18. Kapitel

131 17 20
                                    

Der Wald war seltsam ruhig als Schmutzpfote ihrem Mentor zwischen die Bäume folgte. Jede einzelne Nadel der Kiefern, Zedern und Fichten war überzogen mit einer dünnen Schicht gefrorenener Kristalle und die Flocken begannen, immer dichter zu fallen, sodass die Tigerkätzin den orangefarbenen Pelz ihres Mentors kaum noch erkennen konnte. Die Kälte drang unangenehm durch ihren dünnen Pelz, aber Schmutzpfote konnte nicht anders, als diese neue, weiße Welt zu bestaunen. Es schien, als hätte der Schnee eine gespenstische Stille in ihr Territorium getragen. Kein Vogel sang, keine Maus raschelte. Es war einfach still. Nur Sonnenstrahls Schritte echoten gemeinsam mit ihren durch das Labyrinth an Bäumen.

"Was machen wir heute?", fragte Schmutzpfote flüsternd, um die geheimnisvolle Ruhe nicht zu zerstören. Sonnenstrahl schien die Atmosphäre jedoch komplett egal zu sein.

"Ich zeige dir, wie man Vögel jagt", miaute er, seine Ohren zuckten bei jeder Schneeflocke, die sie streiften. "In der Blattleere sind sie unsere einzige, sichere Nahrungsquelle."

Vögel jagen...das klingt doch gar nicht so schwer, dachte Schmutzpfote, doch die Zweifel nagten bereits an ihr, seit sie das Lager verlassen hatten. Was, wenn Sonnenstrahl wieder nicht zufrieden war, mit dem, was sie zustande brachte?

Wenn ich eines nicht ausstehen kann, dann ist das Versagen, hallten Sonnenstrahls Worte in ihren Ohren wider. Sie schluckte schwer. Sie durfte einfach nicht versagen! Sie musste mehr über Sonnenstrahl herausfinden, aber das ging nicht, wenn er sie wegen ihrer Fehler verachtete.

Plötzlich ertönten Schritte hinter ihnen, der Schnee knirschte unter fremden Pfoten wie auf Kies.

"Wartet auf mich!"

Die Stimme ließ Schmutzpfotes Ohren nach oben sausen. Blitzschnell drehte sie sich um.

"Libellenflügel!", rief sie dem braun-weißen Kater freudig entgegen. Ihr Freund sprang mit ausladenden Sätzen über die Schneedecke auf sie zu.

"Ameisenstern schickt mich. Ich soll euch begleiten", miaute Libellenflügel und stupste Schmutzpfote liebevoll in die Flanke.

Die junge Schülerin konnte nicht anders, als die unglaubliche Erleichterung zu fühlen, die in ihrer Brust aufstieg, allein hervorgerufen, durch Libellenflügels Anwesenheit.

"Meinetwegen", grummelte Sonnenstrahl, seine goldenen Augen funkelten gereizt. Schließlich deutete er jedoch mit einem Kopfnicken zwischen den beiden Kiefern hindurch, vor denen sie angehalten hatten. "Wir sind da."

Neugierig linste Schmutzpfote zwischen den dicht beieinander stehenden Bäumen hindurch. Ein großes, dornenbesetztes Gestrüpp erstreckte sich dort auf einer Lichtung, die Äste waren überzogen mit kleinen, schwarzen, verschrumpelten Beeren. Bestimmt würde der Frost sie bald überziehen, so schnell wie es an diesem Tag abgekühlt hatte.

"Das sind Brombeeren", erklärte Sonnenstrahl. "Beerenbüsche sind sehr wichtig für die Jagd in der Blattleere. Die Vögel kommen hierher, wenn sie auf Nahrungssuche sind."

Tatsächlich vernahm die Tigerkätzin leises Vogelgezwitscher aus dem Dickicht der Stacheln, sofort verengten sich ihre Pupillen zu Schlitzen.

"Mach es mir nach Schmutzpfote", befahl ihr Mentor und kauerte sich in einer geduckten Haltung zusammen, den Schweif gerade wie ein Stock von sich gestreckt, die Ohren angelegt.

Zweifelnd fiel Schmutzpfote ebenfalls in ein Kauern, jedoch war diese Position unbequem und kam ihr einfach falsch vor. Wie sollte sie so springen, geschweige denn, schleichen?

"Nein, deine Vorderpfoten müssen unter die Schultern, du siehst aus wie ein Frosch auf dem Donnenweg", knurrte Sonnenstrahl und schob ihre Vorderbeine unter ihren Körper. "Nicht perfekt, aber schon besser."

WarriorCats-Das Geheimnis der SonneWo Geschichten leben. Entdecke jetzt