23. Kapitel

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Mason (POV)

Frustriert fuhr ich mir durch das Gesicht. Sie ist so stur! Aber wahrscheinlich hätte ich mich auch geweigert etwas zu essen. Ich atmete tief ein und lief zum Schrank. Ich sollte Jeff sagen, dass Ash die Suppe nicht anrühren wird. „Jeff!" „Ja, Alpha" antwortete er schnell. Auf ihn war verlass, er antwortete immer gleich. „Ash wurde von der Suppe übel. Ich glaube, wir sollten es mit Tee oder so probieren" gab ich ihm bescheid. „Bin gleich da!" kam nur seine Antwort, bevor ich für Ash frische Kleidung aus dem Schrank holte.

Schweigend ging ich wieder zurück ins Badezimmer, wo meine Gefährtin immer noch am Boden saß. Ich legte die Sachen neben die Dusche und sah sie dann auffordernd an. „Du gehst jetzt duschen. Jeff bringt dir einen Tee. Den versuchst du dann zu trinken" gab ich leicht befehlerisch von mir. Ihr Blick war leer und ihre Augenfarbe blass. Sie blinzelte kurz und stand dann vorsichtig auf. Sie widerspricht nicht! Ihr muss es echt scheiße gehen! Als Ash wackelig einen Schritt von der Wand wegmachte, taumelte sie und knallte wieder zurück an die Wand, welche sie hinunter rutschte. Das wird so nichts!

Ich kniete mich zu ihr herunter und hob sie hoch. „Wir probieren vorher den Tee" murmelte ich und ging langsam mit ihr zurück ins Zimmer, wo Jeff stand und besorgt meine Mate musterte. Plötzlich hörte ich ein Knurren, weshalb ich hinunter sah. Ash sah sauer in die Ferne. „Anknurren brauchst du uns jetzt nicht" gab ich von mir, um sie zurück ins hier und jetzt zu holen. Sie blinzelte ein paar Mal und sah mich an. „Sorry" sagte sie nur, während ich sie ins Bett legte.

„Ich stelle dir den Tee hier her. Ich habe auch Zwieback mitgenommen. Sie sind geruchslos und..." „Ich weiß was Zwieback ist" unterbrach Ash den Rudelarzt, der nickte und wieder ging. Ash hatte sich aufgesetzt und griff gerade nach dem heißen Tee. Ich setzte mich neben sie und beobachtete schweigend ihre Bewegungen. Langsam nahm sie kleine Schlucke von dem heißen Getränk und seufzte dann zufrieden auf.

Zehn Minuten lang saßen wir schweigend am Bett. Sie trank den Tee und aß diese kleinen, viereckigen, harten Brotscheiben und ich beobachtete alles. Sie musste sich nicht mehr übergeben, was mir eine Last von den Schultern nahm. Werwölfe wurden nie krank oder waren so geschwächt. Nur bei Kindern kam das vor und wenn die Frauen schwanger waren. „Ich denken ich kann duschen gehen" versicherte sie mir, als sie aufstand. Jedoch sah sie mich nicht an. Ich konnte fühlen, wie sie ihre Mauer wieder aufbaute und mich auf Abstand hielt. Denn als ich ihr helfen wollte, drückte sie mich weg und schüttelte dabei nur den Kopf.

Mit langsamen Schritten verschwand meine Mate im Bad, während ich da saß und nicht wusste was passiert war. Ich war durcheinander, wusste nicht was ich tun sollte. Zuerst entführte mein Bruder sie und schwächte sie. Dann kam mein Vater, der alles noch schlimmer machte. Ich weiß nicht was ich tun soll! Ich muss hier raus!

Sofort sprang ich vom Bett und stürmte aus dem Zimmer, direkt in meine Schwester hinein. „Pass doch auf" zischte sie und rieb sich den Kopf. „Entschuldige" ich lief weiter. „Wo willst du hin?" fragte sie, ich stoppte jedoch nicht, sondern lief die Treppen weiter hinunter. „Zum See" antwortete ich nur und stürmte aus dem Rudelhaus. Ein paar Rudelmitglieder sahen mich verwirrt an, als ich an ihnen vorbei lief. Mit einem Sprung verwandelte ich mich in meine Wolfsgestalt und als ich wieder landete, legte ich gleich einen Sprint zu. Mike wird noch zu spüren bekommen, was er mir angetan hat! Niemand nimmt mir meine Mate weg und verletzt sie! Sie gehört mir! Schockiert über meinen Gedankengang stoppt ich urplötzlich, schlitterte jedoch ein paar Meter weiter. Sie gehört mir?! wiederholte ich verwirrt. Erst da wurde mir klar, dass mein Wolf an die Oberfläche kam. Niemals würde ich so denken. Ich schüttelte meinen Kopf und lief nun weiter. Genoss das Gefühl, wenn der Wind durch mein Fell strich und meine Pfoten über den Waldboden liefen.

Beim See wurde ich langsamer und starrte auf das blaue Wasser. Es ist so viel passiert. Ich blicke nicht mehr durch! Schnaubend schlug ich mit der Pfote auf den Boden und verwandelte mich dann wieder zurück. Mein Blick fiel auf den Stein, auf den ich dann zu steuerte um mich auf diesen zu setzten. Was habe ich nur falsch gemacht, dass alles so schief rennt!?

