„Was willst du hier?" fragte ich erneut und knurrend. Aber wieder ließ ihm meine Frage einfach kalt. Stattdessen nahm er eine Strähne meiner weißblonden Haare zwischen seine Finger und betrachtete diese, bevor er mir intensiv in die Augen blickte. Mein Herz setzte bei diesem Blick aus und ich musste leicht schlucken. Warum muss er nur so heiß sein?!
Seine Ozeanblauen Augen bohrten sich förmlich in meine. Es war so, als würde die Welt stehen geblieben sein. Es gab nur uns zwei.
„Mate" flüsterte er plötzlich. Es war wie ein Hauch, der mir eine Gänsehaut verpasste. Erst jetzt merkte ich wie tief und rau seine Stimme war und dennoch war sie weich und besonders.
Was denke ich da eigentlich?! Leicht schüttelte ich den Kopf, um wieder zu Besinnung zu kommen. Es ist die Mate-Verbindung die mich so denken und fühlen lässt! Ich will das gar nicht! Oder etwa doch?
„Sei meine Mate. Meine Luna" redete er schon wieder und ich riss die Augen auf. Alpha! Er ist ein verdammter Alpha! So fest wie ich nur konnte schubste ich ihn von mir weg und lief aus meinem Zimmer. Auch wenn ich mich hier nicht auskannte und mein Orientierungssinn bei null lag, rannte ich. Ich rannte die Stufen hinunter, durch Gänge und wurde von allen komisch angestarrt. Ich knurrte bloß und lief einfach weiter. Ich wollte nie einen Mate und schon gar nicht einen Alpha. Niemals!
„Warte!" Ich hatte endlich das Tor zur Freiheit erreicht, als mich seine Stimme aufschrecken ließ. Er ist mir gefolgt! Natürlich ist er das! Mit einem kurzen Blick über meine Schulter musste ich feststellen, dass der Abstand zwischen uns nicht gerade groß war. Deshalb beschleunigte ich mein Tempo und lief weiter.
Ich lief solange bis ich den Waldrand erreichte, mich umdrehte und ihn auf mich zu laufen sah. Schnell drehte ich mich um, sprang über den umgestürzten Baum und verwandelte mich in meine Wolfsgestalt. Ein leichtes Wimmern entfloh mir, als ich mit meinen grauen Pfoten den Waldboden berührte. Ich hasste es mich zu verwandeln. Aber so war ich schneller.
„Warte! Bleib stehen!" hörte ich ihn rufen. Jedoch blieb ich nicht stehen, sondern legte einen Sprint ein. Ich lief noch schneller, bis ich vor einem See abrupt bremsen musste. Mit meinen Vorderpfoten berührte ich das kalte Wasser und eine leichte Gänsehaut überzog mich. Scheiße ist das kalt! Und wo lang jetzt? Ich sah mich frustriert um.
„Endlich" Erschrocken drehte ich mich um. Leicht schnaufend blieb er stehen und sah mich mit einem erschrockenen Blick an. Er hat sich nicht verwandelt?! Verwirrt darüber, dass er in Menschengestalt vor mir stand legte ich meinen Kopf leicht schief.
„Lass uns reden. Mehr will ich im Moment gar nicht" sagte er dann und sah mich flehend an. Ich jedoch schnaubte nur und drehte mich von ihm weg. „Bitte" versuchte er es weiter. Seufzend gab ich nach, drehte mich wieder zu ihm und setzte mich auf meine Hinterpfoten. „Zurück verwandeln solltest du dich auch" grinsend sah er mich an. Knurrend gab ich ihm zu verstehen, dass ich das auf keinen Fall tun würde. Kopfschüttelnd griff er nach seinem Pulloversaum und zog sich diesen anschließend über den Kopf. „Zieh den an" er legte mir seinen Pulli vor die Pfoten. Sofort stieg mir sein unwiderstehlicher Geruch in die Nase. Verdammt! Hör auf so gut zu riechen!
Ich sah vom Pulli wieder zu ihm und stellte fest, dass er mir den Rücken zugedreht hatte. Ich schnaubte nochmal, verwandelte mich dann aber wieder zurück. Zischend nahm ich mir den Pulli und zog ihn über. „Ich kann dir zeigen wie du dich verwandelst, ohne Schmerzen" Verwirrt sah ich zu dem Alpha, der sich schon wieder zu mir gedreht hatte und wieder einen leicht erschrockenen Gesichtsausdruck hatte, als er in meine Augen sah. „Wie kommst du darauf, dass ich Schmerzen habe" fragte ich genervt. „Man hört deine Knochen knacken, außerdem habe ich dich zischen gehört" meinte er siegessicher und schien nicht mehr geschockt. Männer soll man mal verstehen!
