Moving In (Epilog)

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Ein dreiviertel Jahr später:

Wir hatten tatsächlich einen alten Bauernhof am Rande des Viertels gekauft. So mussten wir nicht weit umziehen - mit dem Auto sind es nur ca. 5 Minuten zu unseren alten Wohnungen - und können unseren Traum verwirklichen. Die Umbauarbeiten am Haupthaus, in dem mittlerweile Platz für 8 Personen ist, sind beendet und während wir die WGs einrichten, wird ein Anbau nach unseren Wünschen gebaut, in den wir beide dann einziehen werden. Die letzte Seite des Dreiseithofs, die ehemaligen Ställe wollen wir ebenfalls modernisieren und Werkstätten beziehunsweise Jugendräume einrichten. Der große Garten wird viel Pflege gebrauchen, aber da sowohl Nico, aber vor allem ich beruflich ein klein wenig kürzer treten wollen, um für die Kids da sein zu können, wird auch der Garten kein Problem sein.

Endlich, ein weiteres halbes Jahr später, konnten wir einziehen. Es hatte eine große Einweihungsfeier gegeben, zu der wir unsere Familien, Freunde, Kollegen und natürlich die erste Gruppe Kids, die wir betreuen eingeladen haben.
Es war Mitte November und dementsprechend schweinekalt, als ich am Tag nach der Einweihungsfeier durch die Stadt schlendere. Ich komme aus der Arbeit und möchte vor dem Heimweg noch ein paar Besorgungen für die Advents- und Weihnachtszeit erledigen. Neben den üblichen Einkäufen und Proviant für den ersten monatlichen Spieleabend sind sogar schon die ersten Weihnachtsgeschenke dabei. Je ein Wellness-Paket für Lexa und Jane, ein Lederarmband für Kian. Das Geschenk für Nico hatte ich bereits seit zwei Wochen gut versteckt in einer Box in meinem Kleiderschrank, da nicht ganz klar war, wie lang die Gravur dauern würde.

Weihnachten kam schneller als alle dachten und so stehe ich an einem viel zu warmen 24. Dezember mit zwei der Kids in der Küche des Haupthauses und treffe die letzten Vorbereitungen für ein gigantisches Weihnachtsfest.
Neben meiner und Nicos Familie waren auch drei der fünf Jugendlichen, die seit November bei uns leben, über Weihnachten bei uns.
"Lukas, kannst du schon einmal den Tisch im Esszimmer vorbereiten?", wende ich mich an den Jungen zum meiner linken. Er salutiert grinsend und verschwindet, woraufhin ich mich an meinen zweiten Küchenhelfer wende: "Und wir kümmern uns darum, dass die Knödel in 20 Minuten ins Wasser kommen, bevor bevor dann die Suppe auf den Tisch kommt."

Wir schaffen es sogar alle drei Gänge pünktlich und unfallfrei auf den Tisch zu bringen - gar nicht so einfach, immerhin wollten zehn Personen versorgt werden. Dennoch haben wir es geschafft, die Küche hat Nico mit seiner Schwester aufgeräumt, der allweihnachtliche Spaziergang war bereits vor dem Abendessen und nun fehlt nur noch die Bescherung.
Alle verschwinden nocheinmal in ihren Zimmern, um die Geschenke zu holen und auch ich gehe mit Nico nach oben ins Schlafzimmer. Jeder von uns hat die Weihnachtssgeschenke in seinem Kleiderschrank versteckt - mit dem Versprechen auf keinen Fall vorher zu gucken. Ich öffne eine der Schranktüren und hole den Korb mit den Geschenken heraus. Dann sortiere ich die für meine Freunde wieder in den Schrank, immerhin treffen wir uns erst Silvester mit Lexa, Jane und Kian. Aber die Geschenke für die Kids, sowie meine und Nicos Familie und das für Nico lasse ich im Korb. Nico war nicht ganz so organisiert, er hat weder einen Korb, noch etwas ähnliches für den Transport der Geschenke, weshalb ich mich setze, um auf ihn zu warten. Einen Moment lang beobachte ich ihn grinsend,verliere mich nahezu in seinem Anblick und meinen Gedanken. Dieser Mann gehört zu mir, wir lieben einander und  planen eine gemeinsame Zukunft und hier sitzt er und verzweifelt am Transport von ein paar Geschenken.
"Möchtest du die Geschenke mit in den Korb legen, Nico?", frage ich ihn. Er blickt zu mir auf und wirft dann einen Blick auf meinen Korb, der vor mir auf dem Boden steht. Er grinst schief und nickt. Vorsichtig schiebe ich den Korb mit dem Fuß zu ihm rüber. Wir schweigen, hängen beide unseren Gedanken nach, während er seine Geschenke sortiert. Auch, wenn das Schweigen eher ungewöhnlich ist, hänge ich mich nicht daran auf. Es ist viel los, da genießen wir beide den Moment der Stille, bevor wir uns gleich in das Getümmel der Bescherung stürzen. Außerdem bin ich ziemlich aufgeregt und versuche schon den ganzen Tag mich möglichst ruhig zu halten, damit ich mich nicht mit Herumgezappel oder sinnlosem Geplappere - meinen üblichen Nervositätsticks - verrate. Bisher hat es super funktioniert, Nico hat noch nichts gemerkt und ich möchte nicht kurz vor dem Ziel scheitern.

I'll be your wings to fly Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt