6. Sehr dünne Wände

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Am Morgen wachte Julian total übermüdet auf, er blinzelte vorsichtig. Ihm war furchtbar warm.

Er wollte sich gerade von der Decke befreien, als ihm klar wurde, dass er sich gar nicht richtig zugedeckt hatte. Julian wollte sich strecken, da er sich fürchterlich verkrampft fühlte. Doch daraus wurde nichts, er wurde festgehalten.

Halb auf ihm, halb neben ihm lag nämlich Kai. Der verwunderte Dortmunder wusste nicht wie er reagieren sollte.

Als dann auch noch Bewegung in Kai kam, war er endlos überfordert, denn der junge Fußballer begann kleine Kreise auf seine Brust zu malen.

„Kai." flüsterte Julian.

Doch der reagierte nicht, zu mindestens nicht so wie es Julian wollte. Er schob sich weiter auf den Blonden und brachte diesen nun richtig in Bredouille.

Kai zog seinen Oberschenkel weiter nach oben und kuschelte sich enger an seine Brust.

Scharf zog Julian die Luft ein.

Das konnte Kai doch nicht mit ihm machen, nicht jetzt, nicht hier.

„Kai." er versuchte seine persönliche Wärmeflasche mit etwas mehr Nachdruck zu wecken und es funktionierte nun wirklich.

Kais Augendeckel flackerten, bis er sie nach einigen Sekunden dann komplett öffnete.

„Morgen." nuschelte Kai, dabei berührten seine zarten Lippen Julians Brust.

„Ja dir auch einen schönen guten Morgen Kai, lass mich mal los, ich muss aufs Klo." Der Blonde klopfte sich auf die Schulter für diese unfassbar gute Idee, die ihm über die Lippen ging, bevor er überhaupt darüber nachgedacht hatte.

Langsam löste sich Kai und drehte sich auf die andere Seite.

Und was machte der andere Fußballer.

Der stand vor dem Spiegel im Bad und stützte sich auf dem Waschbecken ab.

„Was für ein Shit!" Fluchte Julian, vielleicht etwas zu laut.

Nicht nur, dass er sich hier im Bad eingeschlossen hatte und draußen sein Kumpel wahrscheinlich noch in die Kissen gekuschelt schläft, hatte er noch ein ganz anderes Problem weiter unten.

Nachdem er dieses Problem nicht mit Gedanken an seine Oma lösen konnte, stellte er sich unter die kalte Dusche. Solch eine Situation wollte er eigentlich vermeiden, sich zusammenreißen und nicht Kai abknutschen. Hat super geklappt.

Julian, hast du wieder hervorragend hinbekommen, ohrfeigte er sich selber.

Wie sollte er es beschreiben? Kai war für ihn nicht nur ein Mitspieler oder guter Kumpel. Nein, seit er aus Leverkusen weg war und für Chelsea kickte, war etwas anders. Sie sahen sich nicht mehr wöchentlich, simsten nicht mehr täglich.

Scheiße, er wusste noch nicht einmal ob Kai überhaupt noch seine Spiele verfolgte.

Julian tat dies. Das Ergebnis interessierte ihn weniger, viel wichtiger war ihm, wie Kais Performance war. In seiner Anfangszeit versuchte er den Jüngeren immer wieder aufzubauen, da er natürlich wusste, wie hart es für ihn sein musste, sich beim großen FC Chelsea durchzusetzen.

Als hätten diese Gedanken seine jetzige Situation irgendwie verbessert, nein sondern verschlechtert. Der Druck seines erregten Gliedes tat ihm inzwischen nur noch weh, er brauchte dringend Erleichterung.

Als er seinen Schwanz mit seiner Hand umfasste, stöhnte er direkt tief auf.

Genau das hatte er jetzt gebraucht. Viele Bewegungen brauchte er nicht mehr, dann kam er auch schon.

Der Dortmunder duschte schnell fertig und beseitigte alles Spuren, Kai musste ja nicht mitbekommen, was er hier gerade veranstaltet hatte.

