Nachdem ich mich wieder beruhigt hatte und nicht mehr das Gefühl hatte, als würden meine Wangen brennen, ging ich wieder in die Haupthöhle und sah, wie Dream verträumt ins Feuer starrte. Er schien über etwas nachzudenken, sein Blick fest von züngelnden Flammen verschlungen und bemerkte mich gar nicht, als ich nähertrat und mich vor das wärmende Feuer setzte. Es war nicht kalt, da es ja gerade Sommer war, doch der Regen hatte die vorher herrschende Schwüle frischer gemacht und so war mir der warme Schein des Feuers mehr als willkommen. Ich räusperte mich, um auf meine Anwesenheit aufmerksam zu machen und Dreams Kopf schnellte zu mir herum, doch sogleich blickte er wieder weg. Es schien als hätte ich ihn brutal aus seinen Gedanken gerissen und mit meinem Räuspern aus einer mir fremden Welt auf die Erde zurückgebracht.
"Ich habe einen riesen Hunger", warf ich in die Stille hinein, die nur durch das Knistern des Feuer unterbrochen wurde. Dream antwortete sofort: "Ich hole uns schnell etwas." Damit war er auch schon wieder verschwunden.
Verwundert über sein so plötzlich völlig anderes Verhalten hatte das Feuer nun meinen Blick gefangen und ich merkte, wie ich mich darin zu verlieren begann. Mein Vater hatte immer gesagt, dass man so gerne in das Feure starrte, weil es die eine Sache ist, die ein Mensch nicht unter seine Kontrolle bringen kann, obwohl er es erschaffen hat. Der Mensch kann zwar überall wo es ihm beliebt ein Feuer zum Leben erwecken, doch die Flammen an sich, die züngeln in genau die Richtung, in die sie züngeln wollen. Dann hatte mein Vater immer gesagt, dass das Feuer ihn an meine Mutter erinnere, da sie auch so frei, so wild wie das Feuer gewesen sei, doch ich hatte die Worte frei und wild nie ganz nachvollzeihen können und mein Vater hatte sie nie richtig erklären können. Ich schätzte für jeden sind dies beiden Begriffe etwas anderes und ich musste sie für mich auch noch selbst definieren. Denn obwohl das Feuer etwas Anziehendes hatte, so barg es doch etwas Zerstörerisches, wenn es außer Kontrolle geriet. Wenn es sich dazu entschied, mal nicht nach der Pfeife der Menschen zu tanzen, sondern sein eigens Ding durchzuziehen, dann besaß das Feuer eine Macht, die mir unheimlich war, doch egal wie oft ich mir dies in Erinnerung rief, ich konnte trotzdem nicht aufhören in seine hellen Flammen zu blicken. Es faszinierte mich, dass ein so kleines scheinbar harmloses Feuer ganze Städte verbrennen und hunderten Menschen das Leben rauben könnte und doch werden jede Nacht ohne Bedenken tausende entzündet.
Dream kam wieder zurück in die Haupthöhle und hatte in seiner Hand mehrere Stücke geräuchertes Fleisch. Er gab mir davon die Hälfte und ließ sich dann vor dem Feuer nieder, sodass er mir genau gegenübersaß, wodurch die Flammen seine sonst weiße Maske in ein warmes Licht tauchten. Bevor er jedoch einen Bissen nahm, stöhnte er genervt auf.
"Was ist?", fragte ich und meine Stimme klang fast schon besorgt.
"Ich Dummkopf habe das Salz vergessen und ohne Salz schmeckt das Fleisch nicht sonderlich"
Ich konnte förmlich spüren, wie er seine Augen verdrehte und bevor ich darüber nachgedacht hatte, hörte ich mich selbst sagen: "Wo ist es? Ich hole es für uns." Ein zaghaftes Lächeln schlich sich auf seine Lippen, das ich fast gegen den hellen Schein des Feuers nicht ausmachen konnte, bevor er erklärte: "Im Vorratslager im grünen Beutel."
Ich nickte nur und machte mich augenblicklich auf den Weg zu der Nebenhöhle, die als Vorratslager diente. Durch das herrschende Gewitter konnte ich nicht genau ahnen welche Tageszeit wir hatte, da die dicke Wolkendecke jegliches Sonnenlicht abfing, sodass es schon wirkte, als wenn es Abend wäre. Ich unterdrückte ein Gähnen und blickte auf die Regale in der Vorratskammer, vor denen ich gerade stand. Ganz rechts war eine gesamte Zeile gefüllt mit Beuteln, alle in verschiedenen Größen und verschieden befüllt. Dream hatte gesagt, dass das Salz in dem grünen Beutel wäre.
Augenblicklich schlug ich mir an den Kopf. Wie konnte ich nur so dumm sein.
Ich war ja farbenblind und konnte nicht erkennen, welcher von diesen Beuteln jetzt grün war und welcher nicht, weshalb das Finden des Salzes nun zu einem Ding der Unmöglichkeit wurde. Würde ich anfangen all diese Beutel nach Salz durchzuprobieren, wäre ich wahrscheinlich morgen noch hier und Dream würde nach einer gewissen Zeit bestimmt herkommen, um zu sehen, warum ich so lang brauche. Ich verfluchte mein müdes Gehirn, dass mal wieder höflich und zuvorkommend sein wollte, schnappte mir einen Beutel, der nicht zu groß und auch nicht zu klein für Salz wirkte und stapfte wieder zurück in die Haupthöhle.
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Die Träne der Königin// DNF
FanfictionGeorge, der Prinz von Tortanien, ist nach dem Tod seines Vaters mit der Aufgabe konfrontiert der neue König zu werden. Doch alles, was er wirklich will, ist Freiheit. In Freiheit sein Leben endlich leben und in Freiheit er selbst sein. George entwic...