Kapitel I - Shiva

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Ich schlug die Augen auf und hatte direkten Blick auf eine breite Brust. Seufzend setzte ich mich auf, streckte mich einmal und rüttelte vorsichtig an den Schultern meiner Brüder. Sobald sie wach wurden legte ich mir den Zeigefinger auf die Lippen und zeigte dann zwischen uns. Dort lag unsere kleine Schwester Flora, aber vielleicht sollte ich mich mal vorstellen. Ich heiße Shiva und bin sechzehn Jahre alt. Mein Zwillingsbruder hieß Lucas, ihn nannten wir Luc. Unser anderer Bruder Ethan war ein Jahr älter als wir, also siebzehn.

Aber egal. Als Luc und Ethan verschlafen nickten, stand leise auf und lief in mein, an mein Schlafzimmer angrenzendes, Badezimmer und ging kalt duschen. Ihr denkt euch jetzt vielleicht: Warum duscht sie denn kalt?, aber ich muss euch gestehen, dass ich es nicht weiß. Ich duschte immer kalt und fühlte mich damit einfach wohler.

Nach dem Duschen ging ich mit einem Handtuch um meinen Körper in mein Zimmer und sah, dass Luc und Ethan immer noch im Bett lagen und schon wieder eingeschlafen waren. Ich grinste, schüttelte dann aber den Kopf und ging zu meinem begehbaren Kleiderschrank. Ungefähr zehn Minuten später stand ich fertig angezogen mit einer schwarzen Jeans mit ein paar Löchern, einem weißen Sommeroberteil und meinen Lieblingssportschuhen vor meinem Ganzkörperspiegel. Ich musterte mein Gesicht mit den dunkelblauen Augen, die mein Bruder und ich von meiner Mutter geerbt hatte.

Flora hatte die hellblauen Augen unseres Vaters bekommen und sie ließen meine kleine Schwester wirken wie einen Engel, allerdings war sie alles andere als das. Sie war ein kleiner Satansbraten und hatte nur Unfug um Kopf, aber wie bei allen anderen die mir nahestanden, konnte ich auf ihr kaum einen Wusch abschlagen.

Mein Blick glitt weiter zu meinen goldblonden dicken Haaren, die ich in Wellen offen bis zur Hüfte trug. Ich runzelte die Stirn, denn ich wusste ganz genau, dass irgendwas fehlte. Als ich auf meinen nackten Armen meine Tattoos sah, schlug ich mir leise gegen die Stirn und schüttelte, amüsiert über mich selbst den Kopf. Meine schwarze Lederjacke hing noch über meinem Schreibtischstuhl. Ich ging hin, zog sie an und sah auf die Uhr an meinem Handgelenk. Noch eine Stunde Zeit bis wir zur Schule mussten, aber ein gutes hatte der Tag: Es war der letzte Schultag vor den Sommerferien.

Leise lief ich zu meinem Bett und strich meiner kleinen Schwester über die Wange. Sofort schlug sie die Augen auf und lächelte mich an. „Komm Flo. Wir müssen unsere Brüder wecken und dich dann für die Schule fertig machen, immerhin ist heute der letzte Schultag vor den Ferien", flüsterte ich ihr ins Ohr und sie schlug grinsend die Decke von sich runter, damit allerdings auch von Luc, der sie murrend und murmelnd wieder über sich drüberzog. Flo und ich wechselten einen Blick und ich schlich mich leise an das Fußende meines Bettes. In dem Moment, in dem ich die Decken von den Jungs runterzog, sprang Flora auf sie drauf. Innerhalb von ein paar Sekunden saßen sie aufrecht mit aufgerissenen Augen in meinem Bett und sahen sich erschrocken um.

Als ihre Blicke auf uns fielen, wie wir uns vor Lachen die Bäuche hielten, wurden ihre Mienen finster. „Ihr könnt uns doch nicht einfach so brutal wecken! Das geht auch lieb und freundlich", brummte Ethan und unser Gelächter wurde lauter. Ich grinste bösartig und Flo schüttelte energisch den Kopf. „Engel sind lieb und freundlich, aber wir sind Ausgeburten der Hölle, die Töchter der Finsternis und der Nacht und die sind nicht freundlich, aber sie sind viel, viel lustiger. Insgesamt kann man sagen, dass wir die Töchter des Teufels sind, ich meine guckt euch mal Mum an. Sie ist auch bösartig und sarkastisch. Außerdem steht ihr Name", sie zeigte auf mich „sowieso in erster Liniefür Zerstörung, dann erst für die Schöpfung und den Neubeginn", sagte sie und blieb dabei völlig ernst.

Ich nickte zustimmend und wir bekamen nur verstörte und belustigte Blicke von unseren Brüdern. Ethan schüttelte langsam den Kopf und sie fingen an zu grinsen. „Na ja, jedenfalls solltet ihr euch beeilen, wenn ihr vor der Schule noch duschen gehen und frühstücken wollt", sagte ich und grinste schelmisch. Erschrocken sahen sie sich gegenseitig an und sprangen aus meinem Bett.

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