41. Kapitel

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Ashley (POV)

„Aufwachen Prinzessin!" Ich zuckte zusammen, als ich seine Stimme hörte. Aber ich hob meinen Kopf nicht, hörte nur wie er langsam auf mich zu kam. „Mach Daddy nicht sauer. Schau mich an!" knurrte er, packte mein Kiefer und zwang mich ihn anzusehen. Fies grinste er. Ich wusste nicht wie lange ich schon hier war. Ich hatte jegliches Zeitgefühl verloren und die Hoffnung aufgegeben, dass Mason mich finden würde.

„Was mach ich nur mit dir? Irgendwie stirbst du nicht, aber ich will dich auch leiden sehen" sprach er, schien aber mit sich selbst zu sprechen. Ich jedenfalls gab keine Antwort, sah ihn nur aus emotionslosen Augen an. Ich wusste mittlerweile nicht mehr, was Liams Ziel war. Er hasste Shadows und tat genau das, was sie mit ihren Mitgliedern getrieben hatten. Ob es Rache oder einfache Selbstbefriedigung war wusste ich nicht. Ich wollte einfach, dass es aufhörte. Mich der Dunkelheit geben und nie wieder aufwachen, aber irgendetwas hielt mich davon ab.

Aus unerklärlichen Gründen fing ich an zu grinsen. „Du bist echt erbärmlich" gab ich mit kratziger Stimme von mir. „Was hast du gesagt?" fragte er wütend. Seine ekelhafte, spielerische Art war verschwunden. „Du bist erbärmlich. Du weißt nicht einmal ob du mich am Leben lässt oder tötest. Du verabscheust die Shadows und wendest genau deren Methoden an. Du bist wohl ziemlich tief gesunken" sagte ich, während sein Blick immer düsterer wurde. „Du kleine Schlampe!" knurrte er, holte aus und schlug mich, dabei biss ich mir so auf die Zunge, dass diese nun blutete und brannte. Aber ich bekam den Schmerz kaum mit, mein Körper war irgendwie taub. „Du hast wohl noch nicht genug" stellte er fest. Nicht genug? Mit einem Mal verfiel ich in Gelächter. Er schnaubte, verließ aber den Raum. Mein Lachen verstummte wieder. Ich ließ meinen Kopf wieder hängen und starrte auf den Boden, welcher unter mir war. Wie gern ich diesen Boden berühren möchte! Sehnsüchtig starrte ich den grauen Betonboden an.

Liam hatte mich vor einiger Zeit an die Wand gehängt, damit er besser an meinen Körper ran kommen konnte. Ich wollte gar nicht wissen wie ich aussah. Auch er berührte mich, so wie dieser Night-Alpha. Aber noch niemals hatte er seinen Schwanz in mich gedrängt, denn es gab unter Mates einen Kodex. War man mal mit jemanden verbunden, ist Sex mit jemand anderen ein Vertragsbruch. Wieso das so war, hatte ich noch nie verstanden. Aber es musste etwas Wichtiges sein, sonst würde selbst Liam sich nicht daran halten.

Der Boden unter meinen Füßen war rot. Rot von meinem Blut. Plötzlich wurde die Tür wieder aufgerissen. Ich blickte hoch zu Liam, der ziemlich wütend schien. „Ich habe es mir anders überlegt" sagte er nur, ließ mich von der Wand herunter, fesselte meine Hände hinter meinen Rücken und knallte mich gegen den Tisch. „Eigentlich ist es ja schade um dich. Du bist ein ziemlich hübsches Ding, aber ich muss dich los werden" sagte er, während er nach irgendetwas suchte. Ich bewegte mich nicht. „Warum los werden?" fragte ich mit zittriger Stimme. So war es immer, wenn er nur vor mir stand provozierte ich ihn, aber wenn ich wusste, er würde mir gleich etwas antun zitterte meine Stimme unaufhörlich. Es war wie, als hätte ich eine gespaltene Persönlichkeit entwickelt.

„Sie suchen dich. Wochenlang war Ruhe und auf einmal kommen sie immer näher" knurrte er. Ich weitete meine Augen. Sie suchen mich?! Mason sucht mich!? Ein kleines Lächeln schlich sich auf meine Lippen, welches durch einen lauten Schrei wieder verschwand. Liam hatte sich die Peitsche geschnappt und mit voller Wucht auf mich eingeschlagen. Ich spürte wie die Wunden wieder aufplatzten. Aber nicht nur mein Rücken war davon betroffen, er traf auch meine Arme. Ich spürte wie das Leder in meine Haut drang und somit die gesamte Haut aufriss. Das warme Blut lief von meinem Rücken über meinen Hintern, meine Beine hinunter und hinterließ eine Pfütze an meinen Füßen.

