Kapitel 2

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Denise

"Was war das denn bitte gerade?", fragte Jenny mich vorwurfsvoll. Ich schüttelte nur den Kopf und sah nach unten. Da hatte ich mich ja schön blamiert. Ich hoffte nur, dass Jenny die Klappe hielt das und nicht vor unseren Freunden ausdiskutierte.

In diesem Moment sah ich schon die Schule. Ich war sogar sehr froh, das Schulgebäude zu sehen, da ich mich dort Jennys Fragen entziehen konnte. "Guten Morgen!", brüllte Dylan mir ins Ohr und ging neben mir her. Ich trank einen Schluck von meinem Kakao und schaute Dylan an, der mich angrinste. Ich bemerkte,  dass Jenny nicht mehr bei uns war. "Ist was?", fragte ich. "Du hast nur schon die ganze Zeit einen knallroten Kopf und nebenbei bemerkt hätte ich auch gerne einen Schluck." Lachend überreichte ich ihm den Becher. "Trink ruhig aus."

Dylan war mein bester Freund und wir teilten alles. Er war wie der Bruder, den ich nie hatte. "Du hast den ersten Satz ignoriert, meine Liebe. Warum bist du so rot?"
"Können wir das später besprechen? Komm einfach nach der Schule mit zu mir und dann reden wir." Mir war das ganze hier einfach fürchterlich unangenehm, da ich jetzt das Gefühl hatte, dass alle sahen, wie rot ich war, obwohl mich niemand anschaute. "Geht in Ordnung.", sagte er und ließ mich allein.

Langsam ging ich zu dem Raum, in dem ich als erstes Unterricht hatte. Heute stand Spanisch auf dem Programm. "Guten Morgen!", riefen mir mehrere Personen zu, bevor ich mich auf meinen Platz am Fenster setzte. "Wo ist Anna?", fragte ich, als der Platz neben mir leer blieb. "Die ist krank.", sagte jemand, den ich nicht sehen konnte. Ich legte alles, was ich brauchte auf den Tisch und dann kam auch schon der Lehrer. "Hola!", begrüßte er uns. Ich blickte auf und bekam zum zweiten Mal an diesem Tag dieses komische Gefühl in meinem Bauch, das sich ausbreitete, meinen Herzschlag verschnellerte und meine Atmung aussetzen ließ.

"Das ist euer neuer Mitschüler. Mal sehen, wo ist denn noch Platz? Ist wirklich kein freier Platz mehr hier? Ach, Anna ist krank. Dann setz dich bitte neben Denise und wenn Anna wieder kommt dann suchen wir was Besseres für dich." Hatte er gerade gesagt, dass sich dieser Junge neben mich setzten sollte? Bitte nicht. Das überlebe ich doch nur zur Hälfte und blamiere mich schon wieder.

Tatsächlich steuerte der Junge auf mich zu und ließ sich neben mir sinken. "Hey. Du bist doch das Kakaomädchen. Ich bin Thomas."
Thomas. Ich wurde schon wieder knallrot. Er erinnerte sich tatsächlich. Natürlich erinnert er sich! Wie könnte man jemanden, der so ungeschickt ist, vergessen? Sagte ich mir. "Also, meine Freunde nennen mich Denise.", sagte ich peinlich berührt. "Freut mich, Denise", sagte er. Dabei betonte er meinen Namen sehr und mein Herz schlug noch schneller.

"Denise?", fragte der Lehrer. Oh Mist. "¿Qué?",  fragte ich. Es war dumm einem Lehrer mit was? zu antworten, wenn man etwas gefragt wurde. Aber es ging nicht anders, da ich überhaupt nicht zugehört hatte. Er verdrehte die Augen und fragte einen Jungen hinter mir, der in einem verdammt gutem und flüssigem Spanisch antwortete. Ich verstand kein Wort.

Für diese Stunde gab ich den Versuch, mitzukommen, auf und konzentrierte mich auf meine Atmung.

Bitte, ThomasWo Geschichten leben. Entdecke jetzt