Kapitel 1

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Amandas Sicht:

Ich hörte Schritte. Sie hörten sich schleppend an. Dann war es auf einmal wieder still. Ich setzte mich aufrecht hin.
Nicht schon wieder so eine Nacht, dachte ich und stand langsam auf.
Ich lief zu meinem kleinen Schrank, in dem ich alles wichtige aufbewahrte, was nicht gerade viel war.
Ich kramte in dem Schrank, bis ich fand, wonach ich gesucht hatte.
Ich nahm den Verbandskasten und legte ihn vor mir auf den Boden. Dann nahm ich noch meinen Dolch. Es war ein Erbstück meines Großvaters. Sonderlich toll sah er nicht aus und besonders war er auch nicht, doch mir bedeutete er sehr viel. Ich fuhr mit einem Finger die kleinen eingravierten Sätze nach.

Se paya.
Elfenau nes luyus Warn.
Lu sene lorcia est.

Ich wusste bis heute nicht was sie bedeuteten.
Ich schloss meine Hand um den Griff und spürte, wie das Adrenalin durch meine Adern schoss.
Ich machte vorsichtig einen Schritt in Richtung Tür.
Die Schritte kamen näher.
Ich schloss meine Hand noch fester um den Griff des Dolchs, sodass meine Knöchel weiß wurden.
Dann kam jemand um die Ecke und ich stürzte mich auf ihn.
Als er am Boden lag, setzte ich mich auf seinen Rücken, hielt ihm die Hände mit meiner einen Hand zusammen und mit der anderen setzte ich ihm mein Messer an die Kehle.
Dieser lachte nur und sagte: "Wie ich sehe, hat sich dein Training ausgezahlt."
Jetzt schaute ich ihn mir genauer an.
Er hatte blonde Haare, die ihm bis zum Kinn gingen. Er war sehr muskulös und hätte sich mir mit Leichtigkeit entziehen können. Doch er tat es nicht. Er tat nichts der Gleichen. Er wehrte sich noch nicht einmal. Er lag nur da und wartete darauf, dass es in meinem Kopf *klick* machte und ich ihn losließ.
Und genau so passierte es dann auch. Bei mir im Gehirn legte sich endlich mit einem lauten *klick* der Schalter um und ich nahm den Dolch von seinem Hals.
"Hat aber ganz schön lange gedauert. Viel länger hätte ich nicht gewartet", sagte der Blonde keuchend.
Ich stieg entgültig von ihm runter. Inzwischen war es mir sogar ziehmlich unangenehm, dass ich ihn so überrumpelt hatte, denn vor mir saß mein bester Freund. Er hatte mir alle Kampftechniken beigebracht die ich wissen musste und in der ersten Zeit auch immer Essen gebracht. Inzwischen hatte er jedoch schon Mühe sich selbst zu ernähren. Und das sah man ihm auch an. Er war zwar durchtrainiert aber dennoch sah man seine Rippen deutlich unter seinem Shirt hervorstechen.
Er trug ein braunes T-shirt und eine rot gemusterte Hose. Sein Gesichtsausdruck sah gequält aus.
Warte mal! Er besaß, soweit ich das wusste keine rote Hose.
Ich schaute mir seine Beine genauer an. Erst jetzt fiel mir auf, dass er eine ziehmlich tiefe Wunde in seinem linken Oberschenkel hatte.
Und die Hose war nicht rot sondern schwarz. Seine schwarze Hose erschien durch das ganze Blut so rot.
Was war nur mit ihm passiert.
"Was hast du denn gemacht?", fragte ich ihn entsetzt.
"Ist ne lange Geschichte.", andwortete er mir. Doch damit gab ich mich noch nicht geschlagen.
"Setz dich auf mein Bett und ich mach dir einen Verband um die Wunde während du mir erzählst was passiert ist, okay?", fragte ich ihn und half ihm beim Aufstehen. Mit meiner Hilfe humpelte er zu meinem Bett. Dann hob ich den Verbandskasten vom Boden auf und versorgte sein Bein während er anfing zu erzählen.

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