Für Julian war es nicht das erste Mal, dass er sich auf Kai einen heruntergeholt hatte, doch heute lag Kai nur ein Zimmer weiter und sie waren nur durch eine dünne Wand getrennt. Ganz schön leichtsinnige Aktion, aber wer hätte denn in dieser Situation noch einen klaren Gedanken fassen können.

Kurz darauf verließ der Blonde das Bad und ging ohne Kai anzuschauen direkt zu seinem Koffer, um sich frische Klamotten rauszusuchen.

Was Jule nicht mitbekam, Kai ging es ähnlich. Ihm konnte es nur Recht sein, dass ihn der Blonde ignorierte.

Kai schlief nicht, Kai hörte Jule in der Dusche stöhnen. Seinem eigenen Problem half das aber eher weniger.

Denn auch er verschaffte sich nun Erleichterung unter der Dusche, allerdings deutlich leiser, da er wusste, wie hellhörig die Wände in ihrem Zimmer waren.

Kurz nach acht Uhr in der Früh schlugen die beiden beim Frühstücksbüffet auf.

„Jungs, da seid ihr ja endlich!" rief Joshua durch den Saal.

Doch von den beiden bekam er nur ein müdes Lächeln zurück.

Nachdem sie sich etwas vom Büfett genommen hatten, setzten sie sich zu Bernd, Jonathan und Joshua an den Tisch.

Die drei waren ihnen die sichersten, um nicht gleich zum großen Gespräch zu werden.

„Jule, was geht? Ich dachte du wärst wenigstens hier mal pünktlich?" lachte Marco hinter ihm und kippte ihm mit dem Stuhl entgegen.

Doch Jule antwortete nur: „Warum mit Traditionen brechen?"

Die anderen an seinem Tisch lachten kurz, beschäftigten sich dann aber wieder mit sich selbst.

Heute ein Tag nach dem Spiel stand für die Startelf nur ein kurzes Regenerationstraining auf dem Plan.

„Julian und Kai, ihr habt noch einen Termin bei der Presse."

Na toll, heute war einfach sein Tag und er wurde von Minute zu Minute auch nicht besser, dachte Julian Brandt.

Jetzt saß er mit Kai vor der Kamera, bemüht völlig normal zu wirken.

Das Schöne war jedoch, sie wirkten nicht nur so, sondern sie waren es auch.

Sie scherzten, sie lachten, sie tauschten kurzen Körperkontakt aus, als wäre nie etwas passiert.

Nach einer Stunde war das Video im Kasten und sollte wenig später auf YouTube online gehen.

„Kai ..." rief Jule, da der Größere viel schneller in Richtung Zimmer lief, als er selbst.

„Kai...

„... jetzt warte doch mal."

Julian joggte ein paar Meter um wieder aufzuschließen.

„Was?" fragte Kai mit einem zickigen Unterton.

„Was ist mit dir?"

Kai hielt plötzlich inne, so plötzlich, dass Jule nicht mehr reagieren konnte und voll in Kai hinein lief.

„Das fragst du noch!" patzte Kai seinen Kumpel an.

„Du hast mich geküsst! Julian geküsst! Was sollte das?" er konnte sich nicht mehr zurückhalten. Der Londoner war mit der ganzen Situation völlig überfordert, schon den ganzen Tag fiel es ihm unfassbar schwer sich zusammen zu reißen, doch jetzt musste er Druck ablassen.

„Ich ... äh ... Kai.... Es tut mir leid, ich weiß auch nicht was in mich gefahren ist." Der junge Dortmunder kam in Erklärungsnot. Mit dieser direkten Frage hatte er nicht gerechnet.

„Ja das frage ich mich auch." kopfschüttelnd setzte Kai seinen Weg fort.

„Warum hast du dann erwidert?" fragte Jule.

Ja, warum hatte er erwidert.

Er konnte ja schlecht sagen, weil es gut war, weil er es unbedingt wiederholen wollte, weil es ihn geil gemacht hatte.

Aber warum war das so?

Jule war sein Kumpel, sein Freund, den man eigentlich nicht küssen sollte.

What is Love? - BravertzWo Geschichten leben. Entdecke jetzt