Ein knacken ließ mich hochschauen. Ich erkannte den weißen Wolf mit den roten Augen und blies die Luft heraus. Mein Blick wanderte wieder auf den See. „Auch schon fertig?" fragte ich, woraufhin ich im Augenwinkel beobachten konnte, wie sie erschrocken stehen blieb und sich zurück verwandelte. „Ja" antwortete sie mir knapp und setzte sich neben mich. „Du wirkst heute so angespannt. Hat es etwas mit mir zu tun?" fragte sie mich. Genervt seufzte ich und sah sie dann durchdringend an. „Mein Vater will dich tot sehen. Mein Bruder hatte dich entführt. Das alles bereitet mir Kopfzerbrechen, wie soll ich da nicht angespannt sein! Ich kann nicht ständig um dich sein und dich beschützen!" knurrte ich am Ende und sah wie sie leicht zusammen zuckte. „Ich habe nie von dir verlangt, dass du mich beschützt!" knurrte sie zurück und ich erkannte in ihren Augen Schmerz.

„Du nicht, aber die verdammte Mate-Verbindung!" schrie ich, als ich vom Stein wieder herunter sprang. Sie sprang ebenfalls herunter und sah mich wütend an. Unbewusst fing ich an mich vor ihr aufzubauen. „Erstens kann diese verdammte Bindung nicht so stark sein und zweitens, wenn es dir dabei so dreckig geht, dann such dir doch eine neue Luna!" brüllte sie und wischte sich grob über ihre Augen. Sie funkelte mich nochmal an bevor sie umdrehte und ging. „Manchmal frage ich mich wirklich, wie wir Mates sein können! Du bist schlimmer als ich!" brüllte ich und Ash blieb ruckartig stehen. „Vielleicht liegt es daran, dass du einfach meine bessere Hälfte bist" flüsterte sie und lief los. Jedoch konnte ich jedes einzelne Wort hören. Ich konnte hören, dass meine Worte sie verletzt hatten. „Fuck!" ich schlug gegen den Stein, nur um kurz darauf meine rötlichen Knöchel zu betrachten. Wütend verwandelte ich mich und lief ihr hinterher. Sie ist so stur! Soo... Argh!

Beim Rudelhaus ging ich wütend die Treppen hoch und zu unserer Zimmertür, die geschlossen war. Sauer trat ich sie auf und ging in das Zimmer. Ash saß im Bett und zog sich gerade ein Shirt über. „Renn nie wieder einfach so weg!" knurrte ich und schloss die Tür. Ich wollte sie nicht anbrüllen oder sonstiges, jedoch hatte mein Wolf die Überhand und gerade konnte ich nichts dagegen machen. „Ich kann tun und lassen was ich will" sagte sie ruhig und setzte sich an die Bettkante. „Könntest du so lieb sein und dir etwas anziehen?" fragte sie mich. Ich sah an mir herunter und ging dann zum Schrank, um mir eine Boxershorts und eine Jogginghose anzuziehen. „Kapierst du überhaupt etwas?! Ich mache mir ständig Sorgen um dich! Und du willst, dass ich mir etwas anziehe!? Verdammt Ash, ich will dich nicht irgendwann tot sehen!" knurrte ich, während ich mir frustriert durch die Haare fuhr. „Du weißt ganz genau, dass ich selbst auf mich aufpassen kann" lachte sie spöttisch.

Ich seufzte. Warum will sie mich nicht verstehen!? „Ash" ich seufzte erneut, „Ich liebe dich. Nicht nur weil wir Mates sind, sondern weil du so bist wie du bist. Deshalb will ich dich nicht verlieren. Ich könnte mir nicht vorstellen, eines Tages ohne dich zu leben" ich ging ein paar Schritte auf sie zu. Ihre wunderschönen Augen waren auf mich gerichtet. „Mir würde es fehlen, wie du mich anschnauzt und stur versuchst mir nicht zu verfallen. Mir würde deine sensible Art fehlen, die du mir gezeigt hast. Mir würden dein unwiderstehlicher Duft und deine Stimme fehlen. Ich kann einfach nicht zulassen, dass dich mein Vater oder sonst wer umbringt. Verstehst du?" ich kniete mich vor sie und schaute in ihre Augen, welche sich langsam mit Tränen füllten.

Sanft legte ich eine Hand an ihre Wange und strich die Träne weg, die langsam ihre Wange hinunter lief. „Wieso weinst du?" fragte ich und legte meine Stirn an ihre. Ich wollte ihre Nähe spüren, ihren Geruch einatmen und in mich aufnehmen. Sie schüttelte ihren Kopf, weshalb ich meine Lippen auf ihre drückte. Ich steckte meine Gefühle hinein, in der Hoffnung sie würde so mitbekommen, was sich in mir abspielt. Langsam löste ich mich wieder von ihr. „Bitte sei einfach nur vorsichtig" Sie sah mir in die Augen und nickte.

„Ich liebe dich Ash. Von ganzem Herzen" flüsterte ich, ihre Augen funkelten auf. „Ich liebe dich auch Mason" diesmal war es sie, die ihre Lippen auf meine drückte.

Wolves - The MateWo Geschichten leben. Entdecke jetzt