Kapitel 3

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Uriel.
Ein Erzengel der für Mut und Tapferkeit stand.

Er gewann viele Schlachten gegen die Feinde, die in ihre Welt eindringen wollten und gab sich dennoch den anderen Engeln gegenüber bescheiden.

Mit cremeweißen Schwingen, die er von Geburt an besaß, führten seine Legion aus Kampfengeln in den Kampf und vermittelte den Bewohnern in der Nähe seines Zuhauses pure Sicherheit.

Sein durchtrainierter Körper steckte in einer stahlharten Rüstung, die keine Waffe durchdringen konnte und ihn somit stets beschützte. Das Schwert, welches er immer bei sich trug, hing seitlich an seinem Hüftgürtel, an dem ein Schwerthalter befestigt war.

Seine grauen Augen blickten wachsam und zeugten von vielen Taten, die er in seinem Leben bereits gesehen hatte. Das ebenfalls graue Haar, welches er kurz und leicht fluffig trug, war sorgfältig aus dem Gesicht nach hinten gelegt, sodass es ihn im Kampf nicht die Sicht versperrte.

Michael.
Ein Erzengel der für Treue und Weisheit stand.

Sein Gebiet war nicht das Schlachtfeld, auch wenn man ihn im Kampf gewiss nicht unterschätzen sollte. Er prahlte nicht mit seinen Fähigkeiten und so vergaßen die Engel um sein Haus herum schon einmal schnell, dass er ein Erzengel war und schäkerten gerne mit ihm herum.

Seine weißblauen Flügel repräsentierten den Himmel, welcher am Tag zu sehen war. Der Engel besaß einen athletischen Körperbau, welchen er außerhalb des Kampfes in schlichte blauweiße Gewänder mit Kapuzen steckte, die perfekt zu seinen Flügeln passten.

Auch er besaß graue Augen, die jeden zu durchschauen schienen und durch das lange leicht gräuliche, fast schon weiße Haar betont wurden.

Und genau diese beiden Erzengel standen ohne ihre Roben, die sie in der Öffentlichkeit hätten tragen müssen, vor Haniels Tür, was den jüngsten beunruhigte und sie sofort hineinbat.

„So nun erkläre dein Problem", hallte Uriels raue Stimme durch das gesamte Wohnzimmer, als er mitten im Raum stehen blieb und seinen kleinen Bruder mit vor der Brust verschränkten Armen betrachtete. Verletzungen konnte der Ältere nicht ausmachen, was ihn erleichtert ausatmen ließ, denn er ertrug es nicht, wenn seine Brüder litten.

„Hast du deswegen das Gespräch unterbrochen? Ich war doch dabei es zu er...", „Natürlich! Dir ging es nicht gut und deswegen bin ich hier. Michael war nur aus Langeweile bei mir Zuhause und ist mir gefolgt", unterbrach Uriel seinen Bruder, der es mittlerweile von ihm gewohnt war, da der Erzengel mit den cremeweißen Flügeln noch nie die Geduld hatte, um jemanden lange zuzuhören, geschweige denn den Gesprächspartner ausreden zu lassen.

„Beruhige dich Uri, Hani war dabei es zu erklären. Du solltest endlich daran arbeiten, niemanden zu unterbrechen", sagte Michael mit tadelndem Ton und betrachtete als drittältester Sohn seiner Eltern den Zweitjüngsten, der förmlich vor Wut platze, als er seinen Spitznamen hörte.

„Nenn mich noch einmal Uri und du erlebst den nächsten Tag nicht mehr", grollte Uriel in Richtung Michael, der das Ganze nur mit einem Lachen abtat. „Ach stell dich nicht so an, ich bin älter als du und darf das. Außerdem musst du mich sehr lieben kleiner Bruder, denn du drohst mir jedes Mal und ich lebe noch immer." Diese Worte konnte sich der fast Weißhaarige nicht verkneifen und stellte mit Genugtuung fest, dass er Recht behielt, da Uriel sich beleidigt auf Haniels Sofa fallen ließ.

„Hört auf euch gegenseitig zu ärgern, denn ich habe andere Probleme momentan", unterbrach Haniel die beiden und deutete Michael neben Uriel Platz zu nehmen, was dieser auch tat und seinem beleidigten Bruder versöhnlich den Rücken tätschelte. Der junge Erzengel beschwor eine Wolke herbei, die ihm als Sessel dienen sollte und setzte sich seinen Brüdern gegenüber.

„Der Herr hat mich zu sich gerufen und mir von der...", begann Haniel.

„Warum waren wir nicht anwesend? Hat er dir etwas getan?", unterbrach Uriel ihn ungestüm.

„Nein, so war das..."

„Hör auf jeden zu unterbrechen Uriel!", rief Michael dazwischen.

„Du tust es gerade selbst!"

„Hört mir doch zu, es war..."

„Ich tue es nicht so oft wie du!", ignorierte Michael den Jüngsten einfach, um erneut mit Uriel zu streiten.

„Was ist, wenn der Herr ihm etwas angetan hat? Ha? Sag es mir Michael, was tust du dann?", fuhr dieser fort.

„Dann gehe ich ins Schloss und zeige ihm, dass er so nicht mit meiner Familie umgehen kann! Aber das ist noch gar kein Thema, also beruhige dich und las Hani ausreden!"

„KÖNNTET IHR BEIDEN MICH AUSREDEN LASSEN!?", platze es aus Haniel heraus, der vor Wut schäumte.

Somit war die Diskussion beendet, auch wenn von allen anwesenden die Flügel vor Aufregung leicht flatterten.

Als Haniel endlich die Aufmerksamkeit seiner beiden Brüder hatte, begann er zu erzählen:

„Also, ich war beim Herrscher, weil er mich zu sich gerufen hatte. Er erzählte mir von der Entstehung unserer Welten und dass alles, was wir kennen, nur aus Magie bestehe. Er gab mir noch eine Botschaft mit, die ich nicht wirklich verstehe und auch nicht weiß, was ich mit dieser anstellen soll." Kurz und knapp erklärte der Engel mit den weißen Schwingen seinen Brüdern das Gespräch mit dem Herrn, was für einige Sekunden der Stille sorgte. „Und wie lautete die Botschaft?", fragte Michael, dessen Neugierde geweckt worden war und regelrecht danach lechzte zu erfahren, wobei er hier helfen konnte.

„Flügel die kommen und gehen.

Flügel, die keine bestimmte Farbe innehaben, sondern unsere Welten widerspiegeln. Flügel, die erst vereint mit ihrem Partner zur vollen Pracht erwachen und über Frieden oder Krieg entscheiden.

Findest du die Flügel der Entstehung, Erzengel Haniel, dann wird sich auch dein Schicksal dir offenbaren", wiederholte Haniel die Worte des Schöpfers, welche die Räder in Michaels Kopf drehen ließ, wohingegen Uriel gelangweilt in die Runde blickte.

„Ist doch ganz einfach, du musst nur einen Engel finden, der schöne Flügel hat", sagte Uriel und von diesen Worten überzeugt, klatschte er in die Hände und verspürte sichtliche Zufriedenheit, welche jedoch bröckelte, als er in die Gesichter seiner Brüder sah, die ihn fassungslos anblickten.

„Wenn es so einfach wäre, warum sollte der Herr Haniel eine komplizierte Botschaft mit auf den Weg geben? Und wenn es solche außergewöhnlichen Flügel bereits geben würde, hätten wir bereits davon erfahren. Es muss sich um jemanden handeln, der entweder versteckt lebt oder von seiner Rolle nichts weiß", schlussfolgerte Michael aus der Botschaft und stützte seinen Kopf nachdenklich in seine rechte Hand.

„Flügel, die erst vereint mit ihrem Partner zur vollen Pracht erwachen. Flügel, die erst vereint mit ihrem Partner...", sprach Michael immer wieder die vorletzte Zeile des Herrschers, bis er stockte und ihm ein Licht aufging.

„Der Engel muss noch erwachen! Es handelt sich um ein Engelskind, welches zur Welt kommen soll!" Die Theorie fand Einklang bei seinen Brüdern und so überlegten Michael und Haniel fieberhaft, welcher ihnen bekannte Engel ein Neugeborenes erwarten, bis Uriel sich zu Wort meldete und das Gesagte dafür sorgte, dass Haniels Herz für einen Schlag aussetze.

„Soweit mir bekannt ist, erwartet nur ein Seraph Nachwuchs und das ist Seraphion."

Angel - Haniel [BoyXBoy]Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt