Kapitel 4

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„Meine Güte, was machst denn auch immer?", lacht meine beste Freundin als sie die Treppen zu meiner Wohnung hinauf gelaufen kommt. Ich stöhne nur und lasse den Kopf gegen die Tür fallen. „Ich hoffe du hast meinen Schlüssel dabei, ich sterbe gleich vor Kopfschmerzen" Ann grinst, kramt in ihrer Jackentasche herum und zieht dann einen Schlüssel mit dem blauen Eifelturm-Anhänger hervor. „Gott sei Dank", murmele ich und raffe mich auf, damit Ann meine Haustür aufschließen kann.

Das erste was ich tue, nachdem ich meine Tasche und die Schuhe ausgezogen habe, ist, in die Küche zu gehen und mir eine Aspirin zu holen. Langsam gehe ich den weißen Flur mit den vielen Bildern dran entlang und komme am Ende in meine Wohnküche. Dort greife ich mir dann die Kopfschmerztablette, welche ich ohne Wasser schlucke. Ich hatte noch nie ein Problem damit Tabletten zu nehmen. Nicht so wie Ann, die immer wenn es möglich ist Saft nimmt. Nachdem ich mir dazu ein Glas kaltes Wasser genommen habe, höre ich auch schon ein lautes hecheln neben mir. Ich gucke auf den Boden und blicke prompt in Camiras blaue Augen die mich bettelnd ansehen. Mist! Sie hat noch gar kein Essen bekommen.

„Ann?", rufe ich durch die Wohnung. Keine fünf Sekunden später tauscht sie auch schon hinter dem Sofa auf. „Ja?" „Könntest du Cam Essen fertig machen? Ich muss noch duschen und mir was anderes Anziehen. Dieses Kleid ist scheußlich" Meinte beste Freundin fängt an zu lachen, klettert ungeschickt über die Lehne meines Sofas und kommt in die Küche. „Geh schon, du Zwerg. Cam und ich schaffen das hier schon irgendwie" Dankbar nicke ich ihr zu und verschwinde in Richtung Bad.

Als ich wieder in die Küche trete, glaube ich meinen Augen erst nicht. Cam sitzt seelenruhig auf dem Sofa und beobachtet eine sichtlich genervte Ann, welche mit einem Handtuch über den Boden robbt und etwas aufzuwischen scheint. Ann guckt mich kurz über die Schulter an und widmet sich dann wieder meinem Boden. „Was hast du denn gemacht? Ich dachte du hättest gesagt ihr schafft da schon", kichere ich. Der Anblick war aber auch zu lustig. Meine beste Freundin stöhnt genervt auf.

„Also ICH habe es auch hingekriegt. Diese Madame da drüben auf dem Sofa war aber der Meinung den Napf vom Tresen zu schubsen, sodass das ganze Hundefutter und Fleisch auf dem Boden lag" Oh man... „Das klingt ganz nach Cam", lache ich und mache keine Anstalten mich vom Fleck zu bewegen. „Willst du jetzt nur hier rumstehen, oder mir auch mal helfen? Das ist dein Boden und nicht meiner!", meinte Ann irgendwann. Doch auch sie kann nicht mehr Ernst bleiben, weshalb die in mein lachen einsteigt und mir ein sauberes Handtuch zu wirft. Dieses fange ich zum Glück rechtzeitig vor meinem Gesicht ab. „Also von mir aus könnte ich dir noch eine Weile zugucken. So etwas sieht man schließlich nicht alle Tage" Ann wirft mir einen genervten Blick zu, der sich aber schon in Sekunden in grinsen umwandelt, als sie sieht, dass ich mich zu ihr auf den Boden setze.

Zusammen schaffen wir es tatsächlich in unter einer halben Stunde, dass die Küche wieder wie neu aussieht. Dafür stinken wir jetzt nach Hundefutter. Warum war ich nochmal Duschen? Ich will gerade die Lappen aus der Küche räumen, als es an meiner Haustür klingelt. Ich gucke das rot haarige Mädchen neben mir verwirrt an. Ich erwarte doch keinen Besuch, oder? Hastig gebe ich Ann die Tücher in die Hand und gehe zur Tür. Ohne zu gucken wer dort steht öffne ich sie.

