2|Jujuzist

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Die erste Woche ging in schnellen Zügen um. Harumi nahm sich die Zeit und lebte sich gut in ihrer Berufswelt ein. Yumi wurde mittlerweile eine gute Freundin von ihr. Harumi schätzte es wirklich wert und fand das Arbeitsklima an ihrer Arbeitsstelle wirklich gut. Nur mit einer Person konnte sie sich nicht verstehen.

Das war kein anderer, als ihr Aufpasser, Nanami.

Harumi begrüßte die Menschenmenge, als sie den Raum betrat und setzte sich sofort auf ihren Platz. Wie zu erwarten, saß Nanami schon an seinem Arbeitsplatz. Ihr flog die Frage durch den Kopf, ob er überhaupt nach Hause gegangen war. Sie bemerkte die tiefen Augenringe. Nun fing sie an, sich Sorgen zu machen. Diese Augenringe entstanden durch Überarbeitung und Mangel an Schlaf.

"Guten Morgen Nanami-san.", sagte sie mit einer nicht fröhlich klingenden Stimme, was für sie untypisch war. Er schaute zu ihr. "Morgen.", kam es knapp von dem Erwachsenen.
Sie fragte sich selber nun, ob es zu aufdringlich wäre, wenn sie sich in seine Gesundheit einmischen würde. Aber sie konnte nicht anders.

"Hast du letzte Nacht schlecht geschlafen? Du siehst müde aus."
Nanami schaute wieder auf sein Bildschirm und antwortete nicht. Es wäre sonst verschwendete Zeit, sich mit ihr zu unterhalten. Sowas kam öfters vor, weshalb Harumi sich Nanami nicht nähern konnte.

Mit einem Seufzen machte sich Harumi auch an die Arbeit. Immer wieder schaute sie unauffällig zu ihm rüber, was alles andere als unauffällig war.
"Hör damit auf.", sagte er genervt und hatte jeden Blick von ihr wahr genommen. Als ehemaliger Jujuzist ist dies kein Wunder. Er war stets wachsam.

Harumi fühlte sich ertappt und entschuldigte sich für ihr Verhalten. Als die Mittagspause eintrat, drehte sich Harumi sofort zu Nanami, aber erschrak als ihre Gesichter nur wenige Zentimeter entfernt waren. Nanami hatte sich wohl vorhin schon zu ihr rüber gebeugt und begutachtete die Arbeit der jungen Frau. Es war ihm nicht unangenehm geworden. Jedenfalls konnte Harumi nicht eine Spur an Verlegenheit in seinem Gesichtsausdruck erkennen, welcher oft nur monoton schaut.

Jedoch schlug Harumis Herz schneller. Ob es die Nervosität war?

"Hmm.. Da ist dir ein Fehler unterlaufen.", meinte der blonde Mann und stand dann auf.
"Korrigier es. Es ist immer derselbe Fehler, den man in deinen Aufsätzen liest."
"Ich werde es sofort korrigieren.", antwortete Harumi.

-

So verliefen auch die nächsten Tage, Wochen. Immer derselbe Ablauf.
Nanami arbeitete bis in die Nacht, während Harumi versuchte ihn öfters zum Essen zu überreden oder ihn zu einer Pause zu quälen.
Mit der Zeit fühlte sie sich zu ihrem Aufpasser, ihrem Kollegen hingezogen.
Ohne es zu bemerken, suchte sie eine Möglichkeit sich ihm zu nähern, doch es waren nur einseitige Handlungen, die sich abspielten.

Nanami war eben ein Mann, der sich nur für die Arbeit und das Geld interessierte. Jegliches, das ihm nicht weiter half, ignorierte er. Doch Harumi hielt es nicht aus.

An einem stinknormalen Arbeitstag haute Harumi auf den Tisch und schaute zu Nanami. Sie war es satt immer die fröhliche Person zu sein, ignoriert und nicht ernst genommen zu werden. Da der Raum zufälligerweise leer war, bekamen beide keine Aufmerksamkeit von Außenstehende.

"Es reicht mir Nanami-san. Du siehst mich wahrscheinlich als unwichtig an, dennoch kann ich es nicht ausstehen. Seit ich hier arbeite, bemerke ich, wie du dich gehen lässt. Du denkst dir wohl, das es mich nichts angehe, aber das ist mir egal. Willst du dich zu Tode arbeiten?", sagte Harumi und schaute ihn empört an.

Nanami seufzte leise und schaute ihr in die Augen. "Harumi Katō. Ich habe selber bemerkt, wo mich das ganze hinführt. Deine Predigt kommt spät. Ab morgen werde ich hier nicht mehr arbeiten..."

Die junge Frau schaute verwirrt. Wie kam es plötzlich zu dieser Entscheidung seinerseits? Hatte er es schon vorher überlegt gehabt?
"Was? Du kündigst? Das kommt so... plötzlich.", kam es schockiert von ihr.

"Ab morgen werde ich wieder als Jujuzist tätig sein."

647 Wörter

Okay, okay I'm proud of this chapter. :)

S I X  P M (Abgebrochen)Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt