And the chaos within me found balance

Kapitel 2

𐤟Julia𐤟

Ich werfe einen Blick auf die Uhr und erschrecke. Schnell trinke ich meinen Kaffee aus und stelle die Tasse ins Spülbecken. Nachdem Leyla gestern Abend recht spät nach Hause kam, habe ich heute beschlossen etwas länger zu schlafen, was mir jetzt zum Verhängnis wird. Ich werfe im Vorbeigehen einen Blick in den Spiegel und schnappe mir dann meine Handtasche und die Schlüssel. Kurz darauf parke ich mein Auto vor dem Johannes Thal Klinikum. Ich steige aus und betrete die Klinik. Mein Arbeitsplan für heute ist straff durchgetaktet. Es stehen viele Termine für das Kinderwunschzentrum an. Auf direktem Weg laufe ich dorthin und ziehe mir erstmal meinen Kasak an. Ich schaue auf meinen Terminplaner. In fünf Minuten muss ich ein Beratungsgespräch mit einem Paar führen. Kurz darauf klopft es an der Tür. Ich öffne sie und begrüße die beiden.
"Wie lange haben sie den Kinderwunsch denn schon?" frage ich die beiden gerade, als mein Handy beginnt zu klingeln. Ich werfe einen Blick darauf. Kreißsaal, stelle ich fest. Ich werfe dem Ehepaar einen entschuldigenden Blick zu und nehme das Telefonat an. "Julia Berger" melde ich mich. Ich höre dem Anrufer zu und stehe dann eilig auf. "Es tut mir Leid" sage ich zu dem Paar "Ich werde im Kreißsaal gebraucht. Wir holen den Termin nach. Die Nummer des Kinderwunschzentrums haben Sie ja." Das Ehepaar nickt. "Alles Gute" ruft der Mann mir noch zu. "Ich werde es ausrichten." antworte ich und verschwinde aus der Tür.
Auf der Kinderstation angekommen eile ich in Richtung der Geburtsräume. Mich hat ein Mann angerufen, der wohl neu als Entbindungspfleger am Jtk ist. Die Geburt war eigentlich ohne einen Arzt geplant, aber das Kind tat es sich anscheinend etwas schwer auf die Welt zu kommen, weshalb ich jetzt dazu gerufen worden war. Am Eingang des Kreißsaals desinfiziere ich mir schnell meine Hände, ziehe mir den Kittel aus und öffne langsam die Tür. Der Mann, der mich vermutlich angerufen hat kommt auf mich zu. "Lennart Böhm" stellt er sich vor. "Ich bin neu hier am Jtk." bestätigt er dann meine Vermutung. Er erklärt mir, weshalb er mich angerufen hat und ich erkenne die Lage schnell. Die Herztöne des Kindes sind ab und zu abgeschwacht und die Mutter, auf die ich jetzt zu gehe, hat seit einer Weile keine Wehen mehr. Beunruhigt schaut sie mich an. "Julia Berger" stelle ich mich kurz und knapp vor. "Ich werde ihnen jetzt einen Zugang legen müssen, durch den wir dann Oxytocin, ein Wehenförderndes Mittel in ihren Körper einführen können." Sie nickt und greift nach der Hand ihres Mannes, der aufgeregt neben ihr sitzt. Ich will gerade alles nötige Besorgen, da hält mir Herr Böhm schon alles entgegen. Erstaunt lächel ich ihn an. "Gerngeschehen" bringt er fast lautlos über die Lippen. Ich nehme ihm die Materialien ab und lege der Patientin den Zugang. Als ich gerade nach der Spritze mit dem Hormon greifen will kommt Herr Böhm mir zuvor und reicht sie mir. Sein Blick streift meinen. Ich stelle fest, wie tiefblau die Farbe seiner Augen ist. Verwirrt über diesen Gedanken schüttel ich den Kopf und wende mich der Patientin zu.