17. Nico

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Ich hatte mir verboten zu weinen.

Nachdem Will aus dem Zimmer gestürmt war setzte ich mich aufs Bett. Irgendwann hielt ich es nicht mehr aus und ging runter zum essen.

Ich war mir ziemlich sicher, Will dort nicht anzutreffen und ich hielt es einfach nicht mehr in unserem Zimmer aus.

Ich stocherte in meinem Rührei herum.

Warum musste ich nur alles kaputt machen? Warum-

Ich drohte gerade in selbstmitleid zu versinken, als sich jemand mir gegenüber hinsetzte.

Jason.

"Was willst du Grace?", fauchte ich. Klar, Jason hatte mir nichts getan, aber ich war sauer, sauer auf mich, auf Will, auf meine Situation, einfach auf alles.

"Darf ich nicht Frühstücken? Wo sind denn die anderen?", stellte er gleich zwei Fragen hintereinander.

"Woher soll ich das denn wissen?", wollte ich pampig von ihm wissen.

Jason hatte zwar nur zwei labberige Toastscheiben auf seinem Teller, doch das hielt ihn offensichtlich nicht davon ab sie aufzuessen.

"Und Will?", wollte Jason wissen. "Wo ist er?"

Zweiter Fehler.

Keine Ahnung, was mit mir los war, aber ich trat ihm mit voller Wucht gegens Schienbein, sprang auf und lief aus dem Speiseesaal. Dass ich dabei den Stuhl umgeworfen und die Gabel mitgenommen hatte war mir völlig egal.

Ich lief ins Zimmer und reiste durch die Schatten in die Unterwelt.

In der dunklen Einöde fand ich fast sofort ein paar Furien, die sich auf mich stürzten.

Ich ließ sie alle zu Staub zerfallenund bemerkte danach erst, wie mir unkontolliert Tränen über die Wangen flossen.

Ich weiß nicht wie lange es dauerte, bis ich aufgehört hatte zu weinen, aber las meine Tränen dann vollständig versiegt waren machte ich mich auf den Weg zurück.

Erschöpft setzte ich mich auf Bett und wischte mir über die Augen.

Bis ich Jason bemerkte.

"Was willst du?", fragte ich heute schon zum zweiten mal.

"Was ist passiert?", wollte er wissen.

"Eine Frage beantwortet man nicht mit einer Gegenfrage.", meinte ich nur trocken.

"Ich schon.", antwortete Jason und verschränkte seine Arme.

"Naja, vielleicht hatte icheinbisschenstreitmitwill?"

"Ihr hattet was bitte?!"

"Streit? Ein bisschen... vielleicht..."

"Waaaaas?! Das ist schlimm, mehr als schlimm, schlimmer als meine Probleme, was zum Hades ist passiert?"

"Beleidige meinen Vater nicht! Deine Probleme? Welche Probleme? Percy?"

"Schuldigung, versuch nicht abzulenken, ich habe zuerst gefragt. Ihr hattet Streit, nur Streit?"

Ich wich seinem Blick aus und fing an zu weinen. Wie ich es hasste. Vor allem vor anderen.

Jason war vermutlich vollkommen überfordert mit der Situation und tat etwas denkbar dummes.

Er versuchte mich in den Arm zu nehmen.

Dritter Fehler.

Ich boxte ihn in den Bauch. Genau in die Magengrube.

Ich hatte nichts gegen Jasons Umarmungen, oder gegen Jason, Götter nein, aber ich könnte ihn jetzt nicht umarmen, wenn ich doch so viel lieber von jemand anderem in die Arme geschlossen werden wollte.

Ich schnappte sich ein Kissen und versteckte sein Gesicht darin. Wills Geruch umhüllte mich und ich weinte hemmungslos.

Nachdem ich wieder aufgehört hatte zu weinen, was zum Glück nicht lange dauerte, blickte ich zu Jason und meinte mit erstickter Stimme: "Wir... Wir haben Schluss gemacht."

"Ihr habt Schluss gemacht?", wiederholte er stupide die letzten Worte von mir und blickte mich mit großen Augen ungläubig an.

"Wieso habe ich dir das nur erzählt?", fragte ich mich sich selbst.

"Was ist den passiert?", fragte Jason.

Ich weiß nicht warum, vermutlich, weil Jason mein einzig wirklich guter Freund war (Will ausgeschlossen), aber ich begann zu erzählen.

Ich schluchzte und weinte wieder in Wills Kissen.

Irgendwann richtete ich sich wieder auf und wischte mir fährig über sein Gesicht. Ich wette, meine Augen waren gerötet.

Plötzlich klopfte es zaghaft an der Tür.

Ich stand auf und öffntete.

Will stand davor.

Mein Herz machte einen Sprung und hundert und ein Skelettschmetterlinge tanzten in meinem Bauch.

Manche werden das jetzt vielleicht übertrieben finden, aber ich liebte ihn halt.

Wir beide standen uns ungefähr dreißig Sekunden gegenüber und starrten uns vollkommen perplex an.

"Kann ich vielleicht..." Er machte eine unverständlich Geste, doch ich verstand und trat zur Seite um ihn rein zu lassen.

Jason war in diesem Moment schon aufgestanden und trat nun hinaus. Als er an uns vorbei lief klopfte er mir auf die Schulter und flüsterte Will etwas zu. Dieser lächelte ihm nur hinterher.

Solangelo At HighschoolWo Geschichten leben. Entdecke jetzt