Kapitel 39

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Am nächsten Morgen wache ich mit dem Laptop auf meiner Brust auf. Anscheinend bin ich noch während unseres Gesprächs eingeschlafen. Wir wollten unsere Laptops ja eigentlich so hinstellen, dass es so aussieht, als würden wir nebeneinander liegen, aber so wie es aussieht, war ich dafür schon zu müde – heute Nacht werde ich durchalten. Aber jetzt muss ich mal Lilly aufwecken und sie in die Schule führen. Danach steht ein Haufen an Papierkram an und ich habe heute noch drei Patientinnen, für die ich in die Praxis fahren muss – was ein entspannter Tag.

„Hallo, bitte kommen Sie rein.", sage ich zu der Frau, die leicht unsicher vor der Ordination steht. Heute ist ihr erster Termin bei mir in der Praxis – quasi ein Kennenlernen der Hebamme. Die Frau ist noch recht jung, daher gehe ich davon aus, dass sie mit ihrem ersten Kind schwanger ist. „Mein Name ist Ellie, wir können uns gerne duzen, wenn Sie wollen.", biete ich ihr an. Ich duze die meisten meiner Patientinnen, da man als Hebamme oft einen sehr engen Bezug zu den Frauen aufbaut und es sich manchmal sogar so anfühlt, als würden die (werdenden) Mütter zur Familie gehören. „Ja gerne, Lisa." „Ok, hast du deinen Mutter-Kind-Pass dabei?" Sie reicht ihn mir und ich schaue kurz hinein – scheint alles in Ordnung zu sein. „Aha, ich sehe hier, dass der errechnete Geburtstermin in drei Monaten ist. Gibt's schon irgendwelche Fragen?" „Ja, also ich werde dich ja dann nicht als Hebamme bei der Geburt dabeihaben, weil du nur Vorsorge und Nachsorge machst, aber ich wollte dich schon mal kennenlernen, weil ich gelesen habe, dass es gut ist, eine Hebamme für die Nachbetreuung zu haben, die man schon kennt." „Ja, das stimmt wirklich. Es ist gut, wenn man bevor das Baby nach Hause kommt, schon mal Kontakt zur Hebamme aufgenommen hat. Wir sind da dann einfach schon ein eingespielteres Team und außerdem kann es sein, dass kurzfristig keine Hebamme mehr verfügbar ist, weil wir hier in Österreich ja einen Hebammenmangel haben, wie du vielleicht weißt. Also hast du auf jeden Fall recht – es ist gut, dass wir schon vorher ein bisschen reden können. Außerdem kann ich dir auch jetzt schon Fragen zur Geburt oder zur Schwangerschaft beantworten. Es ist nämlich wichtig, dass man das Grundgerüst für das, was man bei der Geburt möchte, schon vorher festgelegt hat, damit man sich dann voll und ganz auf den Geburtsvorgang konzentrieren kann." „Ja, ich hätte da ein paar Fragen." „Dann gerne raus damit.", sage ich und lächle sie warm an. Ich habe das Gefühl, dass sie sich langsam etwas entspannt und öffnet, was mich natürlich sehr freut.

„Ja, also. Wer wird bei der Geburt alles dabei sein?" „Die meiste Zeit auf jeden Fall deine Begleitperson(en) für die du dich entscheidest – das kann deine Mutter sein, oder dein Partner, oder, oder, oder. Mit wem du dich am wohlsten fühlst. Dann wird die Hebamme auch oft im Raum sein. Wie oft und lange sie während der Austreibungsphase, also der eigentlichen Geburt, bei dir sein wird, hängt davon ab, wie viele andere Frauen sie in derselben Zeit betreuen muss. Und dann wird noch der Arzt oder die Ärztin dabei sein. Ein Mythos ist, dass der Arzt oder die Ärztin das Kind entbindet. In Österreich ist es zwar Pflicht, dass eine/r dabei ist, aber im Prinzip greift jene/r nicht ein, solange es nicht zu einem Notfall kommt. Die Hebamme entbindet hier das Kind, wenn es eine physiologische, also quasi eine Geburt ohne Komplikationen, ist." „Ah, ok. Das wusste ich gar nicht." „Das wissen viele nicht, keine Sorge." „Ach ja, ich wollte auch noch fragen, ob ich am Rücken liegen muss, oder ob ich die Position wechseln darf." „Das kommt ganz auf die Hebamme an. Wenn die Hebamme stur darauf beharrt, dass du am Rücken liegen musst, ohne dir zu erklären warum, dann frag sie entweder weshalb, oder wechsle bitte die Hebamme. Dein Körper wird dir sagen, welche Position du einnehmen sollst. Du kannst und solltest im Prinzip, wenn es die Hebamme in Anbetracht der medizinischen Fakten erlaubt, jede Position annehmen, die du möchtest." „Ok, das ist beruhigend und ich will auf keinen Fall einen Dammschnitt. Wird der immer gemacht?" „Nein, keine Sorge. Ein Dammschnitt wird heutzutage nicht mehr routinemäßig durchgeführt, da man jetzt weiß, dass gerissenes Gewebe besser heilt, als eines, dass mit der Schere durchtrennt wurde. Du musst der Hebamme vorher sagen, dass du keinen Dammschnitt willst, dann darf sie ihn ohne deine Einwilligung auch nicht durchführen. Wenn du aber doch zustimmen solltest, weil dir die Hebamme dazu rät, dann wird der Schnitt am Höhepunkt einer Wehe gemacht – du solltest ihn also nicht mal spüren."

Nachdem ich den Rest ihrer Fragen auch noch beantwortet habe, verlässt Lisa mit einem, wie es scheint, guten Gefühl die Praxis. Es freut mich immer, wenn ich werdenden Müttern ein Stück weit Sicherheit schenken und sie etwas beruhigen kann – da nehme ich mir auch gerne mal mehr Zeit dafür. Als ich für heute mit all meinen Patientinnen fertig bin, ist es eh schon Zeit Lilly abzuholen. Wir werden heute ausnahmsweise mal zu Mc Donald's fahren und uns dort was zum Essen holen. Aber jetzt muss ich mich eh beeilen, sonst komme ich noch zu spät.

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Ich hoffe, euch hat das Kapitel gefallen :) Ich befinde mich gerade in einer sehr wichtigen Prüfungsphase (ja, in den Sommerferien 😫) und finde kaum Zeit, um die Kapitel zu schreiben, deshalb werden für einige Zeit (1-2 Monate) jetzt keine Kapitel kommen:( Vielleicht lade ich ab und zu eines hoch, aber nicht regelmäßig) Ich hoffe, ihr versteht das :) Es werden noch 1-2 Kapitel kommen, wie gewohnt, aber ich wollte euch schon mal vorwarnen 😅

Warum ausgerechnet dominant? (Teil 2)Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt