Epilog

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Zögernd drückte er die Klingel. Sofort hörte man es die Treppe hinunterpoltern.

"Ich mach schon!", hörte man eine schrille Kinderstimme durchs Haus schreien.

"Aber ich bin schneller!", meinte darauf ein anderes.

Bevor das erste aber protestieren konnte, öffnete eines der beiden die Tür, die der Junge, denn er vor sich sah, aber sofort wieder zuhaute, weil er den Mann vor der Tür nicht kannte.

"Mama, Mama!",rief der Junge, der die Tür geöffnet hatte. "Da steht ein fremder Mann vor der Tür!", teilte er ihr mit.

Darauf nahm er erneut Schritte wahr. Die Tür wurde ihm zum zweiten mal geöffnet. Vor ihm stand seine Schwester, die er trotz all den Jahren sofort wiedererkannte. Hinter ihr standen die beiden Kinder. Ein Junge und ein Mädchen. Der Junge war wohl der ältere, da er deutlich größer als seine Schwester war. Beide Kinder hatten dunkelblondes Haar, dass später wahrscheinlich genauso karamellbrau wie das seiner Schwester und seinen eigenen. Doch in ihrer Augebfarbe unterschieden sie sich deutlich. Während der Junge grünbraune Augen hat, besaß seine Schwester graue, in der er sich selbst wiedererkannte.

Dann blickte er zu seiner Schwester auf, die er heute seit fast 20 Jahren wiedersah.

Er sah in ihre strahlenden Augen, aus denen er schloss, dass sie glücklich war. Es machte ihn selbst etwas glücklicher zu wissen, dass wenigstens sie ein erfülltes Leben hatte.

Er grinste sie darauf traurig und nimmt sie vorsichtig in den Arm. Was sie zögernd erwiederte.

"Komm doch herein!", meinte sie als sie sich voneinander lösten.

Er folgte ihr durch den breiten Gang in die Küche, wo sie ihm bedeutete an einem kleinen Tisch neben dem riesigen Kochbereich Platz zu nehmen.

Sie verließ kurz den Raum um die Kinder, die ihn neugierig musterten nach oben zu schicken, bevor sie gegenüber ihm ebenfalls Platz nahm.

"Bevor du jetzt beginnst, mir Fragen zu stellen, die ich nicht beantworten kann, will ich dir sagen, dass es mir leid tut...", sagte er mit einer solchen Aufrichtigkeit, dass sie ihm glauben schenkte.

"Du bist wieder hier, egal was war!",erwiederte sie euphorisch.

Er war gerührt von ihren Worten. Er hätte nicht damit gerechnet, dass sie ihm so leicht verzieh.

"Danke"

Ein kurzer Moment der Stille folgte, bevor er erneut seine Stimme erhob:

"Ich werde die erzählen müssen, was all die Jahre passiert ist.", begann er zögerlich.

Seine Schwester nickte zustimmend mit dem Kopf.

"Erinnerst du dich noch an die Geburtstagsfete?", fragte er vorsichtig.

"Natürlich, das war mit Sicherheit eine der schlimmsten Nächte meines Lebens!", In ihren Augen fand sich ein gewisser Schreck, der schon leicht verblasst schien.

Sein Gesicht nahm einen beschämenden Ausdruck an. Er wollte nie, dass seine Schwester wegen ihm so leiden muss.

"Aurelia, ich hab dich nicht mehr gesehen und ich wollte heim. Also bin ich mit einem der Kumpels von Danis Bruder mitgefahren. Das war ein Fehler. Er war betrunkener als ich und hat einen Unfall verursacht. Er ist dabei ums Leben gekommen. Ich hatte etwas mehr Glück. Ich wurde sofort ins Krankenhaus gebracht. Wo ich die nächsten 5 Jahre verbracht habe."

"Du lagst 5 Jahre im Koma?!?", kreischte Aurelia entsetzt.

"Ja. Aber durch heftige Verbrennungen war es nicht möglich mich zu identifizieren. Zumindest den ersten Monat. Als ich dann aufgewacht bin, hat mir Mama erklärt was los ist. Mir war klar, dass mein Traum nun deiner geworden war. Ich wollte nicht, dass du das jetzt aufgibst wegen mir. Also bin ich nach England gezogen. Dort wurde ich als Sozialarbeiter eingestellt. Wir betreuen dort ein Sportprojekt für Straßenkinder in Brasilien. Naja und als ich diese Jahr wieder zurück nach Deutschland bin, wollte ich dich unbedingt wiedersehen."

Er beendete gerade seinen letzten Satz, als er hörte wie die Haustür aufgeschlossen wurde. Eine Tasche wurde auf den Boden geworfen. Darauf hörte man wieder die Kinder die Treppe herunter poltern. Das Poltern stoppte abrupt.

"Papa!",schreien die beiden freudig.

"Hallo ihr Süßen!"

Das Poltern setzte erneut ein und kurz darauf standen die beiden Kinder in der Küche. Hinter ihnen tauchte ein, ihm sehr wohl bekannter Mann auf. Er war so erstaunt darüber, dass war also sein Schwager.

Aurelia drehte sich ebenfalls zu ihrem Mann um. Sofort erfüllte eine sanfte Wärme den Raum. Beide lächelten sich liebevoll an. Dann ging er zu seiner Frau hinüber, um sie zärtlich zu küssen.

Er setzte sich danach neben sie.

"Freut mich dich kennen zu lernen, Marco.",sagte er und streckte ihm die Hand hin.

"Marco? Das ist Jonas mein Bruder! Mia, Jonas, das ist euer Onkel Jonas!", verkündete Aurelia fröhlich.

               ***

Nie hätte Jonas das erwartet. Aurelia führte das perfekte Leben, auch wenn ihr zu dem, was sie jetzt hatte, einige schwere Hindernisse überwinden musste. Sie hatte einen Mann, der sie abgöttisch liebte,-Jeder fühlte es, es übermannte einen förmlich- zwei wunderbare Kinder, die er sofort in sein Herz geschlossen hatte und ein perfektes Haus, perfekte Urlaubsreisen -Sie zeigten ihm Bilder- einen eigenen Laden, der wunderbar lief.

Jonas verbrachte eine ganze Woche mit der Familie seiner Schwester. Sie erzählten sich so viel, aßen traumhaften Kuchen, waren Essen, in einem grandiosen Hotel, besuchten ein Spiel des BVB und so viel mehr. Die Woche verging zu schnell. Jonas hätte gerne bleiben wollen, musste aber zurück nach England und dann weiter nach Brasilien.

Er verabschiedete sich schweren Herzens von ihnen. Ein letzter Blick auf seine Schwester, zeigte sie wie sie Marco ansah.

Er wünschte sich dasselbe zu haben. Nicht unbedingt mit Kindern und Reichtum. Aber diese Liebe, die definitiv für immer ist.

That's it :'(

2 Paar Schuhe (Marco Reus ff)Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt