36. Kapitel

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Wild klopfte ich an der Tür. Die Tür wurde aufgerissen und ich blickte in kalte Augen. Ich konnte zwar spüren, dass sie sich freute, aber zeigen tat sie es nicht. „Pack deine Sachen. Und zwar alle!" sagte ich leicht befehlerisch und betrat ohne Einladung das Zimmer. „Du willst mich doch verarschen! Wieso sollte ich meine Sachen jetzt einpacken?!" fragte sie verwirrt, aber auch mit einer gewissen Distanz in ihrer Stimme. „Weil ich dich von hier wegbringe. Solange, bis sich die Situation geregelt hat" sagte ich und fing an ihre Klamotten in den Koffer zu schmeißen. „Woah! Stopp!" sie griff nach meinen Händen, weshalb ich sie ansah. „Und das entscheidest du einfach so für mich?! Ich bin doch kein Kind mehr! Außerdem..." sie stoppte sich selber und ließ meine Hände wieder los. „Außerdem?" fragend sah ich sie an. „Ich habe schon alles geregelt" sagte sie kleinlaut, dabei sah Ash mich kein einziges Mal an. Verwirrt hob ich eine Augenbraue. „Wie du hast es schon geregelt?" fragte ich nach. Ash sah mich endlich wieder an, doch bei ihrem Blick taumelte ich einen Schritt zurück. Es lag so viel Schmerz in ihren Augen, dass sich meine Brust zusammenzog.

„Ich habe einen Deal ausgehandelt. Ich verschwinde, dafür verfolgt er mich nicht und die anderen Rudel würden dich nicht angreifen" erklärte sie und ich glaubte mich verhört zu haben. „Du hast was?!" schrie ich schon und spürte wie mein Herz von Mal zu Mal brach. „Ich werde gehen, Mason. Das Alles hat mit meinem Auftauchen angefangen, also wird es mit meinem Verschwinden enden" sagte sie, doch ich konnte ihr nicht glauben. Ich konnte genau fühlen wie sehr sie das nicht wollte. Wie sehr es sie zerriss. Und wie es mich zerriss. „Nein! Es gibt eine andere Lösung!" brüllte ich, während sich meine Augen mit Tränen füllten. Ich konnte sie nicht verlieren. Ich durfte es nicht zulassen.

Ash schloss ihre Augen, atmete tief durch und sah mich wieder an. Ihr Blick ließ meine Adern gefrieren. Sie strahlte so eine Kälte aus. Eine Kälte die mich erschaudern ließ. „Du musst mich loslassen" sagte sie monoton, ging an mir vorbei und schnappte sich ihre Tasche. Loslassen?! „Wie soll ich dich loslassen?! Verdammt, Ash! Wir sind verbunden!" ich griff nach ihrer Hand. „Mach es nicht noch schwerer" nuschelte sie, aber ich konnte jedes Wort verstehen. „Ich werde dich nicht gehen lassen! Niemals!" sagte ich fest und zog sie an mich heran. „Ich liebe dich, Ashley. Ich kann dich nicht gehen lassen" hauchte ich, bevor ich meine Lippen an ihre presste. Eine Träne löste sich aus meinem Auge und ließ den Kuss etwas salzig schmecken. Jedoch war der Kuss nur einseitig. Ash erwiderte nicht und schubste mich nach kurzer Zeit wieder von sich. „Verstehst du es nicht?! DAS" dabei deutete sie zwischen uns, „Das darf einfach nicht sein" sagte sie, während sich ebenfalls Tränen aus ihren Augen lösten. „Also akzeptiere es. Wir gehören nicht zusammen" schluchzte sie, drehte sich um und ging. Ich wollte ihr hinterher, doch ich konnte mich nicht bewegen. Mein Herz fühlte sich so schwer an, während es in tausend Teile zerbrach. Ich hatte sie verloren und dass nur wegen meinem Vater.

Ich hatte das einzige verloren, dass mich endlich vervollständigte. Das einzige wonach ich mich verzerrte. Ich hatte mein Gegenstück verloren, obwohl die Bindung noch bestand, fühlte es sich so an, als würde sie nach und nach zerreißen.

Wie erstarrt starrte ich auf den Platz, an dem sie gerade noch gestanden hatte. Ihr Duft war immer noch in meiner Nase. Ich wusste nicht wirklich was gerade passiert war. Es war so, als wäre ich gar nicht anwesend gewesen. Ich schaute auf meine zitternden Hände und realisierte plötzlich was genau passiert war. Schnell drehte ich mich um und sprintete aus dem Zimmer, den Gang entlang und die Treppen hinunter.

Gerade als ich das Internat verließ, sah ich Ash einige Meter vor dem Kieselweg gehen. Sie darf nicht gehen! „ASHLEY!" brüllte ich über den gesamten Platz, während ich weiter auf sie zu lief. Erschrocken blieb sie stehen, aber drehte sich nicht um. Ihre Tasche fest umgriffen. „Ash!" schrie ich erneut und diesmal drehte sie sich zu mir um. Ihr Gesicht zeigte so viel Schmerz, als würde sie das Ganze hier eigentlich nicht wollen.

Bei ihr angekommen, sah sie mich verwirrt, wütend und zugleich verletzt an. „Geh nicht" hauchte ich. Ash wendete ihren Blick ab. „Aber ich muss. Du wolltest mich anscheinend sowieso irgendwo hinbringen" meinte sie, hatte dabei sogar recht. Ich wurde wütend, wütend auf mich selber. Ich wollte Ash zwar von hier weg bringen, aber jetzt wo sie von sich aus gehen wollte, konnte ich es nicht zulassen. „Ja, aber nur um dich in Sicherheit zu bringen" fing ich an und suchte nach ihrem Blick. Nach einem Funken Hoffnung, dass ich sie nicht endgültig verloren hatte. „Baby, ich kann nicht zulassen, dass du mich verlässt. Ich kann einfach nicht. Ich brauche dich" meine Stimme triefte nur so vor Schmerz. Endlich sah sie mich an. Mit glasigen Augen sah sie mich an. „Ich brauche dich doch auch" ihre Stimme zitterte, als würde sie versuchen ihre Gefühle zu unterdrücken. „Aber ich muss gehen. Es gibt keine andere Lösung" sie schüttelte leicht ihren Kopf. „Nein! Es gibt eine andere Lösung! Es muss einfach" schrie ich, wurde zum Ende hin aber wieder leiser. „Verlass mich nicht" mit leicht schmerzverzerrtem Blick sah ich sie an. „Mason" schluchzte sie. Sofort zog ich sie an meine Brust. Ash ließ ihre Tasche fallen und umschlang meinen Oberkörper. Fest drückte ich die Weißhaarige an mich. „Wir stehen das zusammen durch. Ich regle das mit den anderen Rudel und das mit meinem Vater bekommen wir auch hin. Zusammen" flüsterte ich gegen ihren Kopf. Kurz darauf spürte ich ein leichtes Nicken.

Eine Weile standen wir einfach so da, bis sie sich wieder von mir löste und ihre Tasche aufhob. Ich bekam Panik, als sie mich traurig anlächelte. Schnell packte ich ihre Hand. „Was hast du vor?" fragte ich. „Ich... ich finde es ist trotzdem besser, wenn ich gehe" flüsterte sie. Automatisch wurde mein Griff fester. „Ich verstehe das nicht. Gerade hast du mir doch noch zugestimmt!" verletzt sah ich sie an, wollte wissen was in ihr vorging, doch das einzige was ich fühlte war Schmerz. Schmerz der in beiden von uns nun tobte. „Ja. Weil ich weiß, dass wir zusammen alles schaffen können. Aber ich gehe nicht nur, um das Rudel, um dich zu schützen. Auch um herauszufinden was ich will, wer ich bin" erklärte sie mir, aber ich verstand nicht was sie da sagte. Wollte es nicht verstehen. „Wer du bist? Du bist Ashley Shadow! Du bist meine Mate, meine Luna! Du bist der wundervollste Mensch, den ich je kennenlernen durfte! Du bist einfach alles für mich" Tränen stiegen mir in die Augen. Ich hatte noch nie so viel Schmerz wie jetzt empfunden. Schmerz, Wut, Enttäuschung und Angst. Bevor Ash darauf antworten konnte, zog ich sie zu mir und presste meine Lippen auf ihre. Verlangend küsste ich sie. Presste ihren Körper an meinen. Bis ich umhüllt von ihrem Geruch und ihrer Wärme war. Immer wieder küsste ich sie und immer wieder erwiderte sie voller Schmerz diesen Kuss.

Ich löste mich von ihr und lehnte meine Stirn an ihre. Meine Augen waren noch geschlossen. „Ich lasse dich nicht gehen. Es ist mir egal ob ich egoistisch bin oder sonst was. Du gehörst zu mir und da sollst du auch sein" hauchte ich, bis ich plötzlich ihre kalten Hände an meinen Wangen spürte. Ich öffnete meine Augen und blickte direkt in ihre rot-blauen. „Es tut mir leid" schluchzte sie, doch ich schüttelte den Kopf. Sanft legte ich meine Hände an ihre. „Verlass mich nur nicht. Alles andere kriegen wir schon hin" sagte ich fest. „Okay" hauchte sie. „Ich liebe dich"

Wolves - The MateWo Geschichten leben. Entdecke jetzt