort seinen Zauberstab und wieder fühlte ich mich schwer,  voller Schmerz und dem Tode nahe.
Nach kurzer Zeit war der Schmerz verschwunden und nur noch meine müden Knochen blieben zurück. "Dies scheint für gewöhnlich ihre einzige Unterrichtsweise zu sein , Professor ?" fragte ich ihn übermütig. Auf seinem Gesicht erschien ein eigenartiger Ausdruck. "Für gewöhnlich unterrichte ich nicht . ", sagte er nun. Der Schmerz durch lief abermals meinen Körper. Immer schlimmer wurde es und immer mehr wollte ich dem Tod in die Augen blicken. "Wehre dich!", schrie er, doch ich hatte nicht die Kraft dazu. Nichts als Schmerz brannte in meinen Muskeln und brachte meine Blut zum Kochen.
Voldemort hörte auf, packte mich an beiden Armen und zog mich zu ihm hoch. "Was ist es was dich aufhält? Was ist es,was dich dazu bringt dich nicht so zu akzeptieren wie du letztendlich bist ? " Ich hatte keine Antworten auf seine Fragen. Er ließ mich los und taumelnd ging ich ein paar Schritte rückwärts, ehe ich gerade stehen konnte. "Crucio." Der Schmerz kam zurück, doch diesmal sank ich nur zu Boden, unfähig zu schreien oder mich zu bewegen. Ich ließ es über mich zu ergehen, hoffte auf Erlösung,  doch dachte nicht mehr an den Tod. Voldemort lächelte leicht auf. "Wehre dich. Nutze die Kraft. " Es war als würde seine Stimme ganz weit weg sein. Als würde er meilenweit von mir entfernt stehen und mir etwas zu rufen. Dann hörte ich eine tiefe Stimme in meinen Kopf. Es war die seine. Ich ließ es zu. "Weißt du was dich davon abhält deine Macht zu entfalten? Es ist die Liebe. Die Liebe zu deiner Familie,  die Liebe zu deinen Freunden und die Liebe zu diesem Jungen. Aber sie halten dich nur auf. Sie sind es, die dich zu etwas schlechten machen. " Ich hörte seine Stimme immer noch, doch dann tauchten Bilder in meinem Kopf auf. Sie alle zeigten das Gleiche. Immer waren sie alle tot. Mit einem Male breitete sich eine solche Wut in mir aus. Wut, die ich gar nicht beschreiben konnte. Ich wollte nicht, dass Voldemort die Macht über mich hatte. Mich verletzlich machte. Mich Dinge sehen ließ, die nicht eintreten durften. Ich spürte die Macht in mir. Wie das schwarz meine Augen erreichte, wie meine Adern voller Energie waren. Schwarze und blaue Blitze schossen aus meinen Händen. Mit voller Wucht griff ich Voldemort an, der sich lachend wehrte. "Das ist es, was ich sehen wollte!"

𝖂𝖆𝖗 𝖔𝖋 𝖍𝖊𝖆𝖗𝖙𝖘Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt