Kapitel 9

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Lautes Gelächter sowie angenehme, italienische Musik, in denen es um Herzschmerz und andere Dinge vermutlich ging, übertünchten das Gespräch, das Ariana mit Juler führte.

Kurz, nachdem Francesco ihnen die Getränke gebracht hatte, hatte Ariana einen großen Schluck genommen, um sich irgendwie zu beruhigen.

Bis das Essen kam, hatte sie die halbe Flasche fast allein getrunken. Auf nüchternem Magen, was sie normalerweise verabscheute, doch nicht so heute. Es kam ihr gelegen, tagsüber wenig gegessen zu haben, denn die angenehme Nebenwirkung des Alkohols setzte bereits ein und entspannte sie leicht. Nur so würde sie den Abend überhaupt bestehen können. „Was macht die Arbeit, Juler?", erkundigte sie sich, nachdem zwei dampfende Teller mit ihrem Essen vor ihnen standen. Die Gerichte sahen sehr gut und lecker aus.

„Also, ich hatte mir heute den Tag frei genommen, um ihn mit dir zu verbringen", erwähnte er und lächelte typisch charmant. „Aber letzte Woche war einiges los. Alle wollten sie das Gleiche und sowas und das alles nur, weil Louis festgenommen wurde."

Entsetzt verschluckte sich Ariana an ihrer Tagliatelle und musste einen Schluck Wein nehmen, um die feststeckende Pasta aus ihrem Hals zu befreien. „Louis wurde festgenommen?", fragte sie aufgeregt, als sie an den Moment auf dem Markt zurückdachte. „Warum?"

Juler schluckte seine Lasagne runter. „So viel ich weiß, hieß es, dass es viele Stammkunden schlecht ging, kaum dass sie von seinen Austern oder so gegessen haben. Als die Symptome sich immerzu wiederholten, hatten sie allesamt Louis das Gesundheitsamt und die Polizei auf dem Hals gehetzt, die ihn endlich Dingfest machten."

„Also ist das wirklich wahr?", fragte Ariana ungläubig, aber traurig zugleich. Dieser Francesco, der scheinbar nicht gelogen hatte, hatte ihr geholfen, keinen Fehler zu begehen. Ohne ihn wäre ihr sicherlich wieder schlecht gewesen. Sollte Louis wirklich so eiskalt gewesen sein, musste sie sich bei Francesco entschuldigen und bedanken. „Und ich dachte immer, dass ich Meeresfrüchte nicht so gut vertrage, aber ich mag sie doch so."

„Wovon redest du, Ariana?", fragte Juler stutzig und hielt mit den Essen inne. „Was ist wahr? Was meinst du? Wusstest du etwas davon?"

Seine vielen Fragen ... Nie konnte er sie eine nach der anderen stellen, sondern er sprach so schnell, dass es sich anhörte, als würde er alle in einen Satz packen.

„Ich ...", murmelte Ariana und schielte zu Francesco, dessen Blick sie manchmal im Nacken hatte. „Letzte Woche war ich bei Louis und wollte Austern kaufen, doch der Restaurantbesitzer hier ... war zufällig anwesend und hat mir abgeraten." Es war großes Glück gewesen, wie sich herausgestellt hatte. Mit gedämpfter Stimme berichtete sie Juler von dem Tag, sah aber immer wieder zu Francesco, ob er etwas mitbekam.

Dass sie immerzu diesen seltsamen Francesco anschaute, gefiel Juler keineswegs. Der Besitzer sollte ja die Finger von Ariana lassen, sie gehörte ihm.

Wie konnte er es in übrigen wagen, sich in Angelegenheiten einzumischen, die ihn nichts angingen? Aber irgendwie hatte er Juler damit sogar einen Gefallen getan, wie er feststellte. Denn wenn Ariana die verdorbenen Austern gekauft und gegessen hätte, dann säße sie nicht hier mit ihn am einen Tisch und aß mit ihm.

Und wieder mal benutzte er sein Lächeln. „Ich bin ehrlich froh, dass du die nicht gekauft hast", sagte er und nahm sein Weinglas.

„Ich auch. Aber ich bin wirklich von Louis enttäuscht", gestand sie und erwiderte das Lächeln, dass sich erst nach drei Gläsern Wein auf ihren Lippen bildete. Auch jetzt hielt sie das Glas in der Hand und schwenkte es leicht hin und her, um Julers Blick auszuweichen. „Er war so ein netter Mann, immer zuvorkommend ... aber scheinbar hat er auch beim Preis betrogen", erzählte sie, nahm einen Schluck und aß weiter. Dank dem Alkohol war ihr Hunger ein wenig zurückgekehrt, aber nicht so, dass sie die gesamte Portion schaffen würde. Da sie gegen das Wegwerfen von Lebensmittel war, würde sie die Bedienung bitten, den Rest einzupacken.

„Scheint so", meinte er und aß weiter seine Lasagne.

Zwischendurch unterhielten sie sich noch, während sie weiteraßen, doch manchmal konnte der schwarzhaarige Exfreund Ariana nicht richtig zuhören, da er manchmal zu diesen Restaurantbesitzer hinschaute.

Ein Mann mit so einem Aussehen konnte schnell Frauen ins Bett kriegen, doch sein Verhalten gegenüber Ariana, der war anders, geradezu beschützend; und das gefiel ihm gar nicht.

Als sie fertig gegessen hatten, im Ausnahme von Ariana, weil sie ihre Portion nicht schaffen konnte, fragte er sie neugierig: „Eins noch, Ariana, würde ich gerne wissen. Wie seit ihr euch wirklich das erste mal begegnet? Es war bei deinem Bericht herauszuhören, dass deine Begegnung mit Francesco bei Louis nicht deine Erste war, richtig?"

Ariana, von dem Wein ziemlich benebelt, seufzte. „Juler, es ist mein Leben. Es geht dich nichts an", sagte sie ernst und zückte ihre Brieftasche. Er hatte sie zwar ausgeführt, doch sie bezahlte lieber selbst, als in seiner Schuld zu stehen. Und das wollte er scheinbar. „Ich frage dich doch auch nicht, wo du deine zahlreichen Bettbekanntschaften aufreißt, oder?"

Genervt von ihren wiederholten Spruch seufzte er ebenfalls. „Wie oft denn noch, dass es keinerlei Absicht war mit dem Fremdgehen. Du hättest es einfach zulassen sollen, dann wäre das alles niemals passiert."

Ariana, die bis dahin eher gelassen gewesen war, schlug mit der flachen Hand auf den Tisch und sprang auf. Ihre zu Schlitzen verengten Augen sprühten Wut. „Halt deine verdammte Klappe, Juler! Du kannst dein kleines Gehirn da unten nur nicht kontrollieren und bei dir lassen! Ich lasse mich von niemanden, vor allem nicht von dir, dazu zwingen, meine Jungfräulichkeit zu verlieren!", fauchte sie ihn scharf an. Sie war so rasend vor Wut, dass sie den restlichen Wein direkt aus der Flasche trank, das Geld für ihr Essen auf den Tisch knallte und aus dem Restaurant rauschte. Die ihr hinterher sehenden anderen Gäste waren verblüfft über diesen Ausbruch und Ariana war klar, dass sie sich blamiert hatte. Aber das war jetzt auch schon egal. Nie wieder würde sie einen Fuß in das Restaurant setzen oder sich von Juler einladen lassen, egal ob er sie zwang oder nicht!

Der Hunger nach Dir [Luna Rossa - Reihe Band 1]Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt