Mit einem theatralischen Ächzen lasse ich mich auf die dick ausgepolsterte Bank fallen. Ich bleibe erstmal ein paar Sekündchen zusammengefallen auf den weichen Kissen sitzen, bis ich mir dann den nassgeregneten Rucksack von meinem ebenfalls nicht mehr trockenem Rücken hieve und ihn unter dem Tisch deponiere.
Ein Regenschauer, der einem das Gefühl vermittelte, unter der eiskalten Dusche zu stehen, hatte mich voll erwischt. Zum Glück konnte ich mich aber in das Café retten, mein Hoodie, meine Jeans und mein Rucksack waren allerdings schon völlig durchnässt. Ich spürte die Regentropfen meinen Nacken und mein Gesicht herunterlaufen.
„Verdammte Drecksscheiße!", lasse ich einen deftigen Fluch los, als ich bemerke, dass meine Uni-Aufzeichnungen ganz durchweicht und labberig sind.
Wieso musste es heute morgen beim Losgehen so warm sein, dass ich keine Jacke eingepackt hab? Alles nicht mehr zu gebrauchen! Ich hasse mein Leben.
Die Bäckerei mit dem dazugehörigem Café, in das ich gerade geschneit bin, gehört meiner Schwester Hazel. Schon seit sie sieben Jahre alt ist, verbringt sie viel Zeit in der Küche und wenn sie Sonnenbrand hat, stammt das sehr wahrscheinlich eher von der Ofenhitze als von der Sonne vor der (Ofen-)Tür.
Aber selbst ich als selbst ernannter Anti-Romantiker und Kitsch-Hasser muss zugeben, dass ihr die Einrichtung des Cafés durchaus gelungen ist.
Die Sitzmöbel sind bunt durcheinander gewürfelt, mal steht ein Sofa in der Ecke, mal ein altmodischer Stuhl aus robustem Eichenholz und kunstvollen Verzierungen. Das Aussuchen der Möbel hat einen Riesenspaß gemacht, wir sind von SecondHand-Laden zu SecondHand-Laden, von Ebay-Verkäufer zu Ebay-Verkäufer.
An den Wänden sind Bilder an der Holzverkleidung befestigt. Es sind nicht zu wenige, es ist aber auch nicht überfüllt. Es sind genau richtig viele. Die Bilderrahmen sind in Pastelltönen gehalten, es dominiert ein helles lila. Die Fotos, Zeichnungen und Karikaturen, die darin eingerahmt sind, sind alle im Vintage-Stil gehalten.
So findet man mal ein paar Oldtimer oder Mofas, die ich extrem cool fand, aber auch schöne Bleistiftzeichungen, ein paar von Percys Freundin Annabeth selbst angefertigt. Die meisten Bilder allerdings haben aus irgendwelchen Billigkisten bei Flohmärkten gekramt, so sind auch einige Quatschbilder zu sehen, die mich immer wieder zum Grinsen bringen.
Ein langer bunter Perlenvorhang trennt den Vekaufsraum und das Café, der immer leise klimpert, wenn jemand hindurchtritt.
Natürlich haben ich und ein paar Freunde ihr auch beim Einrichten geholfen (mehr oder weniger widerwillig), aber sie hat alles geplant und die Hauptarbeit erledigt.
Nun sitze ich also hier - auch ein wenig stolz auf meine Mithilfe bei dieser schicken Inneneinrichtung - und warte auf Jason, Percy und Leo. Ausnahmsweise scheine nämlich mal ich derjenige zu sein, der zu früh, beziehungsweise pünktlich kommt.
Sonst bin ich immer zu spät (aus verschiedensten Gründen, obwohl ich eigentlich kaum zu tun hab) und dann spielen wir eine Runde „Wieso ist Nico dieses Mal nicht in die Pötte gekommen?". Wer es errät, dem wird ein Drittel Kuchenstück spendiert.
Applaus für unsere Großzügigkeit.
„Hey, Brüderchen", klingt da Hazels Stimme fröhlich durch das Café. Ich drehe mich von dem Motorradbild, auf das ich bis jetzt die ganze Zeit apathisch gestarrt habe, zu dem sich wellenartig bewegenden Perlenvorhang. Durch diesen steckt Hazel gerade ihren wuscheligen Haarschopf und grinst mich voller Energie und Freude an.
Auch mein Herz wird wohlig warm, als ich meine Schwester erblicke. Zwar hab ich sie vor zwei Tagen gesehen, aber dennoch vermisse ich sie immer schnell. Ihre Lebensfreude, Wärme und Euphorie.
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solangelo - one-shots
Fanfiction"was sich liebt, das neckt sich." Für diese fluffigen und knuffigen One-Shots und Kurzgeschichten habe ich mir Will und Nico, oft plus Anhängsel mal ausgeborgt und sie auch in meinen Geschichten leben lassen. Chauffiere die beiden danach aber natür...