Pov. Xanah
Der Himmel färbte sich grau als ich meine Hütte verließ. Ich trug wieder meinen braunen Mantel, die Kette mit dem blauen Stein und eine große Tasche, in der ich Reiseproviant, ein paar Heiltränke und ein Buch über Geister und Dämonen verstaut hatte.
Nicht zu vergessen mein Zauberstab.
Etwas beunruhigt lief ich hin und her, um mich anschließend auf einen Stein zu setzten.
Als ich gestern zugesagt hatte diesem Geist zu helfen hielt ich es für eine gute Idee. Schließlich war es ja auch meine Aufgabe den Wald und seine Bewohner zu schützen.
Aber mittlerweile hatte ich so meine Zweifel.
Was wenn er gelogen hatte und er in Wahrheit der Dämon ist und diese Geschichte nur benutzt um mich in eine Falle zu locken? Oder schlimmeres.
Es gab mehr als genug Geschichten in denen so etwas schon passiert war.
Konnte ich ihm also wirklich blind vertrauen?Ein lautes Knacken hinter mir riss mich aus meinen Gedanken.
Erschrocken sprang ich auf und fuhr herum.
Die Äste und Blätter vor mir raschelten und wurden kurz darauf zur Seite geschoben, als ein großer, grauer, bleicher Wolf aus dem Geäst trat.
Sein Anblick war beängstigend und vertraut zugleich. An den Stellen an denen sein Fell vom fahlen Licht der Morgensonne angestrahlt wurde glänzte es silbern auf.
Plötzlich veränderte sich der Wolf, seine Schnauze wurde kürzer, sowie auch der Schwanz. Die Beine krümmten sich unnatürlich und ein paar Augenblicke später stand Ralis in seiner Menschlichen Gestalt vor mir."Guten morgen Xanah", wurde ich lächelnd von ihm begrüßt.
"Dir auch einen guten morgen", grüßte ich ihn zurück.
"Also dann. Wollen wir gleich los, oder brauchst du noch was?", fragte er und sah mich erwartungsvoll an.
"Nein, ich hab alles. Aber wohin genau sollen wir eigentlich gehen?", stellte ich die Gegenfrage.
"Nun, das weiß ich ehrlich gesagt noch nicht so genau. Normalerweise spüre ich wo sich mein Mate ungefähr befindet, aber der Dämon hat unsere Verbindung gekappt als er Damien übernahm."
"Du weist also nicht wo er ist?"
"Nein", kam es traurig von Ralis. "Wir könnten zwar die Gegend absuchen wo er unser Rudel angegriffen hat, aber ich glaube kaum das wir dort irgendwo fündig werden."Nachdenklich sah ich ihn an. Ich war immer noch misstrauisch, aber irgendwas sagte mir das ich ihm trauen konnte.
Doch wie sollten wir etwas finden ohne zu wissen wo genau es war? Den Wald abzusuchen würde viel zu lange dauern, schließlich war er nicht gerade klein. Leider konnte sich Ralis auch nicht in einen Vogel verwandeln um den Wald von oben aus abzusuchen.
Man müsste schon mit dem Wald verbunden sein wenn man die kleinsten Veränderungen spüren könnte.
Grübelnd lief ich umher.
"Vielleicht sollten wir.."
"Ich habs!", unterbrach ich Ralis. Fragend sah er mich an. "Du hast was?"
"Aurora! Ich hab ihr mal geholfen als sie in Schwierigkeiten war. Sie ist eine Waldelfe, durch die Bäume erfährt sie was sich im Wald alles verändert. Und vielleicht kann sie ja durch ihre Visionen herausfinden wo der Dämon steckt", meinte ich enthusiastisch.
"Das klingt zumindest nach einem Plan. Wo müssen wir den lang?"
"Mir nach. Wenn wir uns beeilen kommen wir morgen früh dort an", meinte ich und lief los. Ralis folgte mir stumm.Wir waren jetzt schon eine ganze Weile unterwegs gewesen und die Sonne stand bereits hoch am Himmel und es war ein wirklich schöner Tag. Ralis hatte bis jetzt noch nichts gesagt.
Er lief mir nur hinterher, mit einem ununterbrochenem sorgenvollen Ausdruck im Gesicht.
Ich wusste immer noch nicht ob er der Dämon war oder nicht, aber wenn er es war spielte er seine Rolle verdammt glaubwürdig. Ich hatte das Buch das ich mitgenommen hatte noch in der Nacht etwas studiert, allerdings hatte ich keinen wirklichen Eintrag darüber gefunden das Geister sich in Wölfe verwandelten. Es gab zwar ein paar Einträge über Verwandlungen, aber in diesen Verwandelten sich Hauptsächlich nur Dämonen. Und diese waren meistens nicht in der Lage sich in ihre ursprüngliche Form zurück zu verwandeln.
Es ergab schlicht und ergreifend keinen Sinn. Je länger ich darüber nachdachte umso mehr Fragen türmten sich auf."Du, Ralis?", brach ich schließlich das schweigen.
"Ja, was ist?", antwortete er mir.
"Sag mal, warum bist du eigentlich noch hier?", fragte ich ihn interresiert.
"Was soll das denn jetzt heißen?", kam es verwundert und auch etwas empört zurück.
"Entschuldige wenn ich dich beleidigt hab. Das war nicht so gemeint. Nur, ich hab gestern Abend noch in meinen Büchern geforscht, um nachzuschlagen ob es so einen Fall wie dich schon mal gegeben hat. Aber ich hab nichts brauchbares gefunden. Oder ist das etwa normal das die Geister von euren toten umherwandern?", fragte ich ihn.
"Eigentlich nicht. Wir haben beigebracht bekommen dass, wenn jemand stirbt, er von der Mondgöttin in den Himmel gerufen wird. Ich weiß auch nicht genau wieso ich noch hier bin. Aber irgendwas hält mich hier fest so dass ich nicht gehen kann. Vielleicht ist es Damien, aber ich kann es wirklich nicht sagen", anteortete er mir mit einem seufzen.
"Interessant. Kannst du auch durch Wände gehen?"
"Nein. Eigentlich ist alles so wie immer. Ich kann mich auch noch in meinen Wolf verwandeln, nur bemerkt mich niemand. Niemand außer dir."
"Ich kann dich anscheinend auch nur deswegen sehen", gestand ich lächelnd und deutete auf den schimmernden Stein um meinen Hals.
Da bekam Ralis auf einmal große Augen , während er fast schon ehrfürchtig auf den Stein sah.
"Aber, das ist ja ein Seelenstein, die sind total selten. Wo hast du den her?", fragte er mich sofort.
"Einer der Waldbewohner hat mir die Kette geschenkt. Ich glaube das war sogar ein Werwolf, aber ich bin mir nicht mehr ganz sicher", gab ich ihm als Antwort.
"Wow. Es heißt Seelensteine entstehen nur dann, wenn die reinen Seelen zwei sich liebender im tot vereinen. Deshalb tragen sich auch eine ganz besondere Magie in sich. Nicht jeder ist in der Lage diese zu nutzen, und viele kennen Seelensteine nur aus Erzählungen. Du darfst dich wirklich glücklich schätzen wenn du so einen einfach geschenkt bekommst. Andere würden dafür über Leichen gehen", erklärte er mir.
"Er wurde mir nicht einfach so geschenkt. Sie haben ihn mir als Dank gegeben, dafür dass ich einem kleinen Jungen das Leben gerettet habe", erwiderte ich.
"Dann stimmen die Geschichten über dich also?"
"Ich weiß nicht was genau du über mich gehört hast, aber ich denke schon. Es ist schließlich meine Aufgabe hier den Waldbewohnern zu helfen", meinte ich etwas stolz.
"Aber bist du denn nicht einsam, so ganz allein?"
Über diese Frage musste ich kurz lachen. Ralis sah mich währenddessen nur verwirrt an.
"Was ist daran so lustig?", fragte er mich irritiert.
"Ich bin nie allein Ralis. Der Wald ist voller Leben, immerzu. Gerade du solltest das doch wissen. Außerdem besuchen mich hin und wieder die Waldbewohner denen ich geholfen hab und leisten mir Gesellschaft", sagte ich lächelnd.
Ralis sah etwas beschämt zu Boden und kratzte sich am Hinterkopf.
"Wir kommen bald an einen Bach, dort werden wir kurz Pause machen."
"In Ordnung", Stimmte Ralis zu.Wenig später waren wir an dem Bach angekommen. Es war genauso schön wie ich es in Erinnerung hatte. Ich setzte mich auf einen Stein gleich neben dem Bach, der zudem im Schatten eines großen Baumes war.
Ralis hatte sich in seiner Wolfsgestalt hingelegt um die warmen Sonnenstrahlen zu genießen, während ich etwas aß und trank.Wir kamen wirklich gut voran, aber den schwierigsten Teil hatten wir noch vor uns.
Das Waldstück in dem Aurora lebte lag in einer großen Talsenke, bei der es häufig regnete. Durch das ganze Wasser wurde der Boden mit der Zeit ziemlich schlammig und heimtükisch, da man leicht sehr tief versinken konnte wenn man nicht genug aufpasste. Der Wald wurde mehr oder weniger zu einer Art Sumpf. An sich kein wirkliches Problem, aber das was im Sumpf lebte schon.
Die Waldfeen nannten sie die Baumwächter, andere wiederum die Sumpfteufel.
Es waren riesige Kreaturen, bei denen man sich in acht nehmen musste wenn man nicht tödlich vergiftet werden wollte.
Ich hatte schon die ein oder andere Begegnung mit ihnen gemacht, auf die ich auch gut und gerne hätte verzichten können.Nach einer guten halben Stunde rast liefen wir weiter.
Ich freute mich schon darauf Aurora und die anderen wiederzusehen. Mit einem lächeln sah ich hoch in den fast wolkenlosen Himmel in dem ein Habicht seine Kreise zog.
Und auch ein paar Raben.________________________________________________________________________________
Ich bin zurück.
Und es tut mir wirklich leid das so lange nichts kam, ich hatte erst keine wirklichen Ideen hierfür.
Allerdings ist das Kapitel jetzt doch etwas länger geworden als gedacht. Ich glaube sogar es ist das längsteIch hoffe ich kann euch damit eine kleine Freude für euren Sonntag machen.
Eure, Kirinshadow.
DU LIEST GERADE
Getötet, Besessen und Befreit
Loup-garouNach dem plötzlichen verschwinden mehrerer Werwolfsrudel versuchen Grayna und seine Gefährten herauszufinden was passiert war. Währenddessen werden auch andere auf die Situation aufmerksam, die ein weit aus größeres Problem darstellt wie irrtümlich...