Numero Trentuno

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Ethan P.O.V

Aufgebracht und überfordert starre ich Cara an, die gerade aufgestanden ist und mich nun böse anfunkelt. Auch ich erhebe mich und merke, wie sich mein Körper anspannt. Immer noch frage ich mich, wann genau die Stimmung plötzlich so gekippt ist, bis jetzt hatten wir doch so einen schönen Abend.

„Wie kannst du mir so etwas vorwerfen, du weißt, dass ich alles geben würde, um so viel Zeit wie möglich mit dir verbringen zu können!", schleudert sie mir ihre Worte entgegen und ich ahne, eine Linie übertreten zu haben

Es ist das erste Mal, dass die junge Frau in meiner Gegenwart so aufgebracht ist und dass ich daran schuld bin, macht es nicht besser.

„Cara", probiere ich es versöhnlicher meine Worte schon bereuend, aber jetzt ist es an ihr, sich in Rage zu reden.

„Nein, Ethan", unterbricht sie mich barsch und wild gestikulierend.

„In dem Moment, als ich dich kennengelernt habe, wurde ich in eine komplett neue Welt gezogen, voller Probleme, Paparazzi, die uns verfolgen und Geld an jedem Ende und ich habe immer gesagt, dass ich probiere dein Leben zu verstehen, mich anzupassen und mitzuhalten, aber das ist verdammt schwer!"

Ich merke, wie hektisch sie atmet und ein zentnerschwerer Stein scheint auf meiner Brust zu lasten.

„Und ich probiere es wirklich und ich tue es gerne für dich und du bedeutest mir mehr, als ich je erwartet hätte, aber du musst das Ganze doch auch einmal aus meiner Perspektive sehen!"

Es tut mir weh, mit welchem vorwurfsvollen Blick sie mich mustert und ich ahne, dass ich sie in meiner Übereifrigkeit einfach bevormundet habe. Verblendet von meinem Egoismus, sie so oft wie möglich bei mir zu haben, hatte ich über ihren Kopf weg entschieden und ein ekliges Gefühl der Schuld bahnt sich seinen Weg an die Oberfläche.

„Es tut mir Leid, Cara, ich hätte so etwas nicht ohne dich entscheiden dürfen. Mit dir fühlt sich alles schon so vertraut an, dass ich manchmal vergesse, wie neu das noch alles für dich ist und ich will dich auf keinen Fall überfordern, glaub mir!", erkläre ich ihr und blicke tief in ihre Augen. Die erste Wut scheint verraucht, nun wirkt die junge Frau eher niedergeschlagen.

Vorsichtig umrunde ich den Tisch und komme vor ihm zum Stehen.

„Niemand hat gesagt, dass es leicht wird, dass wir perfekt sind oder keine Fehler machen. Ich bereue die Entscheidung wirklich! Ich weiß, dass du ein eigenes Leben besitzt und dein Studium auf gar keinen Fall weniger wert ist als meine Karriere und ich dich hätte einbinden sollen!"

„Das hättest du", bekräftigt sie und schuldbewusst senke ich meinen Kopf.

„Es ist eine Menge Geld im Spiel, gerade wenn du für mich teure Flugtickets, oder Hotels buchen willst und ich will einfach nicht, dass du das Geld leichtsinnig für mich ausgibst, gerade, wenn ich nicht einmal weiß, ob ich kommen kann.", macht sie ihren Standpunkt klar.

„Und außerdem hat es einen sehr faden Beigeschmack, so als ob ich ja eh auf Abruf bereit stehe und dann einfach mal vorbei komme, um meinen erfolgreichen Freund zu unterstützen und ihm sein Essen zu bringen, oder was.", redet sie mit einem sarkastischen Unterton weiter, aber ein Wort lässt mich aufhorchen.

„Was?", hake ich überwältigt nach, aber sie versteht nicht, worauf ich mich beziehe.

„Na, wir sind nicht mehr in den 60igern, wo der größte Erfolg einer Frau, ihr erfolgreich arbeitender Mann ist –", spricht sie weiter, aber ich hebe eine Hand, um sie zu unterbrechen.

„Da bin ich voll bei dir Cara, aber es geht mir gerade um etwas anderes"

Überfordert und mit einem großen Fragezeichen auf der Stirn betrachtet sie mich.

Accusa Ingiusta (Ethan Torchio | Måneskin) ✅️Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt