Kapitel 25
Yvonne schloss die Augen und versuchte die Stimmung im Studio einzufangen, in sich aufzusaugen und für immer in Erinnerung zu behalten. Das Gefühl des Tanzparketts unter ihren Füßen, das euphorische Klatschen des Publikums, die freudige Spannung, die in der Luft lag. Die letzte Show, das Finale der diesjährigen Staffel von Let's Dance war bereits in vollem Gange und die Tänzerin genoss jede einzelne Sekunde. Sie wünschte sich fast, die Zeit würde sich verlangsamen, so dass sie jeden Moment bis ins letzte Detail auskosten konnte. Doch wie so oft war die Zeit gegen sie und schien nur so zu rennen, die kostbaren Augenblicke gemeinsam mit Steff auf der Bühne rannen ihr förmlich durch die Finger. Die Beiden waren mit einem etwas mulmigen Gefühl in den Abend gestartet, denn natürlich hatte die Jury sich dafür entschieden, dass sie von ihnen nochmal genau den Tanz sehen wollten, mit dem sie in dieser Staffel am wenigsten überzeugt hatten. Der Jive. Der Tanz, der für sie vor einigen Wochen das vorübergehende Aus bedeutet hatte. Der Tanz, der so viel kaputt gemacht hatte und Erinnerungen an all das weckte, was fast zerstört worden wäre, noch bevor es richtig begonnen hatte. Natürlich, der Tanz stand in diesem Fall nur sinnbildlich für all die unausgesprochenen Dinge, die Missverständnisse, die Fehler, die zwischen Steff und Yvonne gestanden hatten, und trotzdem hatten die Beiden Schwierigkeiten gehabt, die Gedanken daran im Training abzuschütteln. Doch im Laufe der Zeit hatte es ihnen vor allem gezeigt, wie weit sie gekommen waren, wie vertraut sie inzwischen miteinander waren, wie sehr sich ihre Einstellung zueinander geändert hatte – und genau das hatte sich dann auch auf dem Tanzparkett widergespiegelt. Wo zuvor eine angespannte Schwere gewesen war, waren jetzt entspannte, ja fast schon leichtfüßig wirkende Bewegungen. Die Zögerlichkeit, die Unsicherheit, die so oft zwischen ihnen geherrscht hatte, war vollständig verschwunden. Stattdessen hatte eine wortlose Vertrautheit ihren Platz eingenommen. Ihr Jive war plötzlich locker und rhythmisch gewesen und absolut kein Vergleich mehr zu dem, was sie noch vor einigen Wochen der Jury präsentiert hatten. Es war ihnen Beiden anzusehen gewesen, was für ein großer Stein ihnen vom Herzen gefallen war, als das Publikum sich dieses Mal nach ihrem Tanz von ihren Stühlen erhoben hatte, und alle drei Juroren ohne großes Zögern die Kelle mit der 10 in die Höhe gestreckt hatten. Diesem ersten sehr emotionalen Moment folgte dann direkt ein weiterer. Der Lieblingstanz. Die Beiden waren sich von Anfang an einig gewesen, dass sie nochmal den Contemorary tanzen würden, den Tanz, den Steff genutzt hatte, um sich bei ihren Jungs für all das was sie über die Jahre hinweg gemeinsam durchgestanden hatten, zu bedanken. Der Tanz hatte Yvonne fast genau so sehr getroffen wie beim ersten Mal, und als sie jetzt darauf wartete, dass der Applaus des Publikums verklang, konnte sie in Steffs Gesicht lesen, dass es ihr nicht anders ging. In ihren Augen glitzerten wieder Tränen der Rührung. Dieses Mal allerdings, hatte sie ihren Blick fest auf eine Stelle im Publikum geheftet. Eine Stelle, an der drei Männer von ihren Stühlen aufgesprungen waren und johlend in ihre Hände klatschten. Natürlich hatten Thomas, Nowi und Hannes es sich nicht nehmen lassen, zum Finale selbst ins Studio zu kommen. Selbst auf die Entfernung konnte