„Mir geht es gut" zickte ich ihn an. „Also, du wolltest reden" ich sah ihn genervt an und verschränkte meine Arme vor der Brust. „Warum bist du weggelaufen?" fragte er mich und es war als würde eine Mauer in mir einreißen. Nicht viel, nur ein kleines bisschen. Es fühlte sich komisch an, dass er mich das fragte. Es brachte mich vollkommen aus dem Konzept. „Ist doch total egal" ich versuchte meine Mauer aufrecht zu erhalten. „Nichts ist egal!" knurrte er leicht, weshalb ich erschrocken einen Schritt zurückwich. „Ich habe meine Gründe" sagte ich kalt. Warum muss er mich das fragen? „Erklär es mir" forderte er mich auf. „Du willst wissen warum? Du willst wissen warum ich so bin wie ich bin?!" fragte ich etwas lauter nach und spürte wie ich langsam an Kontrolle verlor. Er nickte bloß und sah mir weiterhin in die Augen. Warum läuft er nicht weg? Jeder läuft bei meinen Augen weg! Er sieht nicht mal ängstlich aus. Ist es ihm egal?
Ich seufzte, um mich zu beruhigen, auch wenn es gerade nicht sonderlich viel brachte. „Ich wurde gezwungen in dieses Internat zu kommen. Ich wusste nicht einmal, dass es sowas wie ein Werwolfs-Internat gibt" begann ich zu sprechen und sah ihm in seine Augen. Sie strahlten Interesse aus und Sorge. Er schien mir wirklich zuhören zu wollen. „Meine Eltern sind Menschen. Als ich fünf Jahre alt war fing ich an mich zu verändern. Ein Jahr später verwandelte ich mich unkontrolliert. Wir sagten niemanden etwas. Meine Eltern fanden aber eine Person, die so war wie ich. Er versuchte mir alles beizubringen was er wusste. Nur eines konnte er mir nicht beibringen. Mich zu beherrschen. Umso älter ich wurde, umso gefährlicher. Meine Eltern bekamen Angst vor mir und ich fand Gefallen daran. Dann kam es zu einem Streit, ich griff meinen Vater an. Kurz darauf wachte ich im Auto auf dem Weg hierher auf" beendete ich, doch ich wusste es war nicht das was er hören wollte. Deshalb erzählte ich weiter. „Der Werwolf hatte mir auch alles über einen Mate und deren Verbindung erklärt. Ich hatte- Nein, ich habe Angst vor dieser Verbindung." erzählte ich. Ich wusste nicht ob ihm das seine Frage beantwortete. Ich wusste auch nicht warum ich ihm das erzählte. Er hatte es geschafft meine Mauer einzureißen und doch stand ein Teil davon noch.
„Wovor genau hast du Angst?" traurig sah er mich an, während er einen Schritt auf mich zu machte. „Davor jemanden zu verletzen. Davor Gefallen daran zu haben" murmelte ich. „Aber-..." „Weißt du was? Vergiss es! Ich wollte einfach nie in so ein Internat. Ich wollte nie meinen Mate finden und erst recht nicht Luna werden!" schreiend unterbrach ich ihn. Ich wollte einfach schreien. Ihm klar machen, dass er sich eine andere suchen sollte. Und dann brach ich zusammen. Ich fing an zu weinen. Etwas was ich seit Jahren nicht mehr getan hatte. Ich hatte gehofft er würde weg gehen. Doch seine Arme, die sich um mich schlangen und an seine Brust drückten, sagten mir das Gegenteil.
Er hatte es nur nach einer Stunde geschafft, mich aus dem Konzept zu bringen, meine Mauer zum Einstürzen und mich zum Reden gebracht. Alles innerhalb einer Stunde. Ich hatte ihn angeschrien. Und er blieb. Hielt mich in seinen Armen, als wäre es das normalste auf der Welt. Für mich war es das aber nicht. Für mich war es etwas Besonderes und Ungewöhnliches. In dem Moment wusste ich, egal was ich tun würde, er würde nicht aufgeben. Er würde bei mir bleiben, mich nehmen so wie ich war. Er würde mich nicht mehr loslassen. Ich wusste, würde ich ihn von mir stoßen, würde es mich selbst zerbrechen und das kotzte mich an.
Mich kotzte dieser Gedanke an und mich kotzte es an, dass ich mich nach Halt suchend in sein T-Shirt krallte. Jedoch brauchte ich das, auch wenn ich es mir nicht eingestehen wollte.
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Wolves - The Mate
WerewolfSie - Adoptiert, ein Werwolf der von Menschen aufgezogen worden ist Er - zukünftiger Alpha seines Rudels und auf der Suche nach seiner Luna Zufällig treffen sich beide auf einem Internat rein für Werwölfe. Und ab diesen Tag werden ihre zwei Welten a...