Georges POV:
Ich ging in die Haupthöhle und wunderte mich darüber, wie ich in mein Bett gekommen war, denn das Letzte, an was ich mich erinnern konnte, war, dass ich in Dreams Armen eingeschlafen war.
Wie würde er heute auf mich reagieren? Er hatte mir zwar gestern mehr als weis gemacht, dass er meine Farbenblindheit nicht als Fehler annahm, doch meine innere Stimme wurde ich nicht so einfach los. Sie schob den irrationalen Gedanken, dass Dream seine Meinung über Nacht geändert haben könnte, oder mir nur etwas vorgespielt hatte, weil er nicht gewusst hatte, wie er mit meinem Weinen umgehen sollte, immer wieder in den Vordergrund. Ich spürte, wie meine Nervosität stieg und ich sofort begann mir das Schlimmste auszumalen. Was wenn er mich anschreien würde, mich beschimpfen würde und mich dann letzten Endes hier draußen in der Wildnis, wo ich keine Ahnung hatte, wo ich war, alleine lassen würde?
Der Gedanke hätte sich normalerweise weitergesponnen, ein dichtes stabiles Spinnennetz gebildet, dass mich dann durch Angst davon abgehalten hätte Dream noch einmal zu sehen, doch der Gedanke wurde von dem Verbrecher höchstpersönlich unterbrochen, denn ich erblickte ihn mit einem Strauß Waldblumen in der Hand auf einem der Holzstämme sitzen und es machte den Anschein auf mich, als ob er warten würde.
"Morgen", sagte ich mehr als verwirrt und augenblicklich sprang Dream auf und erneut zierte sein leicht schiefes angesetztes Lächeln seine Lippen. Er schien völlig verändert, als er schnellen Schrittes auf mich zukam, denn es wirkte, als hätte er über Nacht unerwartet eine Ladung Lebensenergie bekommen, sodass er nun nur mehr für einen kurzen Zeitraum still sein konnte.
"Guten Morgen", erwiderte er,, seine Stimme gefüllt mir Euphorie. War er aufgeregt? Mein Blick fiel auf die Blumen in seiner Hand und ich deutete auf sie, während ich fragte : "Wofür sind die Blumen?"
"Für dich", kam es augenblicklich von ihm zurückgeschossen und nun war ich vollkommen verwirrt. Wieso holte mir Dream Blumen?
"Für mich?", wollte ich mich nochmals vergewissern.
"Kein Grund gleich rot zu werden, Prinzessin", entgegnete Dream meine Frage und sofort bestritt ich: "Ich bin nicht rot!"
"Stimmt, aber jetzt bist du es", kam erneut eine Antwort, die mich völlig unvorbereitet traf und die mich nun perplex in diese weiße grinsenden Maske blicken ließ. Die schlimmste Sache allerdings war, dass er recht hatte, denn ich spürte Hitze in meine Wangen steigen. Ich war es einfach nicht gewöhnt, dass jemand so mit mir sprach und es war einfach eine unangenehme und peinliche Situation für mich. Noch nie hatte mir jemand Blumen gebracht. Blumen nur für mich. Wie sollte ich da reagieren?
Schnell schüttelte ich meinen Kopf und realisierte, dass Dream schon wieder zu dem Stamm gesprungen war. Er sprühte wohl gerade über vor Energie und ich wünschte ich könnte etwas davon abhaben, denn an die harte Matratze hatte ich mich immer noch nicht gewöhnt und dementsprechend angenehm war auch mein Schlaf gewesen.
"Komm zu mir", forderte mich Dream nun auf und ich spürte, wie sich bei seinen Worten Trotz in mir aufbaute.
"Sag bitte", widersprach ich und diesmal war Dream es der verwirrt wirkte.
"Was?", fragte er und ich wiederholte es gern noch einmal für ihn: "Sag bitte, dann komm ich vielleicht zu dir" Ich wusste nicht, wieso es mir gerade so wichtig war, dass es Bitte sagte, doch irgendwie wollte ich ihn auch verwirren, nachdem er mich vorhin so aufgezogen hatte. Es war einfach nur blödes Gerede und gespieltes Beleidigt-Sein, doch ich spürte ein Lächeln, dass immer mehr auf meinen Lippen seinen Platz finden wollte. Irgendwie hatte der Abend gestern ein Eis zwischen uns gebrochen.
"Bist du jetzt eingeschnap-"
"Sag einfach nur bitte. Das ist das mindeste an Höflichkeit", unterbrach ich ihn und genoss den Anblick vor mir. Dream war in seiner Bewegung, den Blumenstrauß auf den Boden zu legen, eingefroren und schien nicht zu wissen, was er sagen sollte. Es herrschte ein kurzer Moment des Schweigens, indem ich mit verschränkten Armen und unterdrücktem Lächeln auf seine Reaktion wartete, bis er schließlich seufzte und murrte: "Du hast Recht".
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Die Träne der Königin// DNF
FanfictionGeorge, der Prinz von Tortanien, ist nach dem Tod seines Vaters mit der Aufgabe konfrontiert der neue König zu werden. Doch alles, was er wirklich will, ist Freiheit. In Freiheit sein Leben endlich leben und in Freiheit er selbst sein. George entwic...