Yvonne sehen, wie auch Nowi sich unauffällig eine Träne aus dem Augenwinkel wischte und als Daniel schließlich zu ihnen aufs Parkett kam und die Jungs lautstark dazu aufforderte, ihnen doch hier vorne Gesellschaft zu leisten, ließen die Drei sich nicht mehr lange bitten. Sie bahnten sich ihren Weg durch das Publikum, liefen mit schnellen Schritten an den Kameramännern vorbei, geradewegs aufs Tanzparkett. Als sie wenige Sekunden später nicht nur Steff, sondern auch Yvonne ohne zu zögern in eine feste Gruppenumarmung zogen, hatte Yvonne dann selbst mit den Tränen zu kämpfen. Niemals hätte sie damit gerechnet, dass nicht nur Steff, sondern auch die Jungs für sie in so kurzer Zeit zu einem so wichtigen Teil ihres Lebens werden würden. So standen sie für einen kurzen Moment zu fünft, Arm in Arm, bis Daniel sich räusperte und sie sich für die Punktevergabe gezwungenermaßen wieder voneinander lösten. Nachdem sie wenig später auch für diesen Tanz ihre wohlverdienten 30 Punkte erhalten hatten und die Jungs sich mit einem breiten Grinsen wieder ins Publikum verabschiedet hatten, waren Steff und Yvonne zu den Anderen in die Lounge zurückgekehrt. Yvonne war überglücklich, dass neben den anderen Finalteilnehmern auch die bereits ausgeschiedenen Kandidaten bei dieser letzten Show mit ihnen gemeinsam hier oben saßen. Vor allem Mark und Samu hatte sie in den letzten Wochen sehr vermisst und als der Finne ihr anerkennend auf die Schulter klopfte und Mark ihr mit seinem Glas Sekt zuprostete, fühlte sich das Ganze irgendwie wieder vollständig an. Wie eine Gruppe alter Freunde, die nach langer Zeit wieder zusammengefunden hatte. Als schließlich nach dem Auftritt von Nico und Ekat eine Werbepause angekündigt wurde und Steff sich kurz entschuldigte, um ihr Make-Up auffrischen zu lassen, ließ Mark sich wie selbstverständlich mit einem lauten Aufseufzen neben ihr auf die Couch fallen. Samu folgte nur wenige Augenblicke später. Er wackelte auffordernd mit den Augenbrauen. „Naaaaa... ready for your big performance?" Yvonne zuckte in gespielter Gleichgültigkeit die Schultern, wollte sich vor den Jungs nicht die Blöße geben und zugeben, wie sehr es in ihrem Magen bereit rumorte. „Wird schon." Doch die Beiden ließen sich nicht täuschen und Mark buffte ihr leicht seinen Ellbogen in die Seite. „Ach komm, wir sehen doch wie nervös du bist. Willst du uns nicht endlich verraten was ihr Zwei geplant habt?" Yvonne schüttelte den Kopf, die Lippen zu einem leichten Lächeln verzogen. Jetzt war Samu an der Reihe. Er setzte seinen besten Hundeblick auf. „Come on. Just a little Tipp?" Yvonne senkte ihre Stimme und begann verschwörerisch zu flüstern. „Na gut, weil ihr es seid. Wir werden..." Sie machte eine dramatische Pause. Die Augen der Jungs wurden vor Neugierde immer größer. „... Tanzen." Mark schnaubte. „Nein, sag bloß? Komm, gib uns etwas mehr Details." Yvonne zögerte kurz, doch dann fasste sie sich ein Herz. „Wir tanzen eine Geschichte, eine Geschichte über Verwandlung und übers loslassen, die vor allem für mich eine sehr große persönliche Bedeutung hat." Daraufhin zwinkerte Mark ihr verschwörerisch zu. „Die Schöne und das Catterfeld? Oder doch mehr in Richtung 50 Shades of Catterkloß?" Jetzt war es Yvonne, die losprustete. „Nah dran Mark, du bist verdammt nah dran." Sie lehnte sich in die weichen Polster der Couch und ließ ihre Gedanken ein paar Tage zurückwandern ...
