Harry POV
Ich war schon eine Viertelstunde zu früh hier und der Chef des Restaurants hatte mich mit einer hochgezogenen Augenbraue empfangen. Im Normalfall waren wir immer ein paar Minuten nach unserer eigentlich Reservierung da gewesen und somit hatte er sich verständlicherweise ein wenig gewundert.
Mein Herz raste und meine Hände waren feucht. Ich hoffte so sehr, dass Louis sich dafür entschieden hatte zu kommen. Alles andere konnte und wollte ich mir einfach nicht vorstellen. Es würde mir vermutlich mein Herz für immer und ewig heraus reißen.
Ich hatte heute lange vor dem Spiegel gebraucht, hin und her überlegt, mit was ich Louis beeindrucken konnte, doch dann wurde mir klar, dass das nicht das war, was wichtig ist.
So hatte ich mich schlussendlich für eine schlichte schwarze Hose und ein Hemd entschieden, was alles andere als aufdringlich wirkte. Eine gute Kombination, wie mir Kenai, nachdem ich ihm ein Foto geschickt hatte, bestätigte.
Mein Blick ging durchs Restaurant, als ich hinter mir Stimmen hörte. Die eine Stimme, die mir so gefehlt hatte und ich musste für einen Moment um Luft ringen, weil sich mein Hals schmerzhaft zuzog, als ich Begriff, dass ich tatsächlich noch eine letzte Chance bekam.
Langsam drehte ich mich zu den Stimmen um und da sah ich ihn. Es war als würde alles andere um mich herum verblassen, ich nur noch ihn und seine wunderschönen blauen Augen sehen, die im Licht der Kerzen noch viel mehr glänzten als sonst.
Es war als käme er in Zeitlupe zu mir an den Tisch, doch als er kurz vor mir stehen blieb erhob ich mich wie an Fäden geleitet, ging zu seinem Stuhl und zog ihm diesen einen Stück zurück.
Während er sich setzte, ich ihm beim Heranrücken half, sagte ich leise. „Ich kann gar nicht in Worte fassen wie glücklich ich bin, dich hier zu sehen."
Er lächelte, fast ein wenig schüchtern, blickte einen Moment auf den Tisch, ehe er den Kopf hob und mir erneut direkt in die Augen sah.
„Harry, bitte höre mir jetzt genau zu.", er spielte mit seinen Händen, doch seine Stimme klang trotzdem fest und entschlossen. „Ich möchte dir tatsächlich noch eine letzte Chance geben, aber ich möchte dir an dieser Stelle sagen, dass dieser Abend nicht bedeutet, dass ich dir sofort alles was vorgefallen ist verzeihen kann, noch das ich wieder Vertrauen in dich habe. Sieh dieses Treffen, dieses Date als einen ersten Schritt wieder Kontakt aufzunehmen.", er stockte, doch ich wusste ich durfte ihn jetzt nicht unterbrechen, musste ihn reden lassen. „Es ist unfassbar viel in meiner Brust kaputt gegangen und ich habe eine höllische Angst davor, was wäre, wenn es nochmal passiert. Deshalb akzeptiere bitte mein Tempo. Respektiere meine Schritte, die ich auf dich zu mache und versuche nichts zu beschleunigen, mir Druck zu machen.", wieder stoppte er.
„Aber du hast mir bereits einmal gezeigt, dass du wirklich Verantwortung getragen hast, dass du verstanden hast, wie es mir geht, als du mich in unserem Haus allein gelassen hast. Diesen Schritt rechne ich dir hoch an und dafür bin ich sehr dankbar!", er begann ein wenig zu lächeln, bevor er mit den Worten abschloss. „Und vielen Dank für die Einladung. Ich freue mich auf unser erstes Date!"
Meine Hände zitterten unter dem Tisch und ich weiß nicht, ob ihm aufgefallen war, dass er „unser" Haus gesagt hatte. Dennoch konnte ich alle seine Bedingungen vollkommen nachvollziehen und strahlte ihn deshalb einfach nur an, nickte.
„Ich werde all deine Wünsche berücksichtigen, Love. Jeden Einzelnen davon mit Hochachtung respektieren und alles tun, dir auch weiter zu zeigen, dass ich mich geändert habe.", ich hielt inne, als der Kellner mit dem Champagner kam, uns die Gläser füllte und den Rest in den Kühler stellte.
„Die Zeit der letzten Monate habe ich genutzt, um all das was passiert ist, mit Niclas aufzuarbeiten. Ich habe an mir gearbeitet, an meiner Einstellung, an meinem Wesen und ich hoffe und wünsche, dass du es sehen kannst, sehen wirst. Aber jetzt erstmal...", ich griff nach meinem Glas und sah, wie Lou nach seinem griff. „Auf ein schönes erstes Date."
XXX
Wir hatten das Gleiche bestellt, was wir auch sonst immer aßen und mit der Zeit hatte sich die Stimmung zunehmend entspannt. Natürlich merkte ich, dass Louis in meiner Gegenwart noch weit davon entfernt war, so wie früher zu sein, aber das ich sein Lächeln wieder genießen durfte, war schon so ein großes Glück für mich, dass ich innerlich eine tiefe Zufriedenheit spürte.
„Und Liam hat sich wirklich zu einem Dominus entwickelt?", fragte ich und die blauen Augen mir gegenüber leuchteten.
„Ich hätte auch alles dagegen gewettet, dass Liam in die Richtung gehen würde, aber ja. Du glaubst gar nicht, wie Timothy auf die kleinsten Andeutungen von ihm reagiert.", er begann mir die Geschichte im Ankleidezimmer zu erzählen und ich lachte laut.
„Ich fasse es nicht, das hätte ich definitiv nicht erwartet. Aber ich freue mich sehr, dass die Beiden sich gefunden haben. Auch wenn es für Kenai wirklich schwer war, sich Liam geschlagen zu geben.", ich dachte zurück an die Dramen, die auf der Tour passiert waren. Die offenen Streits zwischen dem MI-6 Mann und dem Banddaddy, die nicht nur einmal die Mannschaft in Trab hielten.
Es hatte mehrere Momente gegeben, an denen sie sich im wahrsten Sinne des Wortes an die Gurgel gingen und erst nachdem Liam und Timothy sich offiziell als Paar dem Team gegenüber präsentierten, hatte Kenai aufgegeben.
„Ich finde sie auch total süß zusammen und man merkt, wie Timmy aufgeblüht ist. Vor Kenai hatte er immer ein Stück weit Angst oder zu großen Respekt. Mit Liam ist es irgendwie anders. Der geht zwar auch in gewisser Weise streng mit ihm um, schenkt ihm aber im gleichen Atemzug so viel Liebe, wie er scheinbar zuvor nie bekommen hatte.", Lou sah auf, als der Kellner mit dem Tiramisu vor uns stand.
„Ein Geschenk vom Boss.", sagte er, während er den Teller hinstellte, der ein Stück Tiramisu und zwei Löffel beinhaltete.
„Iss du es.", sagte ich sofort, schob den Teller näher zu Lou. Er liebte diese Nachspeise und auch wenn ich selbst gern davon naschte, wollte ich das er sie bekam.
„Nein, iss du.", erwiderte er und schob den Teller wieder zurück, schüttelte den Kopf.
Ich grinste, legte den Kopf schief. „Wie wäre es mit, Teilen?"
Er schien einen Moment zu überlegen, ehe er sagte. „Gut, dann iss du erst die Hälfte und ich nehme den Rest.", er schob den Teller noch einmal näher zu mir und die Idee davon, dass wir gemeinsam am Tiramisu essen würden, löste sich damit in Luft auf.
Ein bisschen enttäuscht löffelte ich trotzdem den leckeren Nachtisch und schloss dabei für einen Moment die Augen.
Als ich sie wieder öffnete, starrte mich Louis unverhohlen an. Die blauen Augen lagen auf meinem Gesicht und es war, als würde er jeden Zentimeter mit seinen blauen Iriden untersuchen.
„Gefällt dir was du siehst?", riss ich ihm mit einem schelmischen Grinsen aus seiner Trance und in dem Moment schreckte er zurück, wurde rot und blickte sofort nach unten auf den Teller, den ich ihm lächelnd zugeschoben hatte.
„Ist nicht schlimm, Love. Ich kann mich an dir auch nicht satt sehen.", sagte ich sanft, wollte seine Hand berühren, die gerade nach dem Löffel griff, entschied mich aber in der letzten Sekunde noch anders und erntete ein leises, „Danke.", von ihm, für diese Entscheidung.
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Als ich gezahlt hatte, standen wir anschließend draußen vor dem Restaurant in der angenehm kühlen Abendluft. Ich hatte meinen Mantel bereits zugeknöpft, während Louis noch immer im T-Shirt dort stand, die Jacke nur über seine Schulter gehängt.
„Ist dir nicht kalt?", fragte ich besorgt, doch er schüttete nur mit dem Kopf.
„Nein, ist ja nicht weit bis zum Auto. Danke für den Abend Harry.", erneut schenkte er mir ein wieder eher scheues Lächeln, ehe er einen Schritt zurücktrat.
„Darf ich dich wieder sehen?", fragte ich deshalb, spürte wie wieder die Aufregung auf Hochtouren lief und die Angst vor einem „Nein" so unbändig groß war.
Er blickte für einen Moment in die Ferne, bevor er sich mir wieder zuwendete und nickte.
„Ja, darfst du. Sehr gern. Es war ein schöner Abend und ich danke dir. Ich melde mich.", sagte er, bevor er sich endgültig von mir wegdrehte, im Laufen noch „Fahr vorsichtig und schlaf gut.", rief und dann hinter der nächsten Hausecke verschwand.
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Should I really trust you, again? (L.S.) 2.Teil der Heptalogie
FanfictionFortsetzung von „Copy of a Copy of a Copy": Ist es möglich zerstörtes Vertrauen zurückzubringen? Reichen Gefühle aus, um ein gebrochenes Herz zu reparieren? Kann ein Mensch sich wirklich ändern, oder ist alles nur schöner Schein? Kann Harry nach all...