„Werst du nur kein Shadow, Ashley. Dann wäre das alles nicht nötig" raunte er in mein Ohr, bevor er darüber leckte und ich mich vor Ekel schauderte. Ich spürte wie seine Finger über meine nackte Haut strichen zu meinen Brüsten. „Du hast so einen schönen Körper. Eigentlich echt schade diesen zu verschwenden" raunte er weiter, während ich einfach nur in die Leere starrte. Seine Hand entfernte sich von meinen Brüsten und griff nach einem Messer. Sein Körper entfernte sich von meinen, bis ein erneuter Schlag auf meinen Rücken eintraf und ich laut aufschrie. „Stirb endlich!" brüllte er und schlug ohne Pause auf meinen Rücken ein. Immer wieder schrie ich auf. Das war aber auch die einzige Reaktion, die er bekam. Ich vergoss keine Träne, einfach weil ich keine Kraft dazu hatte. Selbst meine Schreie verstummten nach der Zeit. Er jedoch hörte nicht auf, warum er das Messer genommen hatte wusste ich nicht.

Plötzlich wurde ich umgedreht. „Schrei! Schrei bis dich der Tod holt!" knurrte er, während seine Augen mich anfunkelten. Er hatte gefallen daran mich zu foltern. Das hatte ich schon am ersten Tag bemerkt, aber jetzt war dieses Funkeln stärker, präsenter. Als wollte er es endlich hinter sich lassen. Leicht strich er mit der Klinge über meine Haut. Er setzte an meinem Schlüsselbein ab und fuhr eine Spur zwischen meinen Brüsten, hinunter zu meinem Bauch. Ich zitterte nicht. Ich weinte oder flehte nicht. Ich sah ihm nur stumm in die Augen. Ich hatte keine Angst vor Liam, obwohl jeder normale Mensch Angst hätte. Ich hatte nur Angst vor dem was er mit mir machte.

Liam setzte die Spitze der Messerklinge an meinen Bauch und drückte leicht zu. Schon fing ich an zu bluten, nur ganz leicht. Aber selbst da zeigte ich keine Reaktion. Es tat zwar weh, aber es war im Gegensatz zu den Peitsch Schlägen noch ertragbar. Ein dreckiges Grinsen schlich sich auf die Lippen von Masons Vater. „Stirb für mich Shadow-Wölfin" hauchte er und wollte das Messer in mich rein rammen, doch in dem Moment wurde die Tür aufgerissen und Liam von mir gestoßen. Perplex starrte ich auf Jackson, der vor mir stand und mich mit großen Augen anstarrte. Es wirkte als wäre er erstarrt. Ich spürte wie jemand die Fesseln von meinen Händen losmachte und im nächsten Moment Alex neben Jackson stand. „Scheiße, wenn das Mason sieht" Alex verzog das Gesicht, bevor er sich wegdrehte. „Jackson!" zischte Leon, welcher Jack zur Seite schubste und mir seinen Hoodie überzog. „Ash? Kannst du mich hören?" fragte Leon mich besorgt. Langsam blickte ich in seine Augen. „Wo ist Mason?" hauchte ich nur. Schuldig biss er sich auf seine Lippe. „Das ist kompliziert. Lass uns hier erstmal weg" Leon hob mich auf seine Arme und trug mich aus dem spärlich beleuchteten Raum.

Was mit Liam geschah war mir egal. Ich lebte noch, auch wenn ich innerlich schon längst am Sterben war. Ich wurde gefunden und nun von diesem Ort weggebracht. Wir liefen irgendwelche Treppen hoch und an ohnmächtige Wölfe vorbei. „Wie habt ihr mich gefunden?" krächzte ich. „Wir haben jedes Eck abgesucht, bis Alex deine Fährte aufnehmen konnte. Ihr sind wir dann gefolgt" erklärte mir Leon, der das Haus nun verließ. Hinter uns waren Jackson, Alex und ein paar der Rudel-Krieger. „Wie lange war ich weg?" fragte ich. Leon blickte zu mir herunter. Seine fast schwarzen Augen sahen mich schuldig an. „Fast einen Monat" hauchte er. „Es tut mir leid, dass wir dich nicht früher gefunden haben, Luna" entschuldigte er sich, doch ich schüttelte den Kopf und lehnte meinen Kopf an seine Brust. Ich war müde und erschöpft. Ich schloss meine Augen und vertraute voll und ganz auf Leon, denn nun war ich sicher.

Wolves - The MateWo Geschichten leben. Entdecke jetzt