... Steff stieß die Tür des Raumes auf, der Yvonne inzwischen nur allzu vertraut war und lief hinein. Yvonne folgte ihr wenige Sekunden später. Die Verwirrung stand ihr deutlich ins Gesicht geschrieben. „Willst du mir jetzt verraten, warum du mich in aller Herrgottsfrühe aus dem Bett gerissen und hergeschleppt hast?" Steff drehte sich lachend zu dir um und drückte ihr einen schnellen Kuss auf die Wange. „Ach komm, Schönheitsschlaf hast du doch jetzt wirklich nicht nötig." Yvonne zog einen Schmollmund. „Schleimer. Nein, aber ehrlich. Raus mit der Sprache. Ich platze vor Neugierde." Steff schwieg für einen Moment und als Yvonne den zögerlichen Ausdruck sah, der sich auf ihr Gesicht gelegt hatte, wuchs ihre Verwirrung nur noch mehr. Da griff Steff nach ihrer Hand und drückte sie leicht. „Okay, erstmal will ich, dass du weißt, dass das was ich dir gleich erzähle, nur ein Vorschlag ist. Du musst nicht ja sagen. Es war nur so eine Schnappsidee von mir." Yvonne hob eine Augenbraue. „Okay?" Steff trat einen Schritt näher auf sie zu. Ihre Stimme wurde sanft. „Ich dachte... für den Freestyle im Finale... ich möchte da gerne etwas Anderes machen. Alle rechnen damit, dass wir wieder etwas Emotionales auf die Beine stellen, wieder eine Geschichte aus meinem Leben erzähle, über die Band. Aber ich hatte meinen Moment – und ehrlich gesagt, ich glaube den werde ich auch im Finale nicht mehr toppen können. Das will ich auch gar nicht. Der Tanz war perfekt. Deswegen will ich den Fokus weg von mir lenken. Ich möchte dir die Chance geben, der Welt mehr von dir zu zeigen. Dir die Chance geben, deine Geschichte zu erzählen, wenn du das willst. Die Chance, der Welt, oder zumindest dem Let's Dance Publikum, zu zeigen, dass du so viel mehr bist, als nur die ehrgeizige Profitänzerin, die es geschafft hat, aus meinen beiden linken Füßen eine ganz passable Tänzerin zu zaubern. Du hast an all dem was wir geschafft haben den größten Anteil und ich will das die Leute das wissen." Yvonne konnte zunächst nur stumm Nicken. Sie war gerührt von Steffs worden, dankbar für die Möglichkeit, die sie ihr bieten wollte. Doch noch immer überwog die Verwirrung. „Ich weiß gerade gar nicht was ich sagen soll. Ich... Ich glaube ich muss das erstmal alles verarbeiten. Aber ich denke, wenn du das wirklich mit mir machen möchtest... dann ja. Lass uns das durchziehen. Trotzdem musst du mir noch eins erklären... Warum stehen wir statt im Tanzstudio mitten in eurem Probenraum?"
Steffs Rückkehr in die Lounge holte Yvonne in die Realität zurück. Sie lief geradewegs auf sie und die Jungs zu. „Also ich will euren Kaffeekranz ja nur ungerne unterbrechen, aber wir müssen langsam runter. Unser Tanz ist der nächste und die Werbung ist gleich zu Ende." Sie zwinkerte Yvonne zu und hielt ihr ihren Arm hin. „Milady, erweisen Sie mir die Ehre, Sie ein letztes Mal auf das Tanzparkett zu führen?" Yvonne lachte nur, erhob sich von der Couch und hakte sich bei ihr unter. „Ich könnte mir nichts Schöneres vorstellen." Dann liefen sie gemeinsam hinter die Bühne und ließen Mark und Samu auf der Couch zurück. Doch sobald sie außerhalb der Sichtweite der Kameras waren, ließ Steff ihre Hand in die von Yvonne gleiten und drückte sie ermutigend. „Bist du bereit?" Yvonne wurde plötzlich von einer Welle an Emotionen überschwemmt. Vorfreude auf den Tanz, aber auch eine gewisse Wehmut, weil es eben das letzte Mal war, dass sie gemeinsam mit Steff tanzen würde, und auch Angst. Angst vor den Reaktionen der Zuschauer. So klang ihre Antwort vielleicht ein wenig schnippischer als beabsichtigt. „Steff, das ist keine große Sache. Es ist ja nicht so, dass wir hier ein öffentliches coming out planen – oder einen weiteren Kuss vor der Kamera." Doch Steff kannte sie inzwischen gut genug, um sofort die Verletzlichkeit hinter ihrer aufgesetzten Fassade zu erkennen und sich nicht davon einschüchtern zu lassen. Sie zog Yvonne wortlos in eine Umarmung, gab ihr die Chance noch einmal tief durchzuatmen und ihre Gedanken zu ordnen. Dann löste sie sich vorsichtig von der Tänzerin und presste ihr einen saften Kuss auf die Stirn. „Hey, die Leute werden es lieben." Yvonne nickte dankbar, aber als sie schließlich gemeinsam mit Steff aufs Parkett lief, konnte sie es nicht verhindern, dass ihre Knie unruhig zitterten. Sie hatten für diesen Auftritt bewusst auf einen Einspieler verzichtet und so begab sie sich direkt in ihre Ausgangsposition, versuchte jeden zweifelnden Gedanken aus ihrem Kopf zu verdrängen und sich einzig und alleine auf den Moment zu konzentrieren. Die Musik begann zu spielen und wenig später schallte die Stimme der Sängerin durch die Halle. Ihre Stimme. I keep drowning, you keep falling and I hate that you're all on your own. Sie und Steff begannen sich im Takt der Musik zu bewegen. Yvonne schloss die Augen, fühlte den Rhythmus, bewegte sich zielsicher auf Steff zu. Sie hatte nicht schlecht geguckt, als die Steff sie gefragt hatte, wie sie es finden würde, den Song für ihren finalen Tanz selbst zu singen, hatte zunächst gedacht es war wieder einer ihrer Witze. Doch dann hatte ihr ernster Blick sie zum Innehalten bewegt. Steff hatte ihr beide Hände auf die Oberarme gelegt und ihr mit ruhiger Stimme erklärt, dass sie wusste, dass die Musik noch immer einen unfassbar großen Platz in Yvonnes Herzen hatte, dass sie verstand, dass sie der Branche den Rücken gekehrt und sich für das Tanzen entschieden hatte, aber dass ihr das Funkeln in Yvonnes Augen nicht verborgen geblieben war, dass dort erschien, wann immer sie die Gelegenheit zum Singen bekam. Yvonne war zögerlich gewesen, hatte sich jedoch schließlich dazu bewegen lassen, zumindest mal ein wenig vor dem Mikrofon vor sich hinzusingen. Doch dann hatte sie sich eingestehen müssen, dass Steff Recht hatte, dass sie sie inzwischen wohl fast ein wenig besser zu kennen schien, als sie sich selbst. Denn das Singen machte ihr einen unfassbaren Spaß, brachte lange verloren geglaubte Erinnerungen wieder zum Vorschein und als sie schließlich das Mikrofon für einen Moment beiseitegelegt hatte, ein breites Lächeln auf den Lippen, war der Ausdruck von Triumph auf Steffs Gesicht nicht zu übersehen gewesen. Als ihre Motivation erstmal geweckt gewesen war, hatte es für die Beiden kein Halten mehr gegeben. Der Tag war nur so verflogen, während sie gemeinsam an einem Text geschrieben, Strophen eingesungen, wieder verworfen und überarbeitet hatten, doch am Ende hatten sie es tatsächlich geschafft einen Song auf die Beine zu stellen, den Yvonne dann direkt am Nächsten Tag mit der Unterstützung der Jungs eingesungen hatte. Zurück auf dem Tanzparkett ließ Yvonne den Text des Liedes erneut auf sich wirken, während sie sich auf die Tanzschritte konzentrierte. We got complicated from expectations, moves slowly out of our reach. Auf den ersten Blick mochte der Song wie ein klassischer Break-Up Song wirken. Das Ende einer Beziehung, die einfach nicht mehr zu funktionieren schien – und das war er in gewisser Weise auch. Doch für Yvonne bedeutet er so viel mehr. Es war ihr Weg, sich von ihrem alten Ich zu verabschieden, es gehen zu lassen und mit ihrer Vergangenheit abzuschließen. Ihr innerer Schutzschild und ihre festgefahrenen Denkmuster hatten ihr selbst Sicherheit gegeben, ihr durch Schwere Zeiten geholfen, ihr etwas gegeben, auf dass sie jederzeit zurückgreifen konnte – und doch hatte ihr ihre Zeit bei Let's Dance, ihre Zeit mit Steff, mehr als deutlich gemacht, dass es Zeit war, all dem ein Ende zu setzen. Egal wie schwer es ihr viel, für diesen Teil von ihr war einfach keinen Platz mehr – und als nun ihre Stimme kraftvoll durchs Studio schallte, verschwanden auch die letzten Zweifel. Now it's me, that needs to let you go. Let you Go. Let you Go. Sie legte noch einmal ihren ganzen Ausdruck in die Bewegungen, die diese letzten Zeilen unterstützten, bewegte sich parallel zu Steff und landete schließlich passend zum letzten Takt in den Armen der Sängerin. Dort, wo sie schon immer hingehört hatte. Ein kurzer Moment der Stille, dann explodierte das Publikum und mit ihm die Emotionen in Yvonne. Sie war eigentlich nicht nah am Wasser gebaut, vor allem nicht wenn Kameras in der Nähe waren, doch sie war so überwältigt, dass sie nichts dagegen unternehmen konnte, als die Tränen begannen, hemmungslos über ihr Gesicht zu fließen. Wieder war es Steff, die ihr die nötige Sicherheit gab, sofort einen Arm um sie legte und ihr beruhigend über den Rücken strich. Yvonne schaffte es glücklicherweise dadurch sich relativ schnell wieder zu fangen, und als Daniel wieder zu ihnen trat, wischte sie sich gerade die letzten Tränen aus dem Gesicht und setzte stattdessen ein breites Lächeln auf. „Steff, Yvonne. Das war... Wow! Aber bevor wir uns eurem Tanz widmen, muss ich den Elefanten im Raum ansprechen. Yvonne, sind meine Ohren kaputt oder kam mir die Stimme, die euren Song gesungen hat, gerade ziemlich bekannt vor." Yvonne lachte. Dann räusperte sie sich kurz, in der Hoffnung ihre noch immer belegte Stimme etwas fester klingen zu lassen. „Nein, keine Sorge, deinen Ohren geht es gut. Ich habe den Song gesungen." Daniel nickte, sichtlich beeindruckt. „Gut, es gibt als Menschen wie dich, die Tanzen können wie sonst was und dann mal eben nebenbei noch so ein Lied rausschmettern – und dann gibt es mich, der selbst beim geradeauslaufen geradewegs gegen eine Laterne rennt." Er wartete kurz ab, bis sich die Lacher des Publikums gelegt hatten und fuhr dann fort. „Aber Spaß beiseite. Ihr müsst uns erklären, wie es dazu gekommen ist." Steff nickte Yvonne zu, ermutigte sie, das Wort zu ergreifen. „Ich habe tatsächlich vor meiner Tanzkarriere Jazz- und Popularmusik studiert, aber irgendwie in der Branche nie richtig Fuß fassen können. Steff hat mich dazu überreden müssen, aber ich muss zugeben, endlich wieder zu Singen hat mir unfassbar viel bedeutet, gerade weil wir das Lied gemeinsam geschrieben haben und es so eine persönliche Bedeutung für mich hat." Jetzt schien Daniels Neugierde geweckt. „Inwiefern? Hast du auch gerade das Ende einer Beziehung hinter dir?" Yvonne schüttelte den Kopf, wohl wissend das ihre nächsten Worte nur wieder Spekulationen anheizen würden. „Ganz im Gegenteil, ich stehe gerade am Anfang." Sie ließ ihre Aussage unkommentiert stehen und fuhr direkt fort. „Aber das Lied steht nicht zwangsläufig für das Ende einer Beziehung mit einer Anderen Person. Es steht auch für das Ende einer Beziehung mit mir Selber, für eine Art Neuanfang, dafür, dass ich mich verändere, erkannt habe, dass mein Verhalten nicht immer gut war, dass ich Fehler gemacht habe und jetzt endlich bereit bin mich ihnen zu stellen, indem ich einen Schlussstrich ziehe." Daniel nickte und Yvonne merkte, wie Steff sie näher an sich drückte, ihr damit zeigte, wie stolz sie auf sie war. „Ist das Lied von einer bestimmten Situation beeinflusst worden?" Yvonne schluckte. „Ja, das kann man so sagen. Ich will da gar nicht weiter im Detail drauf eingehen, aber ich habe in meiner Jugend einen schweren Fehler gemacht, jemanden von mir gestoßen, der mir sehr viel bedeutet hat und anstatt meinen Fehler zu erkennen, habe ich das als Anlass genommen mein Fehlverhalten immer weiter auszubauen. Ich bin wie mit einem Tunnelblick durch die Welt gelaufen bis... nun ja... bis ich durch diese Reise die Steff und ich hier gemeinsam bei Let's Dance hinter uns gebracht haben, wieder angefangen habe, meine Augen zu öffnen." Ihre Stimme zitterte hörbar und Daniel schien sie nicht weiter in Verlegenheit bringen zu wollen. So wand er sich schließlich der Jury zu. Wie schon zuvor ernteten die Beiden großes Lob für ihre Performance und vor allem Joachim Llambi wirkte unglaublich stolz, als er wieder und wieder Betonte, was für eine große Entwicklung die Beiden hinter sich gebracht haben. Als er ihnen dann verschwörerisch zuzwinkerte, wusste Yvonne, dass er damit nicht nur ihre tänzerische Entwicklung gemeint hatte. Zurück in der Lounge verging der Rest des Abends viel zu schnell. Yvonne hätte noch ewig dort oben sitzen können, ein Glas Sekt in der Hand, Steff an ihrer Seite, doch schon viel zu bald war es Zeit für die letzte Entscheidung. Yvonne hatte geglaubt ihr Vorrat an Adrenalin für den Abend wäre restlos aufgebraucht, doch als die drei Finalisten Paare nun zum letzten Mal im schummrigen Licht der Scheinwerfer standen, war die ganze Anspannung mit einem Schlag zurück. Yvonne wusste, dass der Sieg für sie eigentlich völlig irrelevant war, schließlich hatte sie mit Steff an ihrer Seite sowieso schon den Hauptgewinn gemacht, aber sie wünschte Steff den Sieg. Sie selbst stand noch völlig am Anfang ihrer Entwicklung und sie wusste, dass noch ein langer, steiniger Weg vor ihr lag, bevor sie öffentlich zu ihrer Liebe für eine Frau, ihrer Liebe für Steff stehen würde. Aber sie wusste, wie wichtig es Steff war, mit ihrer Teilnahme bei Let's Dance ein Zeichen für die Toleranz zu setzen – und welch größeres Zeichen konnte es geben, als wenn zum ersten Mal in der Geschichte der Show zwei Frauen den Titel gewannen, und damit zeigten, dass überhaupt keinen Unterschied machte, ob dort auf der Bühne nun ein Mann und eine Frau, zwei Frauen oder zwei Männer standen. Gefühle waren Gefühle. Liebe war Liebe. So hing sie wie gebannt an Daniels Lippen als er nach einer gefühlten Ewigkeit den Umschlag vom Notar in die Hand gedrückt bekam und zu sprechen begann. „Und die Gewinner der diesjährigen Staffel von Let's Dance sind.... STEFANIE KLOSS UND YVONNE CATTERFELD." Als Steff die Worte noch gar nicht realisiert hatte, fiel Yvonne ihr bereits lachend um den Hals und während Steff ihren Kopf schließlich in Yvonnes Haaren vergrub, wurden am Rand die Konfetti Kanonen und das Indoor-Feuerwerk gezündet. So standen sie Arm in Arm in der Mitte der großen Tanzfläche, während sie über ihnen ein Konfetti und Funken Regen in allen Farben des Regenbogens ergoss.
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Let's Dance (Your Way into my Heart)
Roman d'amourCatterkloß AU - Yvonne ist Profitänzerin bei Let's Dance und Steff wird in der neuen Staffel ihre Tanzpartnerin.