KAPITEL 𝟞𝟜

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Direkt nach wenigen Sekunden des Tanzes wurde mir klar, dass Hux ein ausgesprochen guter Tänzer war.

„Anscheinend haben Sie auf der Akademie im Tanzkurs gut aufgepasst.", sagte ich deshalb zu ihm und er musste schmunzeln:

„Ich habe überall aufgepasst, General."

Natürlich schwebten mir direkt zig Entgegnungen durch den Kopf, doch ich sprach keine davon aus. Stattdessen wurde mir auf einmal bewusst, wie nah Hux und ich uns gerade waren. Aufgrund unserer Haltung tanzten wir fast schon Wange an Wange, doch das machte mir überraschenderweise nichts aus. Ich versuchte es mir nicht einmal auszureden, doch eigentlich genoss ich sogar diese Nähe zu Hux, weil ich mittlerweile wusste, dass er mich nicht direkt töten würde, wenn man ihm ein Messer zustecken würde. Oder ich hoffte es zumindest.

„Was geht Ihnen gerade durch den Kopf?", fragte er da auf einmal und sah zu mir hinunter, weshalb ich mich ein Stück drehte, um ihm in die Augen sehen zu können:

„Das wollen Sie nicht wissen."

„Wenn das so wäre hätte ich nicht gefragt."

Einen Moment musterte ich ihn einfach nur, doch ich konnte nichts als ehrliches Interesse in seinen Augen erkennen. Also atmete ich einmal tief durch und meinte:

„Ich habe Angst, Hux. Ich habe Angst davor, was ich sehen werde, sobald ich von diesem Planeten runter bin, ich habe Angst davor, was mich bei meinen Freunden erwartet. Oder wer mich noch erwartet. Aber mein Bauchgefühl sagt mir, dass davor noch etwas passieren wird, irgendwas das alles nur noch schwerer macht als es ohnehin schon ist."

Einen Moment lang entgegnete Hux nicht und ich wappnete mich innerlich bereits gegen sämtliche respektlosen Erwiderungen von ihm, doch stattdessen sagte er schließlich leise:

„Wir werden es hier wegschaffen, das verspreche ich Ihnen."

Als er diese Worte aussprach, hätte ich beinahe vergessen, meine Beine weiter zu bewegen und zu tanzen, so überrascht war ich. Kurzzeitig sah auch Hux so aus, als könnte er nicht glauben, was er da gesagt hatte, doch er nahm es auch nicht zurück. Nein, stattdessen hob er seinen Kopf wieder und zog mich noch ein Stück enger an sich. Dann murmelte er: „Übrigens werden wir vom Königssohn höchstpersönlich mit wütenden Blicken beschossen."

„Oh nein...", murmelte ich, folgte Hux' Blick aber nicht: „Das hat mir grade noch gefehlt."

„Ich glaube, Sie sind nicht diejenige, auf die er sauer ist.", widersprach mir Hux und ich runzelte die Stirn:

„Bitte sagen Sie mir nicht, dass er eifersüchtig auf Sie ist."

„Anscheinend hat er doch Gefallen an Ihnen gefunden.", meinte Hux und sah mich wieder an: „Was finden diese ganzen Männer nur an Ihnen?"

Finster schaute ich ihn an und entgegnete:

„Glauben Sie mir, ich mach das nicht freiwillig. Beim Widerstand wurde ich vollkommen in Frieden gelassen. Nun gut, es ging auch mal herum, dass ich mit Poe zusammen bin, vielleicht hatte ich deshalb meine Ruhe, aber-"

„Und, sind Sie?", unterbrach mich Hux mit einer gehobenen Augenbraue und fast hätte ich aufgelacht:

„Nein, natürlich nicht! Halten Sie mich wirklich für eine, die ihren Freund betrügt, und dann sogar noch mit dem Feind?"

Schulterzuckend meinte er:

„Nun ja, Sie stecken nun mal voller Überraschungen. Außerdem waren Sie betrunken."

„Ich nehme das jetzt einfach nicht als Beleidigung auf."

