46. Kapitel

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Scheiße! Gereizt strubbelte ich durch meine Haare, während mein Blick auf dem Prüfungsbogen vor mir haftete. Es war unsere letzte Prüfung, und zwar die Mathe-Prüfung. Ich hatte schon immer eine Mathe-Schwäche. Die ganzen Zahlen und Formeln, ich verstand sie nicht. Einfach weil ich nicht wusste, wofür ich das Zeug brauchen würde.

Scheiße! Ich hab das doch 1000 Mal geübt. Mason hat mir das doch auch Millionenfach erklärt! Frustriert ließ ich meinen Kopf auf die Tischplatte fallen und sah mich um. Jeder starrte konzentriert auf seinen Prüfungsbogen. Ich seufzte und blickte aus dem Fenster. Die Sonne schien, nur wenige Wolken waren am Himmel und es war eigentlich angenehm warm. Kein Wunder, wenn es mittlerweile Mitte Juni war. In zweieinhalb Wochen würden wir unseren Abschluss kriegen, sofern man alle Prüfungen bestanden hatte. Die geplante Klassenfahrt hatte ich verpasst gehabt, aber das war mir egal. Ich musste nicht unbedingt dort mit. Ich atmete tief durch und blickte wieder auf den Prüfungsbogen, bevor ich mit einer anderen Nummer weiter machte.

Nach gefühlt einer Stunde war ich mit den Nummern fertig, bis auf die eine, die ich so gar nicht verstand. Die ersten hatten sogar schon abgegeben, obwohl wir noch 15 Minuten hatten. Scheiße! Was mache ich jetzt nur? Eigentlich widerstrebte es mir, aber ich aktivierte den Mind-Link zu Mason. „Mason?" fragte ich und wartete etwas, dabei überlegte ich weiter. „Baby, ich kann gerade nicht. Hast du nicht eigentlich die Mathe-Prüfung?" fragte er leicht gestresst. Ich schluckte. Ob das eine so gute Idee war? „Ja, ich bin auch fast fertig. Aber da ist die eine Nummer und-." „Und du denkst ich helfe dir beim Schummeln?" unterbrach er mich gleich. Leise schnaubte ich. Er hatte Recht. Ich sollte es einfach lassen. „Wie lautet die Nummer?" fragte er plötzlich. Verwirrt blickte ich auf den Prüfungsbogen. „Du hilfst mir trotzdem?" fragte ich skeptisch. „Ja, schließlich will ich nicht, dass mein Engel durchfliegt. Aber das wird Konsequenzen haben" brummte er in meinem Kopf. Ich schaute auf, bevor ich mein Handy zückte und meinem Mate die Nummer schickte.

Ich blickte auf die Uhr. Noch fünf Minuten. Nervös spielte ich mit meinem Stift. Gleichzeitig wippte ich mit meinem Bein. „Ich habe dir die Antwort geschickt" hörte ich ihn irgendwann. Schnell öffnete ich das Bild und schrieb unauffällig die Lösung ab. „Danke" Doch darauf kam keine Antwort mehr. Schnell überprüfte ich alles noch einmal, bevor ich aufstand und den Prüfungsbogen abgab. Erleichtert, dass das nun endlich vorbei war, verließ ich die Klasse, wo Ella bereits auf mich wartete.

„Und?" fragte sie gleich, weshalb ich kurz schnaubte. „Ich hasse Mathe. Egal wie viel ich lerne, irgendetwas vergesse ich trotzdem" meckerte ich. Ella grinste nur wissend. „Du hast Mason gefragt" sagte sie locker. „Klar, schrei es noch lauter" zischte ich, woraufhin sie nur kicherte. Kurz darauf kamen Allison und Lacy aus der Klasse. „Boah! Endlich ist es vorbei!" meinte Allison erleichtert, weshalb ich schmunzelte. Ella und Lacy kicherten nur. Zusammen gingen wir los und blieben dann vor einem anderen Klassenraum stehen. Wir warteten auf Alex, da er heute seine Geschichte-Prüfung hatte.

Lange mussten wir nicht warten, da öffnete sich die Türe und ein zufrieden aussehender Alex kam auf uns zu. „Mädels, den Abschluss habe ich so gut wie in der Tasche!" grinste er selbstsicher. „Na dann ist ja gut, Idiot" Ella sah ihn kurz warnend an, lachte aber dann. „Wie war Mathe bei euch?" fragte Alex nach, während wir uns nun auf den Weg zum Speisesaal machten. „So wie du gesagt hast. Ich glaube aber, dass sie ein paar Nummern geändert haben" erzählte Ella ihrem Gefährten, der sie nachdenklich ansah. „War ja klar, dass sie etwas ändern" brummte er, lachte daraufhin aber wieder.

Gedankenverloren folgte ich der Truppe. Seit Liam mich entführt hatte und Leon mich befreit hatte, hatte ich den ehemaligen Alpha weder gesehen noch irgendwo gerochen. Selbst der Möchte-Gern-Alpha vom Night-Rudel war Spurlos verschwunden. Das Rudel selbst war noch da, aber lebte in Unruhe. Die Entführung machte mir immer noch zu schaffen. Ich hatte Alpträume. Träume die mich oft Nachts wach hielten. Auch hatte ich mich in mich selbst zurück gezogen. Ich wurde ruhiger und wieder distanzierter. Es war zu viel passiert, weshalb ich froh war, dass die anderen mich versuchten abzulenken. Auch das Lernen für die Prüfungen brachten mich auf andere Gedanken. Doch jetzt waren sie vorbei und jeder sprach nur noch von dem bevorstehendem Abschlussball.

Ich seufzte. Ich sehnte mich irgendwie nach Berührungen. Nach sanfte und angenehme, aber irgendetwas blockierte mich. Seit der Entführung hatten Mason und ich einmal miteinander geschlafen. Danach hatten wir uns für eine Woche nicht annähernd berührt. Es war uns wohl beiden dann doch zu viel gewesen. Ich verstand immer noch nicht, wie sich meine Verletzungen auf ihn übertragen hatten. Aber das verstand vermutlich keiner. Ich war nur froh, dass die Wunden die Liam mir zugefügt hatte, mittlerweile verheilt waren. Ich hatte zwar Narben, aber die bemerkte man kaum, wenn man nicht genau hinsah.

„Ash!" Ich zuckte zusammen und starrte in vier besorgte Gesichter. Ella kam auf mich zu. „Alles in Ordnung, Süße?" fragte sie und wischte mit ihrem Daumen über meine Wange. Ich zuckte weg, dabei merkte ich, dass meine Wangen feucht waren. Verwirrt griff ich in mein Gesicht. Wann habe ich angefangen zu weinen?! „Geht ihr schonmal vor" wendete Ella sich zu den anderen, die nickten und uns alleine ließen. Währenddessen wischte ich mir über meine Augen. „Geht es dir gut?" fragte Ella erneut. Stumm blickte ich in ihre grünen Augen. „Ja, ich war nur wieder in Gedanken" gab ich monoton von mir und lief an ihr vorbei. „Wenn etwas ist, sag mir Bescheid" Ella kam mir hinterher. „Mhmm" machte ich nur und lief auf den Tisch zu. Ich redete ungern über meine Probleme. Nur mit Mason, aber auch nur, wenn er fühlte, dass es mich richtig bedrückte. Man könnte sagen, dass ich zum Problemkind oder so wurde. Ständig hatte ich jemanden um mich. Ständig wurde ich genau im Blick behalten. Ich hatte sogar angefangen mit Jack und Leon zu trainieren, weil Mason meinte ich sollte mich richtig wehren können. Am Anfang fand ich die Idee unnötig, aber ich habe ziemlich schnell gefallen an Kickboxen bekommen. Außerdem hatte mich das abgelenkt und ich konnte meine angestauten Gefühle rauslassen, wenn ich darüber nicht reden wollte.

„Wann fahren wir?" fragte ich nur, als ich mich zu den anderen setzte. „Um drei" sagte Alex, bevor er sich eine Gabel seiner Spaghetti in den Mund schaufelte. Ich seufzte und fing an die Schüler zu beobachten, bis mein Blick auf Jenny fiel. Ich ballte meine Hände zu Fäusten, als ich mich daran erinnerte, was Liam mir über sie gesagt hatte. Jedes Mal schoss mir dieser Satz in den Kopf, wenn ich sie sah. Sie war schuld daran, dass Liam hier aufgetaucht war und dass Mason und ich so viele Probleme hatten. Es war alles ihre Schuld. Ich hatte schon ein paar Mal versucht auf sie loszugehen, doch Alex und ein paar Lehrer hatten mich davon abgehalten. Es war ein Wunder, dass ich nicht suspendiert wurde.

Ich ließ meinen Blick weiter schweifen. Ich bin so froh, wenn ich nie wieder hier her muss!

Wolves - The MateWo Geschichten leben. Entdecke jetzt