„Hey Kleine! Wie geht es dir?", begrüßt mich der blonde Mann vor der Tür mit einer stürmischen Umarmung. „Flo was machst du denn hier?", begrüße ich meinen besten Freund verwirrt. Er und ich kennen und seit der Grundschule und sind seitdem unzertrennlich. Bis jetzt stand er mir jedes mal bei, wenn es mir nicht gut ging oder anders herum. „Floschi!", ruft jetzt auch Ann hinter mir und rennt auf besagten zu. „Ann was machst du denn hier? Und warum stinkt ihr nach Hundefutter?", fragt dieser dann verdutzt. „Tja, das selbe habe ich dich gerade gefragt. Komm doch erstmal rein, das ist eine lange Geschichte" Ich öffne die Tür ein Stück weiter, damit Flo eintreten kann. Dann lasse ich ihn einfach stehen und begebe mich in die Küche, wo Ann bereits drei Gläser mit Cola fertig macht.

„Also, was machst du hier?", fordere ich Flo auf zu erzählen, als wir bequem auf dem Sofa Platz genommen haben. Flo, welcher gerade einen Schluck trinken will, stellt das Glas wieder ab und fängt an komisch herum zu kichern. „Naja, also wie soll ich anfangen?", kichert er herum. Ann und ich werfen uns nur einen verwirrten Blick zu. „Ihr war gestern feiern richtig? Und dazu ein wenig sehr besoffen. Zumindest Ann.", fängt mein bester Freund irgendwann an. „Du hast mich um halb drei angerufen und hast mir heulend erzählt, dass Ally ihren Job verloren hätte und du jetzt tod-traurig wärst und sie nicht finden würdest." Grinsend blicke ich Ann an, die anscheinend versuchte irgendwelche Erinnerungen daran zu finden. „Dann hat sie noch fünf Minuten irgendein unverständliches Zeug gelabert, bis sie meinte ich solle jetzt sofort einen Job für dich finden, Ally, weil sie sonst persönlich vor meiner Haustür aufkreuzen würde um mich zu töten." Geschockt sieht Ann nun Flo und mich an. „Oh Gott, daran kann ich mich wirklich nicht mehr erinnern"  Ich muss grinsen, dann wende ich mich wieder an Flo, „Und dann?" Flo lächelt. „Dann hab ich ihr erst erzählt, dass ich die Tür gar nicht aufmachen würde, weshalb Ann angepisst war und aufgelegt hat" „Ups", meldet sich Ann zu Wort.

„Und weil ich dann eh nicht mehr schlafen konnte, dachte ich, dass ich mal rumfrage ob jemand eine Fotografin bräuchte." Geschockt reiße ich die Augen auf. Das hat er wirklich für mich gemacht? „Oh wow, äh, danke das wäre wirklich nicht nötig gewesen", druckse ich herum. „Pscht, das best kommt ja noch: Eine Agentur hat nach Fotos von dir gefragt. Ich war einfach mal so frech und habe ihnen welche zukommen lassen. Vor zwanzig Minuten haben sie mir geschrieben, dass sie..." er fängt an mit den Händen auf seinen Oberschenkeln zu trommeln. „Dass sie dich morgen früh gerne kennenlernen wollen" Ich reiße den Mund auf. „Nein!", quietsch ich. „Oh mein Gott, danke, danke, danke! was würde ich nur ohne dich machen?", rufe ich und umarme meinen besten Freund stürmisch. „Tja das wüsste ich auch nicht. Auf jeden Fall heißt die Agentur irgendwie ‚Leverkusener Shootings' oder so etwas. Die arbeiten wohl sehr eng mit diesem Fußball Verein da zusammen, aber genaueres weiß ich auch nicht. Ich schicke dir später die Adresse von denen"

In Leverkusen? Das ist gut eineinhalb Stunden von hier entfernt! Wie soll ich das denn schaffen und wenn ich wirklich den Job bekomme, müsste ich dazu noch umziehen... Aber Cam kann nicht alleine hier bleiben und so schnell werde ich in Leverkusen doch keine Wohnung finden! Und... Oh man Ally, beruhig dich doch mal, rede ich mir irgendwann ein. Das wird bestimmt irgendwie werden, aber wichtig ist erstaml, dass ich ein Angebot habe.

Ich bedanke mich noch gefühlte hundert Mal bei Flo, bis sich er und Ann verabschieden müssen. „Danke nochmal für alles!", rufe ich Flo und Ann hinterher, als sie die Stufen des Treppenhauses hinunter gehen. Erschöpft aber dennoch überglücklich schließe ich die Haustür. Ich habe ein verdammtes Jobangebot!

How deep is your love - Kai Havertz ffWo Geschichten leben. Entdecke jetzt