„So war es auch nicht gemeint, meine Liebe."

Wieder einmal musste ich unwillkürlich lächeln und im selben Moment ging das Lied zu Ende. All die Paare um uns herum machten eine letzte Drehung und Hux tat es ihnen gleich, wobei er mich wie sie auch nach hinten sinken ließ und wir fast schon in einer halben Hebefigur endeten. Doch anstatt mich anschließend wieder nach oben zu ziehen, beugte sich Hux zu mir und flüsterte:

„Sie sind mir übrigens kein einziges Mal auf den Fuß getreten."

Dann richtete er sowohl sich als auch mich wieder auf, wobei ich ihn fassungslos ansah. Nicht dass er etwas getan hatte, das war es nicht, es war einfach nur weil er recht hatte. Mit ihm war das Tanzen vollkommen automatisch gegangen, und ich hatte mich nicht einmal richtig darauf konzentrieren müssen. Wir hatten total harmoniert, viel besser als dass es gesund für uns war. Während mich Hux an den Rand des Saals führt, schaute ich mich ein wenig um, bis mein Blick an Aguilas hängen blieb. Der war mittlerweile in Gesellschaft von einigen hübschen Frauen.

„Da muss wohl jemand seine mit Füßen getretenen Männlichkeitsgefühle wieder herstellen.", meinte Hux auf einmal, da er meinem Blick anscheinend gefolgt war. Ungewollt lachte ich auf und sah wieder weg von Aguilas zurück zu Hux, der sich seitlich an die Wand neben uns gelehnt hatte. Für einen Moment betrachtete ich meinen Gegenübern einfach nur, bis ich schließlich fragte:

„Armitage, was tun wir hier bitte?"

Daraufhin erntete ich einen überraschten Gesichtsausdruck von ihm, was bestimmt daran lag, dass ich ihn beim Vornamen genannt hatte. Doch dann lächelte er und legte den Kopf ein wenig zur Seite:

„Was genau meinen Sie, Zoey?"

Nur mit einiger Mühe ignorierte ich die aufsteigende Wärme in mir, als ich diesen Teil meines Namens aus seinem Mund hörte, doch trotzdem entgegnete ich stur:

„Ich glaube, dass Sie ganz genau wissen, was ich meine. Ich spreche von uns Beiden. Denn das, was wir hier gerade tun, entspricht weder den Moralvorstellungen unserer Chefs, noch den von uns selbst. Schauen wir uns doch mal an: Wir haben miteinander geschlafen, das ist die eine Sache, doch da ist noch etwas anderes. Schließlich hätten Sie mich vor nicht allzu langer Zeit nicht so beschützt."

„Sie können sich sehr gut alleine beschützen, dass wissen wir beide.", erwiderte Hux, doch daraufhin wiegte ich meinen Kopf ein wenig nach links und rechts:

„Nicht immer. Ich kann leider weder im Schlaf etwas gegen einen verrückten Prutm tun, der mich vergiften und verschleppen will, noch bei hellstem Bewusstsein einen Prinzen zurückweisen, der mich verführen und was weiß ich tun möchte."

„Und was ist mit Ihnen? Sie haben schließlich Ihr Leben für mich riskiert. Und ich weiß bis heute nicht, warum."

Meine Augen huschten unruhig umher, während ich meinen Gegenübern ansah und schließlich erwiderte:

„Weil ich an das Gute in jedem glaube, Hux."

Mit einem Schlag war jeglicher Schelm aus seinem Gesicht verschwunden und er wich einen Schritt zurück. Es war zwar nur ein winzig kleiner, doch in mir stieg sofort die Angst hoch, dass ich es übertrieben hatte.

„Sie scherzen doch.", sagte Hux schließlich und ich stockte, als ich es in seinen Augen sah: Furcht. Diese war allerdings so schnell verschwunden wie sie auch gekommen war und an ihre Stelle trat die Wut.

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Veröffentlicht am: 20.06.2021  ;  Wörter: 1074

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Luck ~ a General Hux FanfictionWo Geschichten leben. Entdecke jetzt