Kapitel 1

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𐤟Julia𐤟

Ich öffne die Tür, die in die Kinderkrippe führt. Mich empfängt Kinderlachen. Ein bisschen wie auf der Pediatrie denke ich und muss schmunzeln. Ich schaue mich um und halte nach einer Erzieherin Ausschau. Irgendwo hier muss doch Susi sein. Leyla hat sie mir vorhin kurz beschrieben, aber in dem ganzen Gewusel kann ich sie nicht ausmachen. "Kann ich ihnen helfen?" fragt mich jemand hinter mir. Schwungvoll drehe ich mich um und blicke einer jungen Frau, die ihre braunen langen Haare unordentlich zu einem Knoten hochgebunden hat, in die Augen. "Eh ja, sehr gerne. Ich suche Raya." antworte ich ihr. Ihr fragender Gesichtsausdruck hällt sich auf. "Ach, dann sind sie Julia. Freut mich. Ich bin Susi." strahlend streckt sie mir ihre Hand entgegen. Ich ergereife sie und schüttel sie kurz. "Julia..." erwider ich. Susi deutet mir ihr zu folgen. Während wir zu einem der Räume laufen erzählt sie mir, dass Leyla vorhin schon Bescheid gesagt und mich angekündigt hat. Ich erkenne Raya schon von Weitem. Sie liegt mit einem etwas älteren Jungen auf einer Decke. Ich gehe auf sie zu und knie mich neben sie. "Hallo Raya." begrüße ich sie. "Deine Mama und dein Papa müssen beide heute Abend arbeiten, aber ich glaube wir beide kriegen das auch ganz gut ohne sie hin." mit großen Augen schaut sie mich an. Ich hebe sie hoch und nehme sie auf den Arm. "Der Kinderwagen steht vorne am Eingang." erklärt Susi mir. Ich nicke "Vielen Dank." ich winke Susi zu und mache mich mit Raya auf dem Arm auf den Weg zum Ausgang. Ich finde den Kinderwagen von Ben und Leyla und lege die Kleine behutsam hinein. "Jetzt gehen wir nach Hause." erkläre ich ihr.
Die Krippe befindet sich nur ein paar Minuten Fußweg von der Sherbeck Wohnung entfernt. In der Wohnung angekommen ziehe ich mir und Raya erstmal die Jacken aus. "Ich glaube wir müssen mal deine Windel wechseln." stelle ich laut fest, als ich Raya auf den Arm nehme. Ich gehe zum Wickeltisch und lege sie ab.
    "Und das wars" sage ich zu ihr als ich den
Klebeverschluss der Windel schließe. Raya hat alles friedlich über sich ergehen lassen. Sie fängt an zu strampeln, was mich zum Lachen bringt. "Ja Beinfreiheit ist schon was tolles ne." Wie als hätte sie mich verstanden tritt ein breites Lachen auf ihr Gesicht. Ich kann dem nicht widerstehen und pruste ihr einen Kuss auf den nackten Bauch. Lautes Babylachen hallt durch die Wohnung. Nachdem ich das noch ein paar Mal wiederholt habe ziehe ich sie wieder an und bringe sie ins Bett. Ich summe leise ein Schlaflied vor mich hin und schaue ihr dabei zu wie sie langsam in das Reich der Träume verschwindet.
Ihre kleinen Kulleraugen werden allmählich schwer und fallen zu. Sie kann sich nicht mehr gegen die Müdigkeit währen, die sich in ihrem Körper ausbreitet. Ich höre auf ihre ruhigen und gleichmäßigen Atemzüge. In mir breitet sich Sehnsucht aus. Wie gerne würde ich auch so ein kleines Wesen bei mir haben. Ein paar Minuten verweile ich noch neben dem Babybett, stehe dann aber auf und schließe die Tür leise hinter mir.

And the chaos